"Menschenrechtsverletzungen"

Naßweiler. Die Naßweiler Bergschäden ein Thema für die Europäische Kommission? Mehrere Dutzend Hausbesitzer und die Gemeinde als Eigentümer eines durch Grubensenkungen schwer beschädigten Kanalnetzes hätten wohl nichts dagegen, wenn ihr Sehnen nach angemessener Schadensregulierung endlich auf höchster politischer Ebene Unterstützung fände

 Die Europaabgeordneter der Grünen Hiltrud Breyer (Mitte) gestern im Gespräch mit dem von Bergschäden betroffenen Eheepaar Stefanie und Jürgen Frey in Naßweiler. Foto: Becker & Bredel

Die Europaabgeordneter der Grünen Hiltrud Breyer (Mitte) gestern im Gespräch mit dem von Bergschäden betroffenen Eheepaar Stefanie und Jürgen Frey in Naßweiler. Foto: Becker & Bredel

Naßweiler. Die Naßweiler Bergschäden ein Thema für die Europäische Kommission? Mehrere Dutzend Hausbesitzer und die Gemeinde als Eigentümer eines durch Grubensenkungen schwer beschädigten Kanalnetzes hätten wohl nichts dagegen, wenn ihr Sehnen nach angemessener Schadensregulierung endlich auf höchster politischer Ebene Unterstützung fände. So wurde denn am gestrigen Nachmittag aufmerksam zur Kenntnis genommen, dass die saarländische Abgeordnete des Europaparlamentes, Hiltrud Breyer (Die Grünen) zu einer Ortsbegehung aufbrach und Tätigwerden im Interesse der Bürger ankündigte - auffallend spät, wie Bürgermeister Peter Duchene (CDU) und Ortsvorsteher Hans-Werner-Franzen (SPD) unverblümt befanden. Bereits vor zwei Jahren sei eine Einladung an die saarländischen Europa-Politiker gegangen, Breyer habe nichts von sich hören lassen, Jo Leinen (SPD), und Doris Pack (CDU) seien angereist. So war denn auch nicht verwunderlich, dass Hiltrud Breyer den Sach- und Diskussionsstand an diesem gestrigen Tag kaum bereichern konnte. Sondern vielmehr selbst Nachhilfe in Anspruch nehmen musste. Vor allem Gangolf Hontheim, der Leiter der Stabsstelle zur Vermittlung in bergbaubedingten Konflikten, tat sich als rechtskundiger Experte auf kompliziertem Feld hervor und versicherte für sein Haus, bereits Tag für Tag "unser Bestes" zu geben. Wie zu hören war, gibt es, gut fünfeinhalb Jahre Jahre nach Ende des Bergbaus unter Naßweiler, inzwischen Ansprechpartner in Frankreich (ein Fortschritt), die allerdings nicht mit freier Hand Geld auszahlen. Manche Fälle erledigen sich mit Diplomatie, manche liegen vor Gericht. Der geschädigte Bürger Harald Neudeck sagte, es sei "untragbar", dass "die Politik" die Opfer des Bergbaus im Kampf für Entschädigung nicht unterstütze. Früher habe "die Politik" ja auch den Bergbau hofiert. Ortsvorsteher Franzen wünschte sich, dass der deutsche Grubenbetreiber RAG die Ansprüche der deutschen Geschädigten übernimmt, quasi in Geschäftsbesorgung für die Franzosen. Und dass Strukturhilfegeld ins gebeutelte Naßweiler fließt, anstatt in ein "Luxusprojekt" wie Stadtmitte am Fluss in Saarbrücken. Frau Breyer und der Grünen-Landeschef Hubert Ulrich konnten sich spontan auch einen "saarländischen Rechtshilfefonds" für die Geschädigten vorstellen. Und eine Initiative der Grünen in Brüssel für Naßweiler, die auch die anderen Parteien unterschreiben. Am besten gefiel aber den Leuten im Dorf gestern, dass die Europa-Abgeordnete, kaum hatte sie den Überblick, von "Menschenrechtsverletzungen" sprach. So sehen sie die Lage nämlich auch.

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