Arbeit, die Menschen Würde verleiht

Friedrichsthal · Die Neue Arbeit Saar betreibt den ,,Bildstocker Kauftreff“. Am Mittwochmorgen war dort Ministerin Anke Rehlinger zu Gast. Um mehr zu erfahren über das Projekt.

 Gruppenbild mit Ministerin Anke Rehlinger (Sechste von links) im Bildstocker Kauftreff. Foto: Thomas Seeber

Gruppenbild mit Ministerin Anke Rehlinger (Sechste von links) im Bildstocker Kauftreff. Foto: Thomas Seeber

Foto: Thomas Seeber

Eine regelrecht unter die Haut gehende Rede, die aus nur wenigen prägnanten Sätzen bestand, hielt Jürgen Bender zum guten Schluss. Der ehemalige Präsident des Landessozialgerichts und jetzige Vorsitzende des Verwaltungsrats der Neuen Arbeit Saar (NAS) erklärte den Sinn und Zweck seiner Institution (,,wir haben auch schon keltische Prinzessinnen ausgegraben"). Die NAS agiert seit 40 Jahren in einem sinnvollen Geschäftsfeld. Bender sprach von Menschen, die platzen vor Stolz, wenn sie am Ende des Tages sehen, was sie mit ihrer Hände Arbeit geschaffen haben. Er sprach von Arbeit, die Menschen Würde verleiht und von der Unerträglichkeit, jemanden nur mit Geldleistungen abzuspeisen. Vor allem dem Gast aus der Landeshauptstadt zugewandt, beendete er seine Ausführungen mit den Worten: ,,Unterstützen Sie uns! Das war's".

Zu Besuch im ,,Bildstocker Kauftreff" inklusive Café und gemütlicher Sitzecke, war am Mittwochmorgen Wirtschaftsministerin Anke Rehlinger, um mal zu schauen, was hier geleistet wird - auch mit finanzieller Unterstützung der Landesregierung. Von NAS-Geschäftsführerin Monika Steffen-Rettenmaier konnte sie quasi zwischen Vogelfutter und Nudeln erfahren, dass in dem gut sortierten und freundlichen Laden, der vergangenes Jahr in einem einstigen Modehaus eröffnete, 15 Frauen eine Arbeit fanden. Sie haben hier allesamt einen Ein-Euro-Job und werden betreut von einer Fachanleiterin sowie auch von einer Sozialpädagogin. Das Geschäft selbst, so Steffen-Rettenmaier im Gespräch mit der SZ, laufe recht gut, sei aber auch noch ,,entwicklungsfähig".

Am Bildstocker Kreisel steht der Laden, dessen Mitarbeiterinnen betagten Menschen auch mal die allzu schwere Einkaufstasche nach Hause tragen und die gewünschte Ware per Fahrzeug kostenlos ausliefern. Das freut auch Bürgermeister Rolf Schultheis. Er sprach davon, dass hier ein sinnvolles Beschäftigungs- und Qualifizierungsangebot gewachsen sei und ältere Leute wohnortnah mit den Dingen des täglichen Bedarfs versorgt werden können. Anke Rehlinger wiederum ließ wissen, dass sie sich auch weiterhin für öffentlich geförderte Beschäftigung einsetzen wolle, weil man dadurch einer am Arbeitsmarkt benachteiligten Klientel eine neue Lebensperspektive bieten könne.

Einen Überblick über das, was die NAS im Saarland tut, steuerte Carola Schlichter-Lehnert bei. Sie ist die sozialpädagogische Leiterin der Saarbrücker Abteilung. Hier im Telegrammstil mit den wichtigsten Fakten: 118 Stammbeschäftigte - vor allem Anleiter, Sozialpädagogen, Lehrer und Sprachmittler. Betreut werden nahezu im gesamten Saarland 700 Teilnehmer in 46 Projekten. Die NAS bietet, basierend auf ihrem Auftrag als kirchlich getragene diakonische Einrichtung, Qualifizierung und Beschäftigung insbesondere für die Zielgruppen des Arbeitsmarktes, die zur Verbesserung ihrer Wettbewerbsfähigkeit einer zusätzlichen Förderung bedürfen, etwa Männer und Frauen, die man Langzeitarbeitslose nennt.

Tiefbau, Begrünung, Sozialkaufhaus/Umzugshilfe, Lebensmittelverkauf und kunsthandwerkliche Gestaltung - all das ist möglich und wird von Fachleuten betreut.

Eineinhalb Stunden ließ sich die Ministerin Zeit, um alles über das Bildstocker Projekt zu erfahren. Wobei sie in ihrer erfrischend rustikalen Art auch eine ältere Kundin ,,einfing", die gleich wieder auf dem Absatz kehrt machen wollte, als sie des Menschenauflaufs im Laden ansichtig wurde.

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