Kein Herz fürs Ehrenamt? Der Brandbrief des Brandinspekteurs

Regionalverband · Brandschutzgutachten können keine Sache fürs Ehrenamt sein, sagt Tony Bender, ehrenamtlicher Brandinspekteur im Regionalverband, und schreibt der Staatskanzlei.

Tony Bender, Brandinspekteur im Regionalverband, hier mit einer demontierten, ehemaligen Saarbrücker Sirene bei der Berufsfeuerwehr.  

Tony Bender, Brandinspekteur im Regionalverband, hier mit einer demontierten, ehemaligen Saarbrücker Sirene bei der Berufsfeuerwehr.  

Foto: BeckerBredel

Als „Brandbrief“ bezeichnet man einen dringenden schriftlichen Appell, der einen Missstand aufzeigen will und Abhilfe einfordert.  In diesem Fall kommt ein solcher Brandbrief vom Brandinspekteur des Regionalverbandes, und er richtet sich mit seiner Bitte um Abhilfe der Missstände direkt an Ministerpräsident Tobias Hans. Es geht dabei schlicht um eine Arbeitsüberlastung der Ehrenamtler. Denn Brandinspekteur Tony Bender – der von zwei Stellvertretern unterstützt wird – hat dieses Amt ehrenamtlich inne. Hauptberuflich ist Bender Leiter des Sport- und Bäderamtes der Landeshauptstadt Saarbrücken.

Als Brandinspekteur ist er nicht nur bei vielen der größeren Feuerwehreinsätze im Regionalverband vor Ort, er schreibt auch, wenn es um Baugenehmigungen geht, brandschutztechnische Gutachten.  Für so ein mehrseitiges Prüfgutachten, das sich mit den Brandschutzkonzepten größerer Bauvorhaben befasst, benötige man, je nach Umfang, etwa drei bis fünf oder auch mal sechs Stunden, sagt Bender auf Anfrage der SZ. Und übers Jahr fallen 50 bis 60 Gutachten an, deren Bearbeitung sich Bender mit einem seiner Stellvertreter teilt.

Was Bender in der ganzen Sache offenbar am meisten wurmt, ist fehlender Rückhalt durch das eigentlich zuständige Innenministerium, bei dem er schon auf das Problem aufmerksam machte. Er könne nicht verhehlen, so Bender im Schreiben an den Ministerpräsidenten (mit der Überschrift „Das Ehrenamt funkt SOS“), dass er sich „über die mangelnde Wertschätzung“ ärgere, die das Ministeriums für Inneres, Bauen und Sport dem Ehrenamt in den Feuerwehren entgegenbringe – das habe sich auch bei anderen Themen gezeigt, und im Zusammenhang mit dem Thema „Feuerwehr und Baugenehmigung“ sei es inzwischen „jenseits von dem, was im Ehrenamt noch hingenommen werden kann“. Schon zur Weihnachtszeit 2017 habe er Innenminister Klaus Bouillon in einem umfangreichen Schreiben um Entlastung gebeten und Ostern 2018 nochmals daran erinnert, habe zwischenzeitlich aber nur – nach Aufforderung – einen Zwischenbescheid des zuständigen Referats erhalten. Ende Januar habe dann – etwa ein halbes Jahr nach dessen Ankündigung – ein Entwurf einer Verwaltungsvorschrift vorgelegen, der aber „aus meiner Sicht massiv von den Interessen der Bauverwaltung getrieben“ sei und keine Entlastung bringe, da er im Wesentlichen den derzeitigen Zustand zementiert.  Und unterdessen gebe es Woche um Woche neue Anfragen zu Stellungnahmen.

Bender plädiert, das Aufgabenfeld künftig nicht mehr ehrenamtlich, sondern, wie in anderen Bundesländern, hauptamtlich bearbeiten zu lassen. So gebe es etwa in Rheinland-Pfalz „Brandschutzdienststellen“ auf Kreisebene, mit Hauptberuflern, die eine Architektenausbildung haben.

Ohne eine Verbesserung der Situation bleibe ihm nur, „die eingeführte und bewährte zentrale Bearbeitung  im Regionalverband aufzugeben und im Wesentlichen an die Wehrführer vor Ort zurückzudelegieren.“

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