Für Kinder aus Deutschland und Frankreich Erste grenzüberschreitende Krippe entsteht in Brebach

Saarbrücken · In dieser Betreuungseinrichtung sollen Kinder aus Saarbrücken und Saargemünd gemeinsam lernen: In Brebach wird eine grenzüberschreitende Krippe gebaut. Was an dem Projekt noch besonders ist.

 Die grenzüberschreitende Betreuungseinrichtung entsteht im Mühlenweg in Brebach.

Die grenzüberschreitende Betreuungseinrichtung entsteht im Mühlenweg in Brebach.

Foto: Sophia Schülke

Noch ist es eine Baustelle im Mühlenweg im Stadtteil Brebach, aber bald sollen hier Kinder von beiderseits der Grenze gemeinsam spielen, essen und lernen. Im Rahmen des Interreg-Projektes „Babylingua“ wird eine grenzüberschreitende Betreuungseinrichtung für Kleinkinder gebaut.

Es ist die erste grenzüberschreitende und bikulturelle Betreuungseinrichtung für Kleinkinder im Einzugsgebiet SaarMoselle – also des Grenzraumes zwischen den Gemeindeverbänden Creutzwald und Saargemünd sowie dem Regionalverband Saarbrücken und dem Gemeindeverband Saint-Avold. Geplant wird die Einrichtung von der Landeshauptstadt und dem Gemeindeverband Saargemünd, Communauté d'Agglomération Sarreguemines Confluences, gemeinsam. Die Federführung hat der Eurodistrict SaarMoselle.

Das heißt im Klartext: „Vom Bau über die Einrichtung und das pädagogische Konzept bis zur Ernährung der Kinder und der Qualifikation des Personals wird das Projekt gemeinsam entwickelt“, sagt Sabine Dengel, Dezernentin der Landeshauptstadt Saarbrücken, zuständig für Bildung, Kultur und Jugend. Und: Deutsche und französische Partner tragen einen Anteil sowohl an den Investitions- als auch den Betriebskosten. Die Trägerschaft hat die Landeshauptstadt Saarbrücken.

Neuland betreten aber beide Städte. Kindertageseinrichtungen, die als zweisprachig zertifiziert sind, gibt es im Saarland viele, andere haben kein solches Label, aber ein zweisprachiges Konzept. „Es gibt in Saargemünd keine vergleichbare gemeinschaftlich deutsch-französisch geplante Einrichtung, in der deutsche und französische Kinder betreut werden“, sagt Jean-Claude Kratz, Vizepräsident der Communauté d'Agglomération Sarreguemines Confluences.

Der Grundstein für die Betreuungseinrichtung in Brebach wurde Anfang Februar 2022 gelegt, die Eröffnung ist für September oder Oktober 2023 geplant. Der Neubau bietet insgesamt Platz für sieben Gruppen im Kita-Bereich, darunter sind jene Krippenplätze speziell für Kinder unter drei Jahren aus Saarbrücken und Saargemünd. Vorgesehen sind 22 Krippenplätze für Kinder aus Saarbrücken, 11 für Kinder aus Saargemünd. „Die Stellen für das Personal haben wir zeitgleich in Deutschland und Frankreich ausgeschrieben“, sagt Dengel. Insgesamt sind es 21,5 Stellen.

Den in Deutschland üblichen Elternbeitrag müssen Deutsche und Franzosen bis zur Abstufung gleichermaßen zahlen. „In Frankreich zahlen Familien aus strukturschwachen Verhältnissen einige Cent pro Stunde für die Krippenbetreuung, die wohlhabendsten Eltern knapp drei Euro“, erläutert Kratz. Unterdessen laufen Verhandlungen mit der französischen Familienkasse, in welchem Umfang sie sich an den Betriebskosten für die französischen Krippenplätze in der Brebacher Einrichtung beteiligen kann.

Ein Projekt, das modellhaft sein kann. Auch, wenn dabei mehr besprochen und andere Wege gefunden werden müssen, als bei anderen Neubauten für Betreuungseinrichtungen für Kleinkinder. „Zwischen Deutschland und Frankreich gibt es in der frühkindlichen Pädagogik teils erhebliche Unterschiede“, sagt Dengel. Ein Beispiel hat Nico Palma, Koordinator für Interkulturalität und Zweisprachigkeit beim Eurodistrict, parat. „In Frankreich ist es sehr verbreitet, dass Krippenplätze geteilt werden, in Deutschland ist das aber weniger üblich. Wir versuchen, hier ein ähnliches Konzept zu finden, das den Gewohnheiten beider Seiten entgegenkommt“, sagt er.

Der gesamte Neubau im Mühlenweg, Kita und Krippe, ist für Kinder von null bis sechs Jahren ausgelegt, und kostet rund zehn Million Euro. Der Anteil der Krippe beläuft sich auf rund 5,3 Millionen Euro. An den Krippen-Kosten beteiligen sich die Landeshauptstadt Saarbrücken, der Gemeindeverband Saargemünd, die EU im Rahmen des Interreg-Projektes in Höhe von bis zu 2,3 Millionen Euro sowie das saarländische Bildungsministerium und der Regionalverband Saarbrücken.

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