Denkmalpflege Neues Interesse an Ludwigskirche

Saarbrücken · Viele fragen, wie es um das Saarbrücker Gotteshaus bestellt ist.

 Die Ludwigskirche zu erhalten ist für die evangelische Kirchengemeinde  und die Stiftung Ludwigskirche eine riesige Herausforderung.

Die Ludwigskirche zu erhalten ist für die evangelische Kirchengemeinde  und die Stiftung Ludwigskirche eine riesige Herausforderung.

Foto: dpa/Werner Baum

Das verheerende Feuer in der Kathedrale Notre-Dame de Paris hat Fernwirkungen bis in unsere Region. Wegen des Unglücks in Frankreich machen viele Menschen sich Gedanken über die Zukunft der Ludwigskirche. Das teilte am Montag Pfarrer Thomas Bergholz von der evangelischen Kirchengemeinde Alt-Saarbrücken mit. Einen spontanen Geldregen wie in Paris kann Bergholz aber nicht vermelden. Deswegen hätten die vielen Anfragen die Gemeinde und die Stiftung für die Ludwigskirche auf eine Idee gebracht. „Wir gehen jetzt mit den anstehenden Maßnahmen an die Öffentlichkeit.“

Bergholz nennt Vorhaben, die viel kosten und welche „die Gemeinde unmöglich alleine stemmen kann“. Zu allen gebe es zwar Zuschüsse, etwa für Denkmalpflege. „Aber auch da muss der Träger ja zum Teil große Eigenanteile einbringen zwischen 50 und 75 Prozent.“

 Sanierungsmaßnahmen, um einen Verfall der Kirche zu verhindern, führen die Vorhabenliste an. Bergholz: „Die Fassade wird massiv wegen der Taubenplage geschädigt, seitdem wir die halbwegs funktionierende Vergrämungsanlage nach Beschwerden der Anwohner abschalten mussten. Die alte Anlage arbeitete mit Ultraschall-Wellen, die manchmal als helles Piepen zu hören waren.“ Eine neue, geräuschlose Anlage koste für die ganze Kirche zwar etwa 120 000 Euro. Rasches Handeln sei jedoch geboten. Der Kot, den die Tauben bereits hinterlassen haben, schädige den offenen Stein massiv.

Es koste voraussichtlich einen hohen sechsstelligen Betrag, die Fassade zu reinigen und die bereits eingetretenen Schäden zu beseitigen.

Weitere Notwendigkeiten? „An erster Stelle wäre eine neue Beleuchtung zu nennen. Die derzeitige Anlage ist aus den 1980er-Jahren und arbeitet mit energiefressenden Halogen-Strahlern. Trotzdem ist es irgendwie immer dunkel in der Kirche.“ Außerdem seien bei Konzerten unschöne und gefährliche Standleuchten aufzubauen, weil der Kirchenteil um den Altar immer im Halbdunkel liege.

Bei Abendgottesdiensten sei es vorn so dunkel, „dass man in den ersten Reihen kaum im Gesangbuch lesen kann“. Eine neue stromsparende LED-Lichttechnik koste zwischen 50 000 und 100 000 Euro.

Auch wäre fast 40 Jahre nach der Wiedereröffnung 1982 ein neuer Innenanstrich fällig. Der jetzige sei an zahlreichen Stellen fleckig und schmutzig. „Da die Kirche deswegen innen bis zur Decke komplett eingerüstet werden muss, schätzen wir hierfür mindestens einen Bedarf von 500 000 Euro.“

Also hoffen Bergholz, seine Gemeinde und die Stiftung noch einmal auf so viel Glück wie vor zwei Jahren. Damals wertete das Förderprogramm „Barock trifft Moderne“ Ludwigskirche, Friedenskirche und Umgebung auf. Es brachte rund vier Millionen Euro Fördergeld nach Alt-Saarbrücken.

Für die Ludwigskirche waren letztlich 1,5 Millionen Euro da. Sie reichten unter anderem für die Erneuerung von Teilen des Dachs, eine neue Glockentechnik und eine modernisierte Heizung. Geld für all das hätte die rund 4000-köpfige evangelische Kirchengemeinde nicht aus eigener Kraft aufbringen können. Die trägt an den jährlichen Unterhaltskosten von rund 100 000 Euro für die Kirche schwer genug. Sie machen ungefähr ein Zehntel der Gemeinde-Einnahmen eines Jahres aus. Und doch bleiben viele Wünsche offen.

 Pfarrer  Thomas  Bergholz.   Foto: Helmut Paulus 

Pfarrer Thomas Bergholz. Foto: Helmut Paulus 

Foto: Helmut Paulus

„Wenn ich eine Wunschliste schreiben dürfte,“ sagt Pfarrer Bergholz, „dann kommen wir auf einen Betrag, der mindestens noch einmal 1,5 Millionen Euro umfasst. Und dann haben wir noch überhaupt nicht vom unvollständigen Wiederaufbau, also von der weiteren Beseitigung der Kriegsschäden, gesprochen, nämlich dem nur zur Hälfte fertiggestellten Figurenzyklus auf der Balustrade.“

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