Klimaschutz Einsamer Kampf für einen Hitze-Notfallplan

Saarbrücken · Der CDU-Kommunalpolitiker Otto Escher will, dass Stadt und Regionalverband sich wie in Frankreich besser um Senioren kümmern.

 Vor allem älteren Menschen machen die heißen Sommer zu schaffen.						  Archivfoto:Waltraud Grubitzsch dpa/lsn

Vor allem älteren Menschen machen die heißen Sommer zu schaffen. Archivfoto:Waltraud Grubitzsch dpa/lsn

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„Alles“, sagt Otto Escher, „hängt eigentlich mit allem zusammen.“ Vielleicht ist es auch deshalb so schwierig, etwas Konkretes zu erreichen: Weil „alles“ ziemlich viel und ziemlich unübersichtlich ist. Zumindest für eine Stadt- und eine Regionalverbandsverwaltung. Otto Escher jedenfalls hat diese Erfahrung gemacht. Der 72-Jährige aus Güdingen sitzt noch bis zum Sommer im Saarbrücker Bezirksrat Halberg. Seine Partei, die CDU, hat ihn nur noch für Platz 16 der Liste zur Kommunalwahl am 26. Mai nominiert. Er ist also raus. „Ich sei zu alt“, habe man ihm gesagt. Er vermutet, dass er „eher zu sehr genervt“ hat. Mit dem Hitze-Notfallplan zum Beispiel.

Otto Escher beschäftigt sich schon lange mit dem Klimawandel. „Es treten immer mehr Wetterextreme auf“, sagt er. „Strakregenfälle und Dürreschäden“, seien das eine, gesundheitliche Gefahren vor allem für Kinder und alte Menschen das andere. „Otto, da musst Du etwas unternehmen“, habe er sich gesagt. Und er dachte, dass das nicht so kompliziert sein könne, weil die Nachbarn in Frankreich, längst einen Hitze-Notfallplan haben.

Im August vergangenen Jahres hat der Leiter des Forbacher Sozialamtes, Jean-Jacques Adam, den Plan so erklärt: Die wichtigsten Maßnahmen betreffen invalide Menschen ab 60 und Senioren ab 65, um die die Kommunen sich im Falle eines Hitzealarms kümmern müssen. „Wir müssen zunächst erfassen, wie viele Senioren in unserer Kommune leben, in Forbach haben wir allein 2400 Menschen über 70“, erläuterte er. Jedes Jahr Anfang April schreibt die Stadt ihre Senioren an und bietet ihnen an, sich freiwillig registrieren zu lassen. „Es geht uns vor allem um die Älteren, die allein zu Hause leben oder abgelegen wohnen und keine Familie in der Nähe haben, das Ziel der Maßnahmen ist, dass niemand zu Hause vergessen wird“, sagte Adam. Außerdem informiere die Behörde die Menschen über mögliche Gefahren.

So einen Plan will Escher auch für Saarbrücken, am besten für den ganzen Regionalverband. Er hat im September vergangenen Jahres im Bezirksrat einen entsprechenden Antrag gestellt. Der Bezirksrat erklärte sich für nicht zuständig, reichte die Forderung weiter an die Stadtverwaltung. Die hielt das Gesundheitsamt des Regionalverbands für zuständig.

Vor wenigen Tagen nun hat Regionalverbandsdirektor Peter Gillo der Stadtverwaltung mitgeteilt, dass er die Beschlussfassung des Bezirksrates in Sachen Hitze-Alermplan „mit Interesse verfolgt“ hat. Eine gesetzliche Informationspflicht durch das Gesundheitsamt bestehe allerdings nicht. „Im Allgemeinen“ informiere man aber durchaus. Ein echter Alarmplan müsse eh von der Katastrophenschutzbehörde aufgestellt werden – und die liege im Zuständigkeitsbereich der Landeshauptstadt. Der Regionalverband sei „jedoch gerne bereit“, Informationen zum Hitzeschutz, die das Innenministerium herausgibt, auf seiner Internetseite zu verlinken und „für den kommenden Sommer eine entsprechende Informations-Kampagne zu starten“.

Otto Escher ist das alles zu unkonkret. Man brauche einen Plan, man müsse Menschen Hilfe anbieten, indem man ihnen zumindest einen Brief schreibt, sie wie in Frankreich betreut. Man muss eine Stelle einrichten, bei der sich „Menschen, die sich verunsichert fühlen, melden können“. Und die dann auch schnell Besuch vom Amt kriegen.

 Otto Escher  Foto: Martin Rolshausen

Otto Escher Foto: Martin Rolshausen

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Otto Escher selbst rät dazu, sich für heiße Tage einen Notfallkoffer bereitzustellen, vielleicht sogar einen Notfallraum im Keller einzurichten. Er selbst will weiter für den Hitze-Notfallplan kämpfen und dafür, dass in der Stadt und im Regionalverband mehr für den Klimaschutz getan wird – auch ohne politisches Mandat.

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