Als Strafe musste er Schmutzwasser spucken Des Bäckers Geiz und seine Folgen

Alt-Saarbrücken · Was Karl-Ernst Kugler an einer Figur und ihrer sagenhaften Geschichte fasziniert.

 Der Bäcker starrt. Karl-Ernst Kugler starrt zurück.

Der Bäcker starrt. Karl-Ernst Kugler starrt zurück.

Foto: Bast Medien

„Vor allem soll er furchterregend sein“, findet Karl-Ernst Kugler und schaut zu dem Steinernen hinauf, der von der Schlossmauer auf die Vorübergehenden herabblickt. „Das ist unser geiziger Bäcker. Die Legende, die dahintersteckt, spielt zur Zeit des Fürsten Ludwig von Nassau-Saarbrücken.“

Was es mit dem Kopf auf sich hat, ist weitgehend unbekannt. Die Legende ist schnell erzählt: Der Bäcker, er hieß Heed oder Heid, wohnte oberhalb der Schlosskirche und war bekannt dafür, guten Kuchen und leckeres Brot zu backen. „Er war rechtschaffen, aber auch unheimlich knauserig“, erzählt Kugler.

So auch am Weihnachtsabend 1788, als er einer armen Frau ein Brot auf Pump verweigerte und nachrief: „Ich habe mein Mehl nicht gestohlen, um die Ware an Lumpenzeug zu verschenken.“

Der Verzweifelten sei aber geholfen worden, denn Fürstin Katharina von Nassau-Saarbrücken hatte die Szene beobachtet und nahm sich der Armen an. Und ihr Gatte bestrafte den Bäcker für seinen Geiz. Er musste einem Bildhauer Modell sitzen, dann wurde sein steinernes Konterfei oberhalb der Alten Brücke angebracht. Durch seinen Mund floss das Schmutzwasser von der Brücke in die Saar.

 „Dort hing er dann 170 Jahre lang, bis 1962 die Stadtautobahn gebaut wurde. Seither sitzt er an der Schlossmauer unweit der Schlosskirche“, sagt Kugler. Auch Eckart Sander hat sich in seiner Broschüre „Der geizige Bäcker zu Saarbrücken“ mit der Geschichte beschäftigt. Für ihn sei „die Sache mit dem Bäcker wirklich nur eine Sage und das abstoßende Gesicht mit den – man schaue genau hin – angespitzten Ohren nichts weiter als eine jener Teufelsmasken, wie sie mit dem Hintergrund eines Restes mittelalterlicher Geisterbeschwörung bereits an gotischen Kathedralen als Wasserspeier üblich waren“.

Heinz war der Ansicht, es handle sich um einen der Wasserspeier, die sich mehrfach an der Kaimauer befunden hätten. Sie seien zur Entwässerung des großen Gartens angebracht gewesen. Als die Mauer beim Bau der Autobahn abgebrochen wurde, gelangte der Steinerne an seinen neuen Standort.

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