Seine Werbung überdauerte ihn Der Stolz eines Bauunternehmers

St. Johann · Das Traumhaus am Hang zeugt in Dudweiler von Heinrich Mickas Erfolgen.

 Heidi Kügler erläutert die Inschrift an der Villa Micka.

Heidi Kügler erläutert die Inschrift an der Villa Micka.

Foto: Mike Durlacher

Kunterbunt und etwas verspielt prangt die Werbung, die dem Spaziergänger in der Saarbrücker Straße in Dudweiler auffällt, sowohl über als auch neben einem kleinen Fenster: Jünglinge, Lorbeerkränze, Fasane, Blumen, ein knalliges Blau. Das Firmenschild zieht auf jeden Fall die Aufmerksamkeit auf sich und kündet vom Stolz und Stilverständnis des Besitzers, dem das Gebäude und die dazugehörige – nicht mehr existierende – Firma vor etwa 100 Jahren gehörten.

Zu lesen ist mittig: Heinrich Micka Baugeschäft und Bau-Materialienhandlung. „Die Reklame gehört wie die Gebäude dahinter zur Villa Micka“, erzählt Kunsthistorikerin Dr. Heidi Kügler, Vorsitzende des Saarländischen Vereins für Denkmalschutz.

 Die Familie Micka kam 1758 aus Prag ins saarländische Dudweiler. Carl Micka war Maurer, das Baugeschäft lag der Familie also im Blut. Sein Nachfahre Heinrich Micka führte als Bauingenieur eben jenes Unternehmen, für das das Firmenschild wirbt, und verdiente sehr gut.

Genug Geld, um sich auf dem 28 000 Quadratmeter großen Gelände sein Traumhaus zu bauen, für das er am 26. April 1904 einen Bauantrag stellte. Zwei Jahre später begann er mit dem Bau, und innerhalb von sechs Jahren entstand eine mit Skulpturen, Türmchen und Erkern verzierte Villa in gotischen Bauformen mit Jugendstilornamenten.

 27 Jahre lang konnte Micka sein Traumhaus am Hang genießen, bevor er 1939 durch einen tragischen Unfall starb – ein Fuhrwerk zerquetschte ihn im Stall. „Der Zweite Weltkrieg ging nicht spurlos an der Villa vorüber, sie wurde beschädigt“, führt Heidi Kügler die weitere Geschichte des Gebäudes aus.

Im Jahr 2013 war das Haus sogar im Fernsehen zu bestaunen, denn der Saarland-Tatort vom 27. Januar wurde 2012 teilweise dort gedreht. Dass seine prächtige Villa einmal die Kulisse für einen Fernsehfilm sein sollte, hätte sich Heinrich Micka sicher nicht träumen lassen. Aber aufgrund der vielen Details und des Baustils bietet es sich dafür geradezu an. Und mit genauso vielen Details sticht das Firmenschild für das ehemalige Baugeschäft der Familie Micka hervor.

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