Senioren unter sich Australischer Vierbeiner erfreut Senioren

Saarbrücken · Regelmäßig Besuch von einem weißen, flauschigen Alpaka bekommen die Bewohner des „Hauses am Zoo“. Einer von ihnen hat sogar die Patenschaft für das Tier übernommen.

 Der 86-jährige Bernhard Jodin und Alpaka „Matteo“ haben mittlerweile eine tierisch-menschliche Freundschaft geschlossen. Hier sind sie einträchtig nebeneinander.

Der 86-jährige Bernhard Jodin und Alpaka „Matteo“ haben mittlerweile eine tierisch-menschliche Freundschaft geschlossen. Hier sind sie einträchtig nebeneinander.

Foto: Tobias Ebelshäuser/Tobias Ebelshaeuser

Kommt ein Alpaka ins Seniorenheim: Was klingt wie der Beginn eines schlechten Witzes, ist in der Tat der Beginn einer ganz ungewöhnlichen Geschichte, ganz ohne billige Pointe. Das flauschige weiße Alpaka, Hauptdarsteller dieser Geschichte, heißt Mateus. Eigentlich sogar „Windsong Valley Mateus Of Wessex“. Christiane Groß, die zusammen mit ihrem Ehemann die Saar Alpaka Farm in Saarbrücken leitet, und seit einigen Jahren die Besitzerin des weißen Adelstiers ist, nennt ihn allerdings ganz freundschaftlich „Matti“, oder „Matteo“. Geboren ist er in Australien, seine Jugend aber verbrachte er in England, wo er sehr viele Preise für seine außerordentlich weiche Wolle gewann. „Da war er auch so eine kleine Berühmtheit“, erzählt Christiane Groß.

Schauplatz der Geschichte ist das „Haus am Zoo“, ein Seniorenheim in Saarbrücken. Mateus ist bereits zum vierten Mal hier. Als er aus dem Aufzug steigt, wartet bereits eine Gruppe Seniorinnen in der Lobby auf ihn. Sie sind ganz begeistert von ihm, sie vergraben ihre Hände in seinem weichen Fell. Für einen Moment sind sie nur auf Mateus konzentriert, alles andere ist für kurze Zeit egal. „Er wirkt beruhigend, ausgleichend auf die Bewohner“, sagt Anja Leiner.

Seit 2010 wohnt der weitgereiste Mateus in Saarbrücken, im Almet um genau zu sein. Und das alles andere als alleine. Mehr als 90 Alpakas, Lamas, Guanakos und mittlerweile sogar Kamele teilen sich die Felder und Ställe in der Nähe der französischen Grenze. „Begonnen hat das Ganze eigentlich als Hobby, als Ausgleich zu unseren stressigen Berufen“, sagt Christiane Groß. „Mittlerweile ist dieses Hobby aber sehr groß geworden.“

Trotz seiner vielen Mitbewohner, das Seniorenheim am Zoo in Saarbrücken besucht Mateus ohne sie. So ein Besuch wäre auch nicht mit jedem Tier möglich, wie Christiane Groß sagt. Mateus ist ebenfalls bereits ein Senior, noch dazu ein charakterlich sehr ausgeglichenes Tier. Perfekt für ungewöhnliche Ausflüge. Problemlos steigt er in den Transporter, während der Fahrt sitzt er ganz entspannt auf der Ladefläche oder schaut nach hinten aus dem Fenster auf die Straße. Auch die Aufzugfahrt im Haus stört ihn nicht weiter. Ganz im Gegenteil: das weiße Alpaka, das ihn im Spiegel anstarrt, scheint ihn ziemlich zu interessieren.

Aber warum besucht ein Alpaka überhaupt ein Seniorenheim? Die Idee kam Christiane Groß eigentlich übers Internet, wie sie sagt. Sie habe dort mal einen Bericht gesehen über Alpakas, die Seniorenheime besuchen. „Ich fand das unheimlich faszinierend“, sagt sie. Die Anfrage kam dann aber vom Haus am Zoo, erzählt Anja Leiner, Leiterin der sozialen Betreuung im Seniorenheim. Sie hatte schon oft von ganz unterschiedlichen Tieren gehört, die die Senioren in ihren Heimen besuchen, sagt sie. Da die Saar Alpaka Farm direkt in der Nähe ist, fragte sie dort an. Christiane Groß stimmte sofort zu.

Direkt beim ersten Besuch war ihr klar, dass der Besuch von Mateus positiv auf die Bewohner des Hauses wirkt. Da der Besuch mittlerweile regelmäßig stattfindet, erkennen viele Bewohner Mateus wieder, freuen sich schon im Vorfeld auf ihn und zeigen Bilder von den letzten Besuchen des Alpakas. „Ich glaube, Matteo schenkt hier einfach ganz ganz viel Freude“, sagt Christiane Groß.

Eine Meinung, die Anja Leiner vom Seniorenheim gerne so teilt. „Viele Besucher, die sonst vielleicht nicht so aus sich rausgehen, gehen auf Mateus zu und fühlen sich wohl in seiner Nähe“, sagt sie. Außerdem erleben viele Bewohner mit Mateus auch im hohen Alter noch was ganz Neues. „Hunde und Katzen kennen ja viele Bewohner noch von früher. Aber so ein Alpaka ist nochmal was ganz Besonderes“, sagt Anja Leiner.

Doch das Highlight eines jeden Besuches für Mateus ist der Besuch bei Bernhard Jodin. Man könnte fast sagen, dass der 86-jährige Bewohner des Haus am Zoo sich mittlerweile zu so etwas wie Mateus‘ bestem Freund entwickelt hat. Die zwei verstehen sich so gut, dass seine Tochter dem 86-jährigen zum Geburtstag die Patenschaft für das rüstige Alpaka schenkte. Auf die Frage, warum die Beiden sich denn so gut verstehen, entgegnet Jodin nur, dass er direkt das Gefühl hatte, dass die beiden irgendwie zusammengehörten. Dann wird er wieder vom weichen Fell seines weißen Freundes abgelenkt und vergräbt beide Hände darin.

Mateus quittiert das, in dem er sich ganz gelassen auf den Boden neben ihn setzt. Ab und zu gibt er gemütlich ein paar Alpaka-Töne von sich, eine Art helles Brummen, das sich nicht so leicht beschreiben lässt, und von dem man sich am besten bei Mateus direkt selbst ein Bild verschafft. Vor einiger Zeit hat auch Bernhard Jodin Mateus in seinem Zuhause besucht, auf der Saar Alpaka Farm, wo Mateus mit seinen vielen Mitbewohnern lebt. So wie es sich für gute Freunde eben gehört.

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