Eine Legende wird 95 Diese wunderbare Zeit mit dem FCS

Bischmisheim · Herbert Binkert spielte mit dem Saarland in der WM-Qualifikation und feierte mit dem 1. FC Saarbrücken Erfolge. Gestern wurde die Fußball-Legende 95.

 Legendär: Herbert Binkert vom 1. FC Saarbrücken in seiner typischen Art als Torjäger.

Legendär: Herbert Binkert vom 1. FC Saarbrücken in seiner typischen Art als Torjäger.

Foto: Hartung

Entspannt und mit einem Grinsen sitzt Herbert Binkert in seinem Zimmer im Seniorenheim in Bischmisheim auf dem Bett. „Ich muss mal nachgucken, was ich vom 1. FC Saarbrücken geschenkt bekommen habe. Die lassen sich ja immer etwas einfallen. Ich glaube, es ist ein Heizkissen“, sagt die saarländische Fußball-Legende. Binkert wurde gestern 95 Jahre alt. In seinem Zimmer hängen Mannschaftsfotos, Spielszenen, Zeitungsartikel. Zum Beispiel von 1951, als er mit dem FCS bei Real Madrid im Bernabeu-Stadion mit 4:0 gewann.

1952 verlor der FCS das Endspiel um die deutsche Meisterschaft mit 2:3 gegen den VfB Stuttgart. Aber es folgte eine Zeit, an die sich Binkert gerne erinnert. „Der VfB wollte damals nicht nach Rio de Janeiro zu einem Turnier reisen, also sind wir mit dem 1. FC Saarbrücken hin. Es war traumhaft. In Deutschland war nach dem Krieg immer noch vieles kaputt und in Brasilien blühte das Leben“, erinnert sich Binkert.

Gestern kam der 89 Jahre alte Werner Otto in Bischmisheim vorbei. Er gratulierte seinem Freund. Sie und Kurt Clemens sind die einzigen noch lebenden Spieler, die in der Qualifikation für die Weltmeisterschaft 1954 für die saarländische Nationalmannschaft spielten. Gleich in der ersten Partie in Oslo gegen Norwegen gewannen die Saarländer nach Toren von Otto und Binkert mit 3:2. Später unterlag das Saarland den Deutschen, schied aus – und die deutsche Nationalmannschaft holte den WM-Titel.

„Ich war und bin Realist. Das habe ich Fritz Walter nach dem Spiel so gesagt. Deutschland hatte bei der WM viel mehr Chancen als wir Saarländer“, erzählt Binkert. Er schaut aus dem Fenster. „Sie sind alle schon gegangen von damals. Nur Werner, Horst Eckel und ich sind noch da. Manchmal ist das komisch, wenn man daran denkt“, sagt der 95-Jährige, der in Karlsruhe geboren wurde. Als Soldat war Binkert in Saarbrücken stationiert und lernte dort seine Frau kennen. Sie heiraten 1946 in Stuttgart und Binkert spielte noch zwei Jahre beim VfB Stuttgart. Er wurde zum besten und beliebtesten Spieler des VfB gewählt.

Anfang der 1950er Jahre folgte der Umzug ins Saarland, der Wechsel zum FCS. Bei allen Erfolgen, die Binkert im Saarland erreichte, war es vielleicht ein Fehler. Er war einer der besten Stürmer Deutschlands, und Trainer Sepp Herberger hielt große Stücke auf ihn. Wäre Binkert nicht ins Saarland gezogen, wäre er womöglich 1954 in Bern Weltmeister geworden. Binkert grinst. „Daran habe ich auch schon ein paar Mal gedacht. Vielleicht, ich weiß es aber nicht“, sagt er – und denkt nach. „Ich hätte meine Frau nicht kennen gelernt und meine Kinder und Enkelkinder gäbe es dann auch nicht. Und ich hätte diese wunderbare Zeit mit dem 1. FC Saarbrücken nicht erlebt. Es ist alles gut so wie es war“, sagt Binkert, bevor er sich eine Pause vom Trubel um seinen Geburtstag gönnt. Am Morgen war der Veranstaltungsraum im Seniorenhaus proppenvoll. „Ich musste mit jedem anstoßen, und das waren irgendwann ein paar Crémant zu viel“, sagt der 95-Jährige und lacht.

 Herbert Binkert freut sich über ein FCS-Heizkissen.

Herbert Binkert freut sich über ein FCS-Heizkissen.

Als Spieler ist Binkert durch die Welt gereist. Als Trainer feierte er mit Röchling Völklingen, dem FCS, dem FC Homburg, Borussia Neunkirchen und dem VfB Theley Erfolge. Mit Ehrungen des Deutsches Fußball-Bundes wurde er auch überhäuft. Und was für eine Rolle spielt Fußball heute? „Ich gucke Spiele im TV oder höre sie im Radio. Ich bin nach wie vor ein großer Fan vom 1. FC Saarbrücken und von der Nationalmannschaft“, sagt Binkert.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort