Saarbrücken Zum Geburtstag muss der Bazaar ins Netz

Saarbrücken · Wenigstens das Schaufenster gibt es. Aber ausgerechnet zum 25-Jährigen kann der Design Bazaar der Kunsthochschule nur online laufen.

 Von außen gucken kann man. Ansonsten machte der Laden am  Karstadt-Parkhaus wegen des harten Lockdowns am Montag gar nicht erst auf.

Von außen gucken kann man. Ansonsten machte der Laden am  Karstadt-Parkhaus wegen des harten Lockdowns am Montag gar nicht erst auf.

Foto: krämer/Kerstin Kraemer +49/(0)177-196

25 Jahre Design Bazaar! Und dann, ausgerechnet im Jubiläumsjahr: harter Shutdown – schöne Bescherung! Am Sonntag war Krisensitzung, und dann fiel der Entschluss, den Laden am Montag gar nicht erst aufzumachen. Für zwei Tage hätte sich das kaum rentiert. „Außerdem wollten wir nicht die Verantwortung übernehmen, dass sich doch noch jemand ansteckt“, erklärt Alina Martinek aus dem Team der beteiligten Studierenden der Hochschule der Bildenden Künste Saar (HBK).

Jetzt ist lediglich das Schaufenster hübsch dekoriert, von außen gucken kann man also. Aber auch einen „Design Bazaar To Go“, wie er ursprünglich geplant war (mit telefonischem Vorbestellen und Abholen im Laden) gibt es unter diesen Umständen leider nicht. Alles doppelt schade, weil der Bazaar in diesem Advent einen besonders zentralen Standort in der Fürstenstraße gegenüber des Karstadt-Parkhauses ergattert hat und bestimmt viel Laufkundschaft angelockt hätte.

Und nun? Alle Jahre wieder, seit einem Vierteljahrhundert, konnte man sich darauf verlassen, dass man hier auf der Suche nach originellen Weihnachtspräsenten fündig wurde. Die gute Nachricht: Verzweifelt Suchende werden trotzdem nicht im Stich gelassen. Einkaufen kann man online, im virtuellen Design Bazaar.

1995 wurde das Atelier-Projekt von den Designstudiengängen der HBK ins Leben gerufen: Junge Gestalterinnen und Gestalter bieten in der Vorweihnachtszeit an jährlich wechselnden Standorten selbst entworfene und eigenständig hergestellte Produkte zum Verkauf an – limitierte Kleinserien oder Unikate, die im regulären Handel nicht zu erwerben sind. Das Besondere: Verantwortung, Produktion, Organisation, Finanzplanung und Werbung liegen in den Händen der Studierenden, die dabei Erfahrung als selbstständige Produzenten sammeln können.

Dass der Bazaar sich einer treuen Fangemeinde erfreut, zeigt sich schon am Montagmorgen: Etliche Interessenten müssen an der Eingangstür vertröstet und auf die Homepage verwiesen werden. Aber: Am Ende wird alles gut. Darauf pocht das märchenhafte Motto „Happy ever after“, mit dem der Bazaar diesem verflixten Corona-Jahr ein Happy End abtrotzen möchte.

Denn nichts war 2020 wie üblich, und auch das aktuell 26 Leute starke Bazaar-Team musste umdenken: Homeoffice statt Hochschule, Online- statt Präsenzunterricht, Herausforderungen statt Möglichkeiten. Die Kommunikation lief über Videokonferenzen, die Werkstätten waren wegen der Kontaktbegrenzungen nur eingeschränkt nutzbar; das Wintersemester fing ohnehin später an als sonst, und der Bazaar selbst hat eine viel kürzere Laufzeit als üblich.

Doch auch Schwierigkeiten können positive Effekte haben und ganz neue Perspektiven eröffnen: „Wir mussten um die Ecke denken“, berichtet Juliane Kühr. „Weil sich vieles nur daheim realisieren ließ, mussten wir auf Materialien ausweichen, die wir sonst wahrscheinlich nicht benutzt hätten.“ Für ihre Präsentationsschale verwendete sie selbst nun beispielsweise Gips statt Porzellan.

Dass das Projekt innerhalb der HBK sehr beliebt ist und längst nicht mehr nur die Design-Studiengänge beteiligt sind, habe sich bei den aktuellen Schwierigkeiten als Segen erwiesen. Juliane: „Das interdisziplinäre Arbeiten war äußerst hilfreich bei der Lösungsfindung!“ Weil viel im stillen Kämmerlein gewerkelt wurde, hatten alle bei ihren Kreationen freie Hand. „Für viele stand jedoch der Nachhaltigkeits-Aspekt im Vordergrund“, ergänzt Alina Martinek. Das gehört ebenso zur Tradition wie eine adäquate Verpackung der Produkte. Und wie immer gibt es Entwürfe für einen guten Zweck: Charity-Produkt 2020 sind Drucke, deren Erlös diesmal in die Saarbrücker Wärmestube fließt.

Selbstverständlich hat der Design Bazaar für jeden Geldbeutel was im Angebot: Man kann zwei Euro ausgeben oder 119 – im Schnitt liegen die Preise zwischen zivilen 15 bis 30 Euro. Online allerdings dürfen die Preise aus gesetzlichen Gründen nicht ausgewiesen werden. Aber weil man sich ohnehin per Kontaktformular mit den jeweiligen Designerinnen und Designern über Liefer- und Bezahlmodalitäten verständigen muss, kann man das gleich mit erfragen.

Auf jeden Fall sollte man sich mit der Bestellung sputen, weil nicht alles nachproduziert werden kann: Was weg ist, ist weg. Um das Jubiläum doch noch angemessen feiern zu können, soll der analoge Design Bazaar übrigens nachgeholt werden – vielleicht klappe es mit der Ladenöffnung ja zu Ostern, hoffen Alina und Juliane.

Auf jeden Fall erscheint jetzt schon ein umfangreiches Buch über 25 Jahre Design Bazaar, das ebenfalls online geordert werden kann. Ehrensache, dass alle Produkte auch wieder einen Namen haben. Das macht die Sache nicht nur exklusiver, sondern beweist auch Wertschätzung gegenüber der eigenen Arbeit. Juliane: „Da steckt so viel Herzblut drin, da darf man dem Kind auch einen Namen geben!“
https://designbazaar.hbksaar.de/

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