Automatisierungsspezialist plant „Zukunfstprojekt“ für Standort St Ingbert 2021 soll für Festo zum Aufholjahr werden

Esslingen/Hannover · Der schwäbische Automatisierungspezialist will den coronanedingten Umsatzrückgang vom vergangenen Jahr rasch wettmachen. Für den saarländischen Standort St. Ingbert kündigt Vorstandschef Oliver Jung ein „Zukunftsprojekt“ an.

 Im Festo-Werk in St. Ingbert-Rohrbach mit seinen rund 2500 Mitarbeitern werden im Global Production Center pneumatische und elektrische Antriebe hergestellt und montiert. Das angeschlossene Regional Service Center sorgt für die Auslieferung aller Automatisierungsprodukte von Festo an Kunden in ganz Europa.

Im Festo-Werk in St. Ingbert-Rohrbach mit seinen rund 2500 Mitarbeitern werden im Global Production Center pneumatische und elektrische Antriebe hergestellt und montiert. Das angeschlossene Regional Service Center sorgt für die Auslieferung aller Automatisierungsprodukte von Festo an Kunden in ganz Europa.

Foto: Festo

Der Automatisierungsspezialist Festo hat im Corona-Jahr 2020 zwar an Umsatz eingebüßt, liegt beim operativen Ergebnis jedoch leicht über dem Vorjahr-Niveau. Das sagte der Festo-Vorstandsvorsitzende Oliver Jung anlässlich der Bilanzpressekonferenz, die das Unternehmen in diesem Jahr wieder, nach einer Corona bedingten Pause, im Umfeld der Hannover Messe veranstaltete. Doch sowohl die weltgrößte Industrieschau als auch die Festo-Präsentation laufen auch 2021 virtuell ab.

Die Umsatzerlöse des Pneumatik- und Elektrik-Spezialisten gingen um 7,5 Prozent auf 2,84 Milliarden Euro zurück, so Jung. Konkrete Angaben zum Ertrag macht der schwäbische Familienkonzern, der an 250 Standorten weltweit 20 000 Mitarbeiter beschäftigt und 300 000 Kunden hat, traditionell nicht. Im Rohrbacher Werk von Festo arbeiten rund 2500 Frauen und Männer. Hinzu kommen 260 Beschäftigte im Festo Lernzentrum und bei Festo Polymer in St. Ingbert-Hassel, wo Kunststoff-Komponenten gefertigt werden.

Die saarländischen Werke „sind weiter stabil“, betonte der Festo-Chef. Die Zahl der Beschäftigten sei – wie im gesamten Konzern – leicht rückläufig. In St. Ingbert werden unter anderem pneumatische Zylinder hergestellt, durch die Druckluft fließt, mit deren Kraft Produktionsanlagen angetrieben werden. Jung kündigte für den saarländischen Standort zudem ein „Zukunftsprojekt“ an, wollte sich aber nicht näher dazu äußern.

Nachdem das Unternehmen zu Beginn der Corona-Krise unter Anpassungsdruck litt und auch Kurzarbeit fahren musste, laufen die Geschäfte inzwischen wieder rund, wie Vertriebsvorstand Ansgar Kriwet betonte. „2021 wird zum Aufholjahr“, sagte Jung. Eine schwache Konjunktur in Europa „wird durch kräftig anziehende Geschäfte in Asien und den USA kompensiert“. Das Unternehmen werde mit seinen Ressourcen weiterhin sparsam umgehen, die geplanten Investitionen jedoch ohne Abstriche umsetzen. Auch die Quote von acht Prozent des Umsatzes an den Forschungs- und Entwicklungsausgaben „werden wir beibehalten“.

„Vor allem die Nachfrage aus der Automobilindustrie hat kräftig angezogen“, betonte Jung. Festo profitiere vom wachsenden Trend hin zu Elektro-Autos. Das Unternehmen konnte den Umsatz im Segment „Maschinen und Anlagen für die Batterieproduktion“ um 40 Prozent steigern, sagte der Festo-Chef. Bei den Automatisierungslösungen für die Automobilindustrie seien 70 Prozent der Investitionen in den Bereich der Elektromobilität geflossen. Die Fertigung von Batterien stelle hohe Anforderungen an die Fabriken, da bei den Modulen sehr teure und potenziell gefährliche elektrochemische Elemente zusammengefügt werden müssten. Man müsse unbedingt vermeiden, dass Batteriezellen beim Transport herunterfallen und beschädigt werden. „Festo bietet abgestimmte Lösungen zum robusten, sicheren und präzisen Greifen und Transportieren von Batteriezellen“, betonte Vertriebsvorstand Kriwet.

Für diese neue Art der Produktion müssten die Mitarbeiter zudem geschult werden. Darauf sei die Weiterbildungstochter Festo Didactic vorbereitet. Hier liege auch ein großes Digitalisierungspotenzial. Festo-Chef Jung geht davon aus, dass „in fünf Jahren jedes zweite Training online ablaufen wird“. Um die Nase vorn zu haben, hat das Unternehmen mit Festo LX „eine neue digitale Lernplattform für den technischen Unterricht erfolgreich eingeführt“. Der Technik-Unterricht in Schulen soll mit 6500 kostenlosen Lizenzen unterstützt werden.

Festo konnte auch von Corona profitieren. So sei die Nachfrage nach Ventilen für Beatmungsgeräte stark gestiegen. Auch habe das Unternehmen zusammen mit Industriepartnern eine automatische Fertigung medizinischer Masken „in Rekordzeit auf die Beine stellen können“, erläuterte Kriwet. Diese habe in Container gepasst, die man dorthin transportiert hat, „wo die Masken gebraucht wurden“. Darüber hinaus habe Festo Automatisierungslösungen für Labore entwickelt, „um den Durchsatz an Corona-Tests spürbar zu erhöhen“. Der Geschäftsbereich Life-Tech, wo diese Produkte angesiedelt sind, „hat ein großes Potenzial“, ist Jung überzeugt. Auch die Forderung aus dem politischen Raum, die Pharmaproduktion teilweise wieder nach Europa zurückzuholen, „geht nur mit Automatisierung“. Denn „die Wettbewerbsfähigkeit muss auch bei höheren Standort-Kosten erhalten bleiben“. Die Automatisierung nehme zudem bei der Entwicklung und Herstellung von Impfstoffen eine Schlüsselrolle ein.

Ein weiteres Zukunftsthema „wird der Energieverbrauch der Fertigungsanlagen sein“, sind die Festo-Vorstände überzeugt. „Hier müssen wir den Kunden noch passgenauere Lösungen präsentieren, die auf einem intelligenten, IT-gesteuerten Zusammenspiel von Elektrik und Pneumatik basieren.“ Intern sei Festo beim Klimaschutz auch 2020 ein gutes Stück vorangekommen. Bis 2025 will der Konzern mindestens 30 Prozent Kohlendioxid (CO2) einsparen.

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