Traditionsfestivals im Saarland Homburger Kammermusiktage setzen auch 2021 auf Live-Konzerte

Homburg · Trotz Pandemie glückte den Homburger Kammermusiktagen 2020 ein Live-Festival. Das soll auch dieses Jahr, vom 27. September bis 3. Oktober, so sein. Mit Top-Musikern und spannenden Instrumenten-Konstellationen.

 Das Vogler Quartett ist die große Konstante der Homburger Kammermusiktage: Die Berliner gestalten traditionell das Programm der Homburger Musikwoche Ende September und spielen auch die meisten Konzerte.

Das Vogler Quartett ist die große Konstante der Homburger Kammermusiktage: Die Berliner gestalten traditionell das Programm der Homburger Musikwoche Ende September und spielen auch die meisten Konzerte.

Foto: Marco Borggreve

„Nichts geht über live!“ steht auf dem Programmheft der Homburger Kammermusiktage, die vom 27. September bis 3. Oktober stattfinden. Soll sich das etwa auf die zahlreichen Livestream-Konzerte während des kulturellen Lockdowns beziehen? Nein, sagt Gisela Wälder, Schriftführerin des Vereins Kammermusikfreunde Saar-Pfalz, der das Festival organisiert. Das sei schon seit Jahren das Motto, weil eben nichts über das Erlebnis von live gespielter Musik gehe.

Sogar im vorigen Jahr, schon in Corona-Zeiten, war der Verein auch nicht auf Livestreams angewiesen. Da konnten die Kammermusiktage unter strengen Hygienebedingungen im Homburger Saalbau durchgeführt werden. „Der Raum ist zum Glück größer, als er für ein Kammermusikfestival sein müsste“, so Wälder. Auch 2021 werden alle Konzerte dort mit Abstand zwischen den Zuhörern stattfinden, auch wenn im Festivalmagazin noch die Klinikkirche als Austragungsort fürs Konzert des Erlendis Gitarrenquartetts aufgeführt ist. Das kleine Gotteshaus auf dem Campus der Uniklinik erschien den Veranstaltern letztlich dann doch als zu klein.

„Constellations“ lautet dieses Jahr das französische Motto der Kammermusiktage – der Titel entstammt dem Werk „Ainsi la nuit“ von Henri Dutilleux aus dem Jahr 1976, das am fünften Festivaltag erklingt. Der letzte Satz namens „Constellations“ bezieht sich auf die Konstellation der Sterne zueinander. Bezogen aufs Festival, so Wälder, gehe es um die Konstellation, in der die ganz verschiedenen Musikerpersönlichkeiten zueinander stehen.

Wie immer wurde das Programm vom renommierten „Vogler Quartett“ zusammengestellt. Das Berliner Streichquartett ist auch an allen Konzerttagen außer bei dem bereits erwähnten Gitarrenquartett mit von der Partie. Am ersten Abend stehen Mozart, Chopin und Beethoven auf dem Programm. Das Vogler Quartett wird ergänzt von Alexej Gorlatch (Flügel) und Pauline Sachse (Bratsche). Der aus der Ukraine stammende Gorlatch galt als Wunderkind und lehrt heute im Alter von 32 Jahren an der Mannheimer Musikhochschule. Pauline Sachse wiederum ist Professorin an der Musikhochschule Lübeck.

 Das Erlendis-Ensemble hat einen isländischen Namen (Erlendis heißt so viel wie Übersee), die Musiker kommen aus Polen und haben in Dänemark studiert. Nun sind sie bei den Homburger Kammermusiktagen zu Gast.

Das Erlendis-Ensemble hat einen isländischen Namen (Erlendis heißt so viel wie Übersee), die Musiker kommen aus Polen und haben in Dänemark studiert. Nun sind sie bei den Homburger Kammermusiktagen zu Gast.

Foto: Łukasz Rajchert

Das polnische Gitarrenquartett Erlendis (isländisch für „Ausland“ oder „Übersee“) präsentiert eine Stückeauswahl quer durch die Musikgeschichte, von Bach und Mozart über Piazzolla und Schostakowitsch bis hin zu Sting. Beim dritten Konzert gesellt sich ein außergewöhnliches Instrument zum Vogler Quartett, nämlich das Akkordeon. Gespielt wird es von der Schweizerin Viviane Chassot, die gerade den Musikpreis 2021 ihres Landes gewonnen hat. Sie hat sich darauf spezialisiert, Klavier- und Cembalostücke der klassischen Literatur auf das Akkordeon zu übertragen. Mozart, Bach, Haydn und Dvorak stehen auf dem Programm. Letzterer komponierte seine „Fünf Bagatellen op. 47“ wenigstens für das ähnlich klingende Harmonium. Noch enger verwandt mit dem Akkordeon ist das Bandoneon, das zwar aus Deutschland stammt, aber erst in Argentinien große Verbreitung gefunden hat. Man verbindet es mit den Tangos des Komponisten Astor Piazzolla, der in diesem Jahr 100 Jahre alt geworden wäre. Drei seiner Stücke hat Chassot im Programm. Die Musikerin kann nach zwei schrecklichen Jahren wieder aufatmen: 2019 überstand sie eine lebensbedrohliche Krankheit, 2020 fielen für sie wegen der Pandemie die Auftritte aus.

Tradition hat es, dass das Vogler Quartett eine Grundschule besucht, um Kindern die klassische Musik näherzubringen - dieses Jahr ist am vierten Festivaltag die Neunkircher Steinwald-Schule an der Reihe. Tags darauf wechselt sich das Vogler Quartett mit dem jungen Frankfurter Malion Quartett ab. Das schon erwähnte „Ainsi la nuit“ steht im Repertoire ebenso wie das Streichquartett cis-Moll op. 131 von Ludwig van Beethoven. Dazu kommt das Klavierquintett g-Moll op. 28 des fast vergessenen russischen Komponisten Georgi Catoire. Den Flügel spielt Oliver Triendl, der dieses Stück wiederentdeckt hat.

Am Festival-Samstag trifft das Vogler Quartett auf alte Bekannte, nämlich das Helmut Lörscher (Jazz-)Trio, das zuletzt vor drei Jahren an den Kammermusiktagen teilnahm. Lörscher selbst hat eine „Sonata à tre“ für diese Besetzung geschrieben, außerdem erklingt das Streichquartett Nr. 4 von Alexandre Transman.

Zum Abschluss am Sonntagmorgen kommt wieder das Malion Quartett hinzu für Kompositionen von Mozart und George Enescu. Eine wichtige Änderung betrifft dieses Jahr den Vorverkauf: Dieser läuft dieses Mal ausschließlich über den Anbieter Ticket-Regional. Eintrittskarten können online, an den Vorverkaufsstellen von Ticket-Regional oder an der Abendkasse erworben werden. Die freie Platzwahl entfällt aufgrund der Hygienevorschriften.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort