Situation des Einzelhandels Ladenschließungen im Saarland: Experten mit Prognose für kommende Wochen und Monate

Saarbrücken · Der Einzelhandel in Deutschland blickt mit Sorge auf das Jahr 2023. Im Saarland hingegen sieht die Branche optimistischer in die Zukunft. Dennoch rechnet die IHK damit, dass im Saarland bald überdurchschnittlich viele Läden schließen.

Die Bahnhofstraße in Saarbrücken.

Die Bahnhofstraße in Saarbrücken.

Foto: BeckerBredel

Entgegen dem Bundestrend blickt der saarländische Einzelhandel recht optimistisch in das neue Jahr. „Es wird zwar ein anspruchsvolles Jahr für viele Händler, aber der Einzelhandel im Saarland hat definitiv Chancen, sich positiv zu entwickeln“, sagt Michael Genth, Vorsitzender des Saarbrücker Vereins für Handel und Gewerbe und Vizepräsident des Handelsverbands im Saarland. Eine wichtige Rolle spiele dabei die Tourismusbranche.

Handelsverband sieht Tourismus als große Chance für das Saarland

Laut Genth muss es das Ziel sein, dass noch mehr Übernachtungsgäste in das Saarland kommen oder Tagesausflüge in die Städte unternehmen. „Das Saarland muss attraktiver für urbanen und kulturellen Tourismus werden. Hier liegt großes Potenzial, der auch dem Handel und der Gastronomie zu Gute kommen wird“, sagt Genth. Er sehe seit dem Jahr 2021 bereits Erfolge durch die Tourismusstrategie der Tourismus Zentrale Saarland, von der der Einzelhandel in den Städten profitiere. Mit dem Ziel, den Tourismus in der Region weiterhin anzukurbeln, sieht Genth zudem die Möglichkeit, die Kaufkraft der Kunden trotz Inflation zu steigern.

Auch in den Leerständen, die das Bild vieler Fußgängerzonen prägen, sieht Genth eine „irre Chance“ für den Handel. Zwei Faktoren seien hier entscheidend: Zum einen müssten Eigentümer in ihre Immobilien investieren, um attraktiver zu sein. Zum anderen sieht Genth die Landesregierung in Zugzwang, den Landesentwicklungsplan zu überarbeiten. Dadurch sollen Genehmigungsverfahren, vor allem im Baurecht, vereinfacht und erleichtert werden. Das wiederum würde zu schnelleren Ansiedlungen neuer Unternehmen führen können, schlussfolgert der Vorsitzende des Gewerbevereins.

Saarbrücken - Diese Läden mussten 2022 schließen oder stehen kurz vor dem Aus
13 Bilder

Diese Geschäfte in Saarbrücken mussten 2022 schließen oder stehen vor dem Aus

13 Bilder
Foto: Oliver Dietze

IHK rechnet mit Aus überdurchschnittlich vieler Läden

Als kritisch schätzt Leander Wappler, Leiter der Unternehmensförderung bei der Industrie- und Handelskammer (IHK), die Situation für Unternehmen in Randlagen von Städten und Gemeinden ein. Hier sei es durch steigende Kosten und weniger Kunden schwieriger, weiterhin attraktiv zu bleiben, wenn ein Alleinstellungsmerkmal fehle. Für die kommenden Wochen und Monate rechnet die IHK mit überdurchschnittlich vielen Geschäftsschließungen im Saarland – nicht nur in Randlagen.

Damit greift Wappler die Prognosen des Handelsverbands Deutschland (HDE) für das Jahr 2023 auf. Dessen Hauptgeschäftsführer Stefan Genth beobachtet sowohl bei Konsumenten als auch bei Händlern große Unsicherheiten. Grund dafür sei der Angriffskrieg Russlands und dessen wirtschaftlichen Folgen. „Deshalb gehen wir mit sehr bescheidenen Erwartungen in das Jahr 2023 – eher mit Sorge, als mit einem positiven Blick“, sagt der HDE-Chef. Rund 16 000 Geschäfte haben nach Angaben des HDE 2022 für immer geschlossen.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort