Hitze So ertragen St. Ingberter die große Hitze

St. Ingbert · Ob ins Schwimmbad, in die Eisdiele, mit Klimageräten oder einfach in den Keller: Jeder hat seine eigenen Taktik.

 Im Freibad des „blau“ herrscht zurzeit Hochbetrieb.

Im Freibad des „blau“ herrscht zurzeit Hochbetrieb.

Foto: Petra Papst

Im ganzen Land herrscht Hochsommer. Eine rekordverdächtige Hitzewelle kommt auf uns zu. Nach den neuesten Vorhersagen des Deutschen Wetterdienstes (DWD) könnten in den kommenden Tagen im Saarland Temperaturen von 40 Grad erreicht werden. Wie geht man in St. Ingbert mit diesen Graden um? Im Beruf stehen die Chance auf Hitzefrei schlecht. Büros sind zwar laut Gesetzgeber ab einer Temperatur von 35 Grad nicht mehr als Arbeitsräume geeignet, die Arbeit darf aber nur verweigert werden, wenn keine Kühlmaßnahmen ergriffen werden – etwa mit Sonnenschutz-Systemen, Gleitzeitregelungen oder der Bereitstellung von Trinkwasser. Das St. Ingberter Rathaus macht aus Rücksicht auf seine Mitarbeiter am Donnerstag schon um 16 Uhr (statt 18 Uhr) dicht. In Oberwürzbach ist das Kinder-Ferienprogramm am Donnerstag in der Dorfmitte abgesagt worden. Für viele hilft da der Besuch im Freibad und ein beherzter Sprung ins erfrischende Wasser. Volker Mertens-Busch, technischer Geschäftsführer der Bäderbetriebsgesellschaft, erwartet in den kommenden Tagen einen Ansturm auf „das blau“. „Wir haben jetzt schon überdurchschnittlich viel Betrieb. Aufgrund der Sommerferien kommen viele Familien und Kinder“, erklärt er. Aber die Hitze wird gut weggesteckt. „Bisher hatten wir keine Zwischenfälle wegen Hitzschlag oder ähnlichem. Die einzigen Versorgungsfälle bisher waren Insektenstiche oder verloren gegangene Kinder“, berichtet er. Normalerweise hat das Freibad bis 20 Uhr geöffnet. „Aber wenn der Andrang groß ist, wird auch mal spontan verlängert.“ Zurzeit besuchten täglich etwa zweieinhalb Tausend Besucher das Schwimmbad. Bis zu maximal 3500 werden zugelassen. „Wenn der Ansturm diese Zahl übersteigt, könnte es vorkommen, dass auch mal Besucher draußen warten müssen, bis wieder einige gehen.“

Die Damen an der Eingangskasse zeigen sich gut gelaunt. „Wir haben ein Klimagerät hier und die Stadtwerke sorgen für ausreichend Wasser zum Trinken. So kann man es gut hier aushalten“, meint Ute Lauer. Gerade kommen Maurice (22), Julia (20) mit Fips (31) und Jenny (31) aus Spiesen an. Sie sind mit einer Kühlbox voller Getränke und Schwimmutensilien ausgestattet. „Jetzt freuen wir uns auf das kühle Nass nach der Arbeit“, sagen sie.

Auf dem Weg in die Stadtmitte begegnen wir an einer Bushaltestelle der Seniorin Renate Müller. Zum Schutz vor der Sonne hat sie einen Regenschirm über sich aufgespannt. „Ich komme gerade von der Fußpflege. Das konnte ich nicht verschieben. Jetzt freue ich mich auf meine kühle Wohnung“, erzählt sie. „Dort werde ich mich erst einmal ausruhen.“ Auch Rentnerin Annerose Rung zieht sich bei der Hitze in ihr kleines Haus in der Neuen Meßstraße zurück. „Wir halten uns bei diesen Temperaturen in den unteren Stockwerken auf und haben auch unsere Schlafräume dort hin verlegt. Nötige Besorgungen machen wir in der Früh und bleiben ansonsten zu Hause im Kühlen.“

Der Wartesaal einer Praxis für Allgemeinmedizin in der Poststraße ist leer. „Normalerweise herrscht um diese Uhrzeit meist mehr Andrang“, sagt die freundliche Dame an der Anmeldung. „Aber die meisten nutzen bei diesen Graden unsere frühen Öffnungszeiten und kommen schon um 7.30 Uhr. Viele klagen über Kreislaufprobleme. Das betrifft nicht nur die ältere Generation, auch jüngeren Menschen macht die Hitze zu schaffen.“ Auf anstrengende Tätigkeiten in den Mittags- und Nachmittagsstunden sollte man daher verzichten und vor allem ausreichend trinken.

Auch Haustiere leiden unter der Hitze. Im Gegensatz zu Menschen können sie sich nicht durch Schwitzen abkühlen, sondern vor allem durch Hecheln und Trinken. Ausreichende Flüssigkeit ist überlebenswichtig. Die St. Ingberterin Anna Minor gönnt ihrer französischen Bulldogge Babou ein kleines Bad im „Kinderbrunnen“ in der Fußgängerzone. „Für zuhause habe ich ein Planschbecken gekauft. Auch das nutze ich mit Babou, um uns im Sommer abzukühlen“, erzählt sie. „Für meinen Hund habe ich Leberwurst-Eis eingefroren und für mich gab es einen neuen Ventilator. So halten wir es zu Hause gut aus.“

In der Eisdiele treffen wir auf Julia und Susanne, die sich mit ihren Kindern – vier Jahre und acht Monate alt – ein leckeres Eis gönnen. „Die Hitze macht uns nichts aus“, berichten sie. Aber ins Freibad gehen sie nicht so gerne. „Da ist es uns zu voll, wir besuchen lieber Freunde, die einen Pool im Garten haben.“ Einen besonderen Trick wendet Silvia Scheurer an, die mit ihrer Tochter Katharina einen Eisbecher genießt. „Ich bin eher der Winter-Typ“, verrät sie. „Ich freue mich auf die kühleren Jahreszeiten und denke an Schnee und kalten Wind.“ Alleine der Gedanke daran ist erfrischend.

 Anna Minor und ihre französische Bulldogge Babou kühlen sich am Kinderbrunnen in der Fußgängerzone ab.

Anna Minor und ihre französische Bulldogge Babou kühlen sich am Kinderbrunnen in der Fußgängerzone ab.

Foto: Petra Papst
 In der Eisdiele „Europa“ serviert Simone Chelaru kühle Drinks und natürlich Eis.

In der Eisdiele „Europa“ serviert Simone Chelaru kühle Drinks und natürlich Eis.

Foto: Petra Papst

Auch wenn es in der Fußgängerzone deutlich ruhiger ist als gewöhnlich, im Eiscafé Europa ist Betrieb. Für Geschäftsführer Romeo Dalcol ist Hauptsaison. „Wir sind seit über 30 Jahren hier. Wir kennen die Abläufe und sind personell gut auf die Hitze vorbereitet“, berichtet er. „Wenn es so heiß ist, kommen die Gäste weniger mittags. Dafür herrscht abends Hochbetrieb an der Theke. Der kühlste Platz im Haus ist im Keller, wo im Eislabor täglich das Eis hergestellt wird“, erklärt er lachend. Melani Moses arbeitet seit drei Jahren gegenüber als Verkäuferin einer Textilkette. Hier ist es klimatisiert. „Das ist angenehm“, findet sie. Auch dass die Geschäftsführung im Sommer mit Getränken und spendiertem Eis dafür sorgt, dass es dem Personal gut geht. „Das ist nicht selbstverständlich und hab ich in 20 Jahren sonst nirgends erlebt. Das sollten eigentlich alle Arbeitgeber beherzigen.“ Das finden wir auch und gönnen uns nach dem heißen Tag ebenfalls erst mal einen großen Eisbecher mit Früchten.

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