Der Jahresrückblick zu Ereignissen im Saarland Hitzewelle und Wassermassen

Unwetter verursachen Millionenschäden im Saarland. Der Besuch des holländischen Königspaars sorgt für Glanz.

 Tanja und Tobias Hans begrüßen am 11. Oktober vor der Staatskanzlei das niederländische Königspaar Willem-Alexander und Máxima.

Tanja und Tobias Hans begrüßen am 11. Oktober vor der Staatskanzlei das niederländische Königspaar Willem-Alexander und Máxima.

Foto: BeckerBredel

Von wegen fröhliche „Heißzeit“: Als die Gesellschaft für deutsche Sprache die „Heißzeit“ im Dezember zum Wort des Jahres adelt, kommt das vielen Saarländern Spanisch vor. Denn die Folgen des Klimawandels haben 2018 bei weitem nicht nur trockene Hitzeperioden gezeitigt. Nein, gleich Anfang Januar geht es mit Starkregen los. Erstmals seit 2011 steht die Saarbrücker Stadtautobahn A 620 wieder unter Wasser. Vor Ostern bibbern die Saarländer noch bei frostigen Temperaturen. Doch das Thermometer steigt plötzlich rasant an. Gegen Ende April herrschen Hochsommertemperaturen mit Werten über 30 Grad. Allein die Kommunalverwaltungen können mit diesem Klimawandel nicht Schritt halten. Die Freibäder werden nicht etwa früher geöffnet. Die Saarländer müssen auf dem Trockenen schwitzen.

Die Nacht zum 1. Juni wird vielen Bewohnern von Kleinblittersdorf, Bliesransbach, Güdingen oder St. Ingbert in lebhafter Erinnerung bleiben: Gewitter entladen sich mit Starkregen, mehr als 50 Liter Regen pro Quadratmeter ergießt sich binnen weniger Stunden über die Kommunen. Straßen werden zu reißenden Bächen, die Bäche zu kleinen Flüßen. Autos, Mülleimer, Straßenschilder, Gartenbepflanzungen, Carports, Schrebergartenhütten werden von den Wassermassen mitgerissen, die sich Richtung Saar wälzen. Keller, Souterrainwohnungen laufen in kürzester Zeit voll mit der braunen Brühe. Feuerwehren, Rettungsdienste, Polizei und THW sind pausenlos im Einsatz. Am beeindruckendsten sind jedoch die Nachbarschaftshilfe und die Hilfsangebote von Bürgern aus den nicht betroffenen Orten für die vielen Familien, deren Hab und Gut durch das Hochwasser zerstört worden ist. Auch die Landesregierung sagte schnell Millionenhilfen für die vom Hochwasser geschädigten Kommunen zu. Wenige Tage später trifft eine weitere Unwetterfront besonders die Kommunen Nalbach, Heusweiler und Eppelborn. Dabei wird auch die A 8 bei Heusweiler überflutet. Auch hier zeigt sich, dass die Hilfsbereitschaft der Saarländer groß ist, die Gemeinschaft in der Not sehr gut funktioniert. Auch die Uniklinik Homburg wird Mitte Jui von Starkregen beschädigt.

Anfang August meldet die Stadt Saarbrücken den höchsten Trinkwasserverbrauch in der Landeshauptstadt seit Jahrzehnten. Die Hitzewelle und die lang anhaltende Trockenheit machen auch den Landwirten zu schaffen. Dann bricht im Mandelbachtal zunächst unbemerkt unter einem Feldweg ein Wasserrohr. Das löst über Tage eine Wassernot im südöstlichen Saarbrücken und im Bliestal aus, denn die Reparatur des Rohres verläuft sehr schleppend. Die Bevölkerung muss auf Wasser aus Supermärkten zurückgreifen und wird über Notzapfstellen und Wasserwagen versorgt.

Aber es gibt auch erfreuliche Nachrichten im August. Der evangelische Pfarrer Jörg Metzinger, 51, aus Saarbrücken-Schafbrücke, der 400 Tage in der Uniklinik Heidelberg auf ein Spenderherz wartete, bekommt ein solches nach der bisher längsten Wartezeit in Heidelberg eingepflanzt. Und ein neues Leben geschenkt. Metzinger, der auch der Initiator der Bewegung „Bunt statt braun“ gegen rechtsextreme Umtriebe im Saarland ist, sagt der SZ: „Ich will und werde wieder arbeiten.“ Die Erleichterung und Freude bei vielen Saarländern über den glücklichen Ausgang dieser Krankengeschichte ist riesengroß.

Krank werden viele Saarländer vor allem in den nördlichen Landesteilen nach eigener Aussage durch den zunehmenden Fluglärm, der von den im Tieffleug übenden Kampf-Jets der Nato-Streitkräfte verursacht wird. Im August teilt das Bundesverteidigungsministerium mit, dass die Kampfbomber über dem Saarland 2018 länger in der Luft sind. Grund für die Zunahme der Militärflüge ist auch die Rückverlegung einer US-Bomberstaffel aus dem Nahen Osten auf den Flugplatz Spangdahlem in der Eifel. Die Proteste der betroffenen Saarländer, die sich in Bürger-Initiativen organisieren, gegen den „Fluglärm-Terror“ stoßen bei der CDU/SPD-Landesregierung auf offene Ohren. Doch es fehlt dort offenbar der Zugriff auf die Nato-Entscheider, die die Übungsflüge in der derzeitigen Form über Deutschland aufteilen.

Der 14. September wird zum Jubeltag für Norbert Kuss. Der Marpinger, der Opfer eines Justiz-Irrtums geworden war und wegen angeblichen Missbrauchs seiner Pflegetochter fälschlicherweise im Gefängnis gesessen hatte, bekommt vom Bundesgerichtshof Schadenersatz zugesprochen. Den muss die Gutachterin der Uniklinik Homburg zahlen, deren Expertise dafür verantwortlich war, dass Kuss hinter Gitter wanderte. Die Schlafstörungen und den Tinnitus, die Kuss nach den 15 Jahren Kampf um seine Ehre und sein Recht davontrug, wird auch dieses Urteil nicht heilen.

Glanz und Glamour bringt die Visite des niederländischen Königspaars Willem-Alexander und Màxima im Oktober ins Saarland. Das Königspaar wird vom Saar-Ministerpräsidenten Tobias Hans und seiner Frau Tanja vor der Staatskanzlei am Ludwigsplatz empfangen. Viele Saarländerinnen und Saarländer nutzen die Gelegenheit, um einen Blick auf die „Royals“ zu werfen, die ihnen im Alltagsleben nur in den bunten Zeitschriften der Wartezonen von Arztpraxen und Friseursalons die Zeit vertreiben.

Die holländischen Blaublüter interessieren sich vor allem für die Industrie 4.0 und die saarländische Spitzentechnologie. Doch auch den Ursprüngen der Saar-Industrie statten sie einen Besuch ab. Generaldirektor Professor Meinrad Maria Grewenig führt sie durchs Unesco-Weltkulturerbe Völklinger Hütte. Dort ist seit dem Sommer eine Ausstellung über die „Übermutter“ aller Royals zu sehen. Queen Elizabeth II. zieht zehntausende Fans ins rostige Hochofen-Ensemble. Da können auch Willem-Alexander und Máxima nur den Hut ziehen.

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