Verbrecherjagd in fahlem Licht

Gräfinthal. Wenn man bei einem Fernsehkrimi versucht herauszufinden, wer denn der Mörder sein könnte, hat man meist ein wenig Zeit. Werbepausen schaffen zusätzliche Gelegenheit darüber nachzudenken, wer es sein könnte. Bei Theateraufführungen ist das ganz anders. Die haben wenig Pausen und sorgten mit ihrer Live-Dynamik und Spannung dafür, dass man wenig zum Nachdenken kommt

 Hände hoch beim "Hexer": Eine Szene aus dem Stück mit Dr. Lomond (Thomas Plitt, links) und Chief Inspektor Bliss (Thorsten Dincher). Foto: Jörg Martin

Hände hoch beim "Hexer": Eine Szene aus dem Stück mit Dr. Lomond (Thomas Plitt, links) und Chief Inspektor Bliss (Thorsten Dincher). Foto: Jörg Martin

Gräfinthal. Wenn man bei einem Fernsehkrimi versucht herauszufinden, wer denn der Mörder sein könnte, hat man meist ein wenig Zeit. Werbepausen schaffen zusätzliche Gelegenheit darüber nachzudenken, wer es sein könnte. Bei Theateraufführungen ist das ganz anders. Die haben wenig Pausen und sorgten mit ihrer Live-Dynamik und Spannung dafür, dass man wenig zum Nachdenken kommt. So war das auch am vergangenen Wochenende, als die Naturbühne Gräfinthal "innwendsisch", nämlich im Gastraum, Edgar Wallace "Der Hexer" in einer Bühnenfassung von Matthias Hahn gab.

Das Schauspiel, bei dem nicht nur der Mörder gesucht wird, der Scotland Yard seit langer Zeit um den Schlaf bringt, sondern bei dem auch der Verbrecher unter den handelnden Personen vermutet wird. Ab der ersten Minute der Aufführung beginnt der Adrenalinspiegel zu steigen. Wer ist es nur? Doch, man will ja auch das Geschehen auf der Bühne nicht verpassen. Und das war ein Augenschmaus in schwarz-weiß. Mit einer enormen Liebe zum Detail pflegten die Schauspieler ihre Leidenschaft: Allesamt bleich geschminkt und fahl erleuchtet und mit schwarzem oder grauen Haar. Anwalt Maurice Masters (Tobias Heinen) hat es von London nach Marlock verschlagen.

Ein ruhiges Nest, welches angeblich eine niedrige Kriminalitätsrate haben soll. Bis "der Hexer" sein Kommen angekündigt hat. Der soll zwar eigentlich tot sein, plant aber die Rache an Masters. Der hat nämlich angeblich Gwenda Milton, die Schwester des Hexers, auf dem Gewissen. Sie arbeitete für den skrupellosen Anwalt und bekam ein Kind von ihm. Chief Inspektor Bliss (Thorsten Dincher) will Masters zusammen mit Frau Inspektor Wembury (Fabienne Jennewein) vor Henry Arthur Milton ("Der Hexer") bewahren. Keine leichte Aufgabe. Da ist noch die "Witwe" des Hexers, Cora Ann Milton (Kristina Plitt), die sich allzu gern in der Nähe des Juristen Masters aufhält. Und noch ein Mann, der einerseits elegant-drollig und zugleich hinterlistig daherkommt: Dr. Lomond (Thomas Plitt), der Typ mit dem Schnurrbart und dem französischen Akzent. Er hat Studien über den Verbrecher aus Schottland betrieben und zeigt auch schon mal Fotos von Ex-Bundeskanzler Gerhard Schröder oder TV-Koch Johann Lafer vor: So hat sich "Der Hexer" schon unters Volk gemischt.

Keine leichte Aufgabe für die Ermittler. Hinzukommt, dass der Cousin des sarkastisch-ironischen Hausmädchens Samantha Heckitt (Jennifer Heinen), nämlich Johnny Lenley (Michael Nagel) aus dem Knast ist und sein Unwesen im Hause des Anwalts treibt. Der trickst das Hausmädchen und den Knasti aus, tappt in seinem Geheimgang prompt in die Falle des Hexers und stirbt dabei. Doch Lenley entkommt und erreicht das Mastersche Haus. Ist er der Mörder oder Chief Inspektor Bliss, der nun auch durch den Geheimgang kommt? Nein, keiner von diesen beiden. Doch "Der Hexer" trickst erneut wieder alle aus, entkommt mit Hilfe von Cora Ann und die Jagd nach ihm beginnt wieder von vorne.

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