Diskussionen um Benefizkonzert Treten in Hassel rechte Bands auf?

Hassel · Der Ortsrat berät am Montag über ein geplantes Benefizkonzert, bei dem vermeintlich „rechtslastige“ Gruppen spielen sollen.

 Thomas Enders, Sänger der Blieskasteler Band Brennstoff

Thomas Enders, Sänger der Blieskasteler Band Brennstoff

Foto: BSSC

Die CDU-Ortsratsfraktion hat für kommenden Montag, 28. Januar, 18.30 Uhr eine öffentliche Dringlichkeitssitzung des Ortsrates beantragt. Bei einem für Samstag, 2. Februar, geplanten Benefizkonzert sollen Bands mit „rechtslastiger“ Ausrichtung auftreten. Das gab die Fraktion am vergangenen Donnerstag bekannt.

Michael Rinck Fraktionssprecher des CDU-Ortsverbandes, sagt, dass die Informationslage nicht zu 100 Prozent klar sei. Bekannte hätten ihn auf die vermeintlich rechten Musiker aufmerksam gemacht. „Die Namen der Bands sagen mir gar nichts“, so Rinck. Da das Spektrum der Gruppen allerdings auch sehr umfangreich sei, möchte er keine voreiligen Schlüsse ziehen. Die CDU-Fraktion möchte lediglich sicher stellen, dass alle Informationen „auf dem Tisch liegen“.

Auf Facebook macht der Veranstalter, laut Impressum die Blieskasteler Band „Brennstoff“ und deren Sänger Thomas Enders, ordentlich Werbung für das Konzert. „Ein kleines Festival im kleinen Saarland für alle Freunde von Punk, Oi, Deutschrock und Hardcore“, steht auf der Facebook-Seite „Auf all die Jahre Festival“ geschrieben. Neben „Brennstoff“ selbst, stehen Auftritte weiterer saarländischer Gruppen wie „Tendenz“ und „Böse Brüder“ auf dem Programm. Aus Sachsen und Niedersachsen reisen „The Martens Army“ und „EgOisten!“ an. 132 Facebook-Nutzer geben an, an der Veranstaltung teilnehmen zu wollen. 162 zeigen Interesse.

 Die alte Schulturnhalle in Hassel wird den Veranstaltern vom Gebäudemanagement St. Ingbert per Mietvertrag zur Verfügung gestellt.

Die alte Schulturnhalle in Hassel wird den Veranstaltern vom Gebäudemanagement St. Ingbert per Mietvertrag zur Verfügung gestellt.

Foto: Jörg Martin

Ob die Bands tatsächlich Verbindungen zu rechtsextremen Gruppierungen haben, sei nicht belegbar, teilt die St. Ingberter Stadtverwaltung mit. „Die Bands sind nicht verboten“, sagt Stadtpressesprecher Peter Gaschott. Fest steht, dass das Gebäudemanagement St. Ingbert mit dem Veranstalter einen Mietvertrag für das Konzert in der alten Schulturnhalle geschlossen hat. Bei Vertragsabschluss sei nicht ersichtlich gewesen, welche Bands auftreten werden. „Diesen Vertrag stellen wir dem Ortsrat am Montag aber natürlich zur Verfügung“, sagt Gaschott. Im Übrigen werde die Halle oft an Privatleute für Feiern vermietet, sagt der Stadtpressesprecher. Im CDU-Antrag zur Sondersitzung des Ortsrates bittet Fraktionssprecher Michael Rinck um weitere Informationen, ob gegebenenfalls die Genehmigung für das Konzert zurückgenommen werden kann. „Wir werden konstruktiv an einer Lösung arbeiten“, sagt Gaschott.

Im vergangenen Jahr veranstaltete „Brennstoff“ in der Stummschen Reithalle in Neunkirchen ein Konzert, ebenfalls mit dem Titel „Auf all die Jahre“. Mario Schreiner von der Neunkircher Kulturgesellschaft teilte der St. Ingberter Stadtverwaltung am vergangenen Donnerstag auf deren Anfrage mit, dass es bei diesem Konzert keine auffälligen Vorkommnisse gegeben habe. „Brennstoff“ sei nicht verboten, bewege sich aber in einer Grauzone. Nach der Veranstaltung hätte es lediglich einen zerrissenen Vorhang und allgemeine Unordnung gegeben. Exzessive Ausschweifungen, Gewalt und rechtsgerichtete Aktionen blieben also aus.

Es ist nicht das erste Mal, dass „Brennstoff“ mit diesen Vorwürfen konfrontiert wird. Im April 2018 wurde eine Party im Saarbrücker „Gloria“ aus genau diesen Gründen abgesagt. „Brennstoff“ hätten dort eigentlich auftreten sollen. Damals sagte Sänger Thomas Enders gegenüber der SZ: .„Auf unserem ersten Album haben wir sogar einen Titel gegen Rechts und Links, gegen Extremismus.“ Auf der Internetseite der Agentur Backstage Pro, die Musiker und Bands vermittelt, beschreibt sich „Brennstoff“ selbst wie folgt: „Ehrlicher, kompromissloser Deutschrock mit viel Herzblut, Texten, die unter die Haut gehn und oftmals dazu einladen richtig abzugehen. Wir greifen Themen auf, die jeden von uns betreffen. Unsere Songs sollen Halt geben, wenn Ihr am Boden seit [sic] und Freude spenden, wenn’s Euch gut geht. Die Distanz zu jeglichen Extremen ist uns dabei aber sehr wichtig.“ Zu dem nun in Hassel geplanten Konzert äußerte sich die Band bis Redaktionsschluss nicht.

Da es ein Benefizkonzert ist, soll der Erlös gespendet werden. Und zwar an den Blieskasteler Schutzengelverein, teilen die Organisatoren auf ihrer Facebook-Seite mit. Klaus Port, der Vorsitzende der Schutzengel, zeigt sich ob der nun bekannt gewordenen Vorwürfe überrascht. Er habe nicht gewusst, dass es eventuell rechtslastige Bands seien. „Ich habe eine unverbindliche Anfrage auf Facebook erhalten, wonach der Erlös eines Konzertes an uns gespendet werden soll. Was das für eine Veranstaltung ist, wo und wann sie stattfindet, wurde mir nicht gesagt“, so Port. Erst seit die St. Ingberter Stadtverwaltung ihn am vergangenen Donnerstag kontaktierte und über die Umstände informierte, wisse er mehr. Der Verein erhalte viele Anfragen von Veranstaltern und sei im Grunde natürlich froh über finanzielle Unterstützung. „Aber wir distanzieren uns entschieden von Gruppen, die die freie demokratische Grundordnung bekämpfen und rechtes Gedankengut verbreiten“, betont Port. Sollten sich die Vorwürfe in Hassel bewahrheiten, werde der Schutzengelverein die Spende „natürlich nicht annehmen“.

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