Kinowerkstatt St. Ingbert Eine lustige wie böse Kapitalismuskritik

St. Ingbert · Die Kinowerkstatt St. Ingbert zeigt an diesem Wochenende den südkoreanischen Film „Parasite“.

 Park So Dam (links) als Ki-jung und Choi Woo Shik als ihr Bruder Ki-woo in einer Szene des Films „Parasite“.

Park So Dam (links) als Ki-jung und Choi Woo Shik als ihr Bruder Ki-woo in einer Szene des Films „Parasite“.

Foto: dpa/-

Die Kinowerkstatt zeigt an diesem Wochenende exklusiv am Freitag, 31. Januar, am Samstag, 1. Februar, jeweils um 20 Uhr, am Sonntag, 2. Februar, und am Montag, 3. Februar, dann jeweils um 18 Uhr den Siegerfilm des diesjährigen Filmfestivals von Cannes „Parasite – Parasiten“ (Südkorea 2019, 132 Minuten, FSK: ab 16 Jahren). Der Film hat Koreas Kino auf die Weltbühne katapultiert.

Kapitalismuskritik für alle Sinne: Nichts weniger gelingt dem südkoreanischen Regisseur und Autor hier. So unglaublich unterhaltsam und scharf wie in Bong Joon-hos „Parasite“ wurde das Thema im Kino selten thematisiert. In Cannes überzeugte er damit bereits die Jury, die ihm einstimmig die „Goldene Palme“ verlieh. In Südkorea haben mittlerweile zehn Millionen Menschen den Film gesehen, in den USA legte er gerade den besten Start aller Zeiten für einen fremdsprachigen Film hin und gilt als Favorit für den neu benannten internationalen Oscar, wenn nicht sogar als Kandidat für den besten Film.

Seinen Ausgangspunkt nimmt der Film in einem Kellerloch in Seoul. Hier leben die Kims, eine vierköpfige Familie, deren Geld weder für das Studium ihrer erwachsenen Kinder reicht, noch für eine menschenwürdige Unterkunft. Die Parasiten aus dem Titel sind Ki-taek (Kang-ho Song), seine Frau Chung-sook (Hyae Jin Chang) und ihre Teenager-Kinder Ki-woo (Woo-sik Choi) und Ki-jung (So-dam Park), die sich mit dem miserabel bezahlten Zusammenfalten von Pizzakartons über Wasser halten. Für Aushilfsjobs scheinen die Kims (angeführt von Song Kang-ho als verzagtem Patriarchen) kein Talent zu haben, für Hochstaplerei aber umso mehr: Erst schleust sich Sohn Ki-woo (Cho Woo-sik) als Nachhilfelehrer mit vermeintlichem Uni-Diplom bei der reichen Familie Park ein, dann folgt ihm der Rest der Familie in die luxuriöse Waschbetonvilla.

Das mit der „Kapitalismuskritik für alle Sinne“ mag zunächst unbefriedigend abstrakt klingen, aber im Fall von „Parasite“ ist es am besten, es bei einigen grundlegenden Bemerkungen zu belassen und keine Details zu verraten. Nur so viel: Der Schlüssel zu „Parasite“ sind Treppen. Zum einen, weil es den irren Spaß, den dieser Film mit seinen vielen Überraschungen bereithält, verderben würde. Zum anderen, weil Regisseur Bong so meisterlich effektiv inszeniert, dass kein Detail Gefahr läuft, übersehen zu werden. „Der Pfirsich, das Tipi, die flackernden Lampen: Alle diese Dinge werden Zuschauer im Verlauf von ,Parasite’ wahrnehmen – und doch verblüfft sein, wenn sich schließlich ihr wahrer Zweck offenbart.“ (Hannah Pilarczyk, „Der Spiegel“)

Fazit: Bong Jong-ho hat wieder zugeschlagen und liefert eine gewohnt brillant inszenierte, ebenso saulustige wie bitterböse Tragikomödie mit einer gewaltigen sozialen Sprengkraft (filmstarts.de).

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort