Kinowerkstatt Belehrende und amüsante Filmkost

St. Ingbert · Neben einer informativen Doku mit Rahmenprogramm bietet die Kinowerkstatt St. Ingbert am Wochenende drei Komödien.

 Shopping mal anders: Wanda (Caroline Peters) versucht, angesichts des neuen Kleidungsstils der Tochter (Chantal Zitzenbacher) cool zu bleiben.

Shopping mal anders: Wanda (Caroline Peters) versucht, angesichts des neuen Kleidungsstils der Tochter (Chantal Zitzenbacher) cool zu bleiben.

Foto: Neue Visionen Filmverleih/C. Börner

Als Auftakt zur 2. Bliesgau-Samentauschbörse, die am 24. Februar im Kulturlandschaftszentrum Haus Lochfeld in Wittersheim stattfindet, zeigt die Kinowerkstatt St. Ingbert am Freitag, 1. Februar, um 20 Uhr in Zusammenarbeit mit der Rosa-Luxemburg-Stiftung die prachtvolle Öko-Doku zur Rettung der Saatgutvielfalt „Unser Saatgut – Wir ernten, was wir säen“ (Vereinigte Staaten 2016). „Ein beeindruckender, schöner Film, den jeder sehen sollte!“ sagt Filmpatin Sarah Wiener. „Unser Saatgut“ ist ein Appell an uns alle: Schützt die ursprüngliche Saatgutvielfalt, sonst ist das reiche Angebot unserer Nahrung bald nur noch schöne Erinnerung! Einfallsreich und mit kreativen Bildern macht der Film seine Zuschauer zu mündigen Essern, die sich nicht mit der immer gleichen Supermarktware abspeisen lassen. Ein lebensverändernder Dokumentarfilm von Taggart Siegel und Jon Betz, so farbenfroh wie die natürliche Vielfalt unserer Saaten. Mit den weltweit bekannten Umweltaktivisten Vandana Shiva, Jane Goodall und Percy Schmeiser. Ausgezeichnet mit 18 Festival-Awards und nominiert für den Emmy 2018 als „Outstanding Nature Documentary“.

Nach dem Film wird es ein Filmgespräch geben und lokale Projekte zur Erhaltung unserer Nutzpflanzenvielfalt und dem Widerstand gegen die Konzernmächte, die unsere Ernährung bestimmen möchten, werden sich vorstellen. Während der Pause gibt es ein veganes Fingerfood-Buffet. Dank der Unterstützung der Rosa-Luxemburg-Stiftung Saarland, der Peter-Imandt-Gesellschaft und der Projektgruppe „Essbares Saarland“ ist die Veranstaltung kostenlos.

Die Kinowerkstatt zeigt am Samstag, 2. Februar, am Sonntag, 3. Februar, und am Montag, 4. Februar, jeweils um 20 Uhr „Womit haben wir das verdient? – Nicht auch das noch“ (Österreich 2018). Für die Wienerin Wanda (Caroline Peters), überzeugte Atheistin und Feministin, wird ihr schlimmster Albtraum wahr, als ihre Teenagertochter Nina zum Islam konvertiert, von nun an Fatima heißen und Schleier tragen möchte. Sie stellt sich die Frage: „Hätte sie nicht wenigstens Christin werden können?“ und „Womit haben wir das verdient?“

Wandas wunderbare Welt des besseren Wissens steht Kopf. Plötzlich dreht sich alles um die Frage: Wie bringt man das Mädchen zur Vernunft? So ernst meint es Nina plötzlich mit der Religion, dass es selbst die echten Muslime mit der Angst bekommen. Und so findet Wanda eine unwahrscheinliche Mitstreiterin in der Muslima Hanife, der Mutter von Ninas Freundin Maryam, die für Frauenrechte im Islam kämpft und Ninas Radikal-Religionskur für einen schlechten Einfluss auf ihre Tochter hält. Als wäre das alles nicht genug, muss ihr Ex-Mann (Simon Schwarz) ausgerechnet jetzt noch einmal Vater werden – doch damit lässt sich leben. Denn Wanda war immer liberal, aufgeklärt und irgendwie super. Aber wenn die eigene Tochter keinen Schweinebraten mehr mag, im Burkini schwimmen geht und fünf Mal täglich die Gebetsmühle anwirft, droht bei ihr der multikulturelle Geduldsfaden zu reißen. Muss man denn wirklich alles akzeptieren? „Womit haben wir das verdient? – Nicht auch das noch“ mit der gerade zur Schauspielerin des Jahres gekürten Caroline Peters in der Hauptrolle ist scharfsinniges Komödienkino aus Österreich.

Gerade hat „Das schönste Mädchen der Welt“ von Aron Lehmann den Bayerischen Filmpreis gewonnen, Grund genug, diese wunderbare Geschichte um Liebe, Poesie und Phantasie, Poetry-slam und Rap-Battles zu verlängern, dachte sich die Kinowerkstatt und zeigt den Geniestreich von Aron Lehmann noch einmal am Montag, 4. Februar, um 18 Uhr. Die Begründung der Jury für den Filmpreis: „Der Film „Das schönste Mädchen der Welt“ versetzt die bekannte Geschichte des Cyrano de Bergerac ins Hier und Jetzt und transformiert den Wettstreit der Wörter in das Milieu des Battle-Rap. Cyrill, der wegen seiner riesigen Nase gemobbt wird, versteckt sich dabei hinter einer goldenen Maske. Und wie auch in der Vorlage, verwechselt die schöne Roxanne den Klugen mit dem Schönen und die Wirrungen nehmen ihren Lauf. Dass in dieser Geschichte Klugheit über Schönheit siegt, ist kein pädagogischer Appell, sondern schlicht einer der schönsten Liebesfilme der letzten Jahre. Seine Kraft und Ehrlichkeit zieht der Film aus dem so intelligenten wie frechen Drehbuch, das Lars Kraume zusammen mit Aron Lehman und Judy Horney geschrieben hat, hervorragenden Songtexten, bezaubernden Darstellern (Luna Wedler und Aaron Hilmer) und vor allem einer wunderbaren Regieleistung von Aron Lehmann.

Und auch „Die unglaubliche Reise des Fakirs, der in einem Kleiderschrank von Ikea feststeckte“ ist weiterhin zu sehen: Am Sonntag, 3. Februar, um 18 Uhr.

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