Kleinkunst in der Stadthalle Etwas Ablenkung in schwierigen Zeiten

Exklusiv | St. Ingbert · Bettina Koch und Alice Hoffmann gastierten Corona-like als „das Ähn“ und „das Anner“ in St. Ingbert.

 „Die Ähn unn das Anner“, alias Bettina Koch (links) und Alice Hoffmann, traten mit „Kluger Klatsch unn dumme Sprüch!“ in der St. Ingberter Stadthalle auf.

„Die Ähn unn das Anner“, alias Bettina Koch (links) und Alice Hoffmann, traten mit „Kluger Klatsch unn dumme Sprüch!“ in der St. Ingberter Stadthalle auf.

Foto: Jörg Martin

Es war schon etwas eigenartig am Donnerstagabend, als in der Stadthalle die erste Kulturveranstaltung nach dem Lockdown stattfand. Statt der Sonderreihe im Hof der Ex-JVA hieß es wieder „A la Minute“. Doch die „neue Normalität“ ist bekanntlich anders: Statt durchgehender Sitzreihen gab es Zweier-Gruppen mit Abstand. Statt innigem „Hallo“ erfolgte das Begrüßen auf Abstand. Dafür hatte der Mund-Nasen-Schutz Einzug bis zum Sitzplatz gehalten.

Auch das Programm musste krankheitsbedingt geändert werden: Statt der Theatergruppe „S‘Irene“ hatten Bettina Koch (das Ähn) und Alice Hoffmann (das Anner) die Bühne in ihrer Hand. Im Gepäck: Das Programm „Kluger Klatsch unn dumme Sprüch!“. „Das Ähn“ sei ja immer unter der Gürtellinie, aber dennoch überkandidelt, findet „das Anner“. Die saarländische Provinz-Seniorin Hoffmann beobachtet die Koch in ihrer Rolle deshalb immer per Spiegel vom Balkon aus. „Das ist besser als Fernsehen“, versichert sie. Die Nachbarin selbst gibt sich frech-ironisch. Die Hessin sei seit 40 Jahren hier. Das falle ja immer noch unter die Inklusion, so die Koch. Sie gehe über ihrem Horizont statt unter die Gürtellinie, stellt sie klar. Dafür schäme sie sich wegen der Kittelschürz-Leidenschaft „der besten Freundin“ fremd. Die beiden Frauen halten im Café nach Frührentnern Ausschau. Am besten mit Blutgruppe Nutella. Obwohl „das Anner“ lieber die Essig-Diät (Esse ich oder esse ich nicht?) macht. „Ich denke immer nur an Sex“, gesteht derweil die lange Dürre.

Immer wieder finden Gags, die man bereits zur Genüge kennt, den Weg ins Programm. „Burn out ist was für Anfänger. Ich habe schon Fuck off“, gibt Bettina Koch da von sich. Richtig zum Kringeln wird’s, wenn sich die beiden Frauen mit toternster Miene unterhalten und dabei Fremdwörter falsch anwenden. Und immer wieder mal gibt es den passenden Klassiker an Liedern dazu. So „Ich will keine Schokolade“ (Trude Herr), den das Ähn schmettert. Klar, dass der Text auf die aktuelle Partnersuche und die Wege dahin sowie mit Social Media-Erfahrungen angereichert war.

Begleitet werden die Frauen dabei von Frank Golischewski am Klavier, der auch einige unterhaltsame Solos beisteuerte. Die fesche Koch wartet derweil auf ihr Blind Date. Das soll aussehen wie Sascha Hehn in jung. Ihre Nachbarin hofft für sie, dass es sich bei dem Herrn nicht im „Conchita Wurst“ handelt. Zu bremsen ist die mannstolle Hessin nicht. Sie plant bereits voreilig den Zusammenzug und die Hochzeit. Doch der Mann wird zum Reinfall.

Dann doch lieber anspruchsvolle Kultur. Die beiden Grazien kommen nämlich im zweiten Teil gerade aus „Carmen“. Die Hoffmann hat während der Oper gleich Unmut auf sich gezogen, da sie mitgesungen hat. „Man braucht am Tag zwei Umarmungen, sonst geht man ein. Auch während Corona. Man muss sich nur schützen“, verkündete Bettina Koch plötzlich. Da wurde es, trotz aller Ablenkung, mucksmäuschenstill im Saal. Doch man konnte erfreutes Kopfnicken ausmachen. Derweil tut sich die Frau mit der Kittelschürze schwer mit der Homo-Ehe. Ihre Freundin ist dafür: „Ich bin für die Heirat. Die sollen nicht nur Spaß haben“, frohlockte sie. Als Zugabe gab es „Corona im Bad“, eine Radio-Comedy. „Eine schöne Ablenkung in diesen schwierigen Zeiten“, meinte ein Stammbesucher zu unserer Zeitung.

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