Im Kampf um junges Publikum

St. Ingbert · Oktober ist gerade in unserer ehemals bayerischen Region Festzelt-Zeit. St. Ingbert hat sein Oktober-Fest bereits hinter sich, in Blieskastel steht an diesem Wochenende das Finale an. Wer bei diesen Sausen an traditionelle Volksfeste denkt, der irrt.

In beiden Fällen sind professionelle Event-Agenturen am Werk, und diese stramm gewinnorientiert arbeitenden Unternehmen gehen wenn nicht "atemlos" dann doch gnadenlos mit dem Zeitgeist. Blasmusik pur ist längst out, Helene Fischer in. Das Bier wird zwar in Maß ausgeschenkt, wer will, kann aber auch mit einem Glas Crémant auf den Tischen tanzen. Dort sieht man dann viele junge Menschen (und solche, die das noch sein wollen), die es einmal im Jahr in (mitunter gemieteten) Dirndls und Lederhosen vor traditioneller Fassade so richtig krachen lassen wollen. Dieser Trend kostete zum Beispiel in diesem Jahr die recht renommierte Damen-Band "Isartaler Hexen " das Oktoberfest-Engagement in Blieskastel. Eines von mehreren knallharten Argumenten der Agentur-Chefin: Die "Hexen " sprächen überwiegend älteres Publikum an. Wer will es Veranstaltern verübeln? Jüngere Menschen machen einfach mehr Umsatz.

Was geschieht, wenn man den Weg zum jüngeren Publikum nicht findet, zeigt das Schicksal des Familienzentrums Bliestal, das aufgeben muss, obwohl es ursprünglich alle Generationen ansprechen wollte. Angebote wie "Sterne basteln" und "Myboshi-Häkeln" waren wohl eher für ein älteres Publikum. Oma und Opa hatten am Ende aber offenbar keine Lust oder auch keine Zeit mehr. Sie mussten vielleicht auf die Enkel aufpassen, während die jungen Eltern auf der Suche nach einem Dirndl oder einer Lederhose fürs nächste Oktoberfest waren.

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