Ein saarländischer Maler in Amerika

St Ingbert · Wolfgang Ulbrich las im Kulturbistro Soho aus seinem Buch „Ein Maler aus St. Wendel in den amerikanischen Südstaaten“. Dies war Auftakt der neuen Reihe, mit der der St. Ingberter Röhrig Verlag besondere Werke vorstellen will.

 Verleger Andreas Schorr (links) und Autor Wolfgang Ulbrich (Zweiter von links) im Kulturbistro SoHo. Foto: Jörg Martin

Verleger Andreas Schorr (links) und Autor Wolfgang Ulbrich (Zweiter von links) im Kulturbistro SoHo. Foto: Jörg Martin

Foto: Jörg Martin

. Die USA - damals noch nicht existent und deshalb auch noch als "Amerika" bezeichnet - waren im 19. Jahrhundert Ziel zahlreicher Auswanderer. Mancher Saarländer steuerte die Südstaaten des Kontinents an. Einer von ihnen war der heute kaum noch bekannte Maler Nicola Marschall. Über ihn ist im St. Ingberter Röhrig Universitätsverlag das Buch von Wolfgang Ulbrich mit dem Titel "Ein Maler aus St. Wendel in den amerikanischen Südstaaten" erschienen. Am Montagabend stellten sowohl Autor als auch Verlag das Werk im Kulturbistro SoHo vor. Gleichzeitig war diese Lesung, die vom Verleger Andreas Schorr moderiert wurde, auch der Startschuss für eine neue Reihe.

"Dengmerter Denger - Röhrigs Bücher im Gespräch", lautet das Motto, mit dem der Verlag ausgewählte Werke seines Sortiments vorstellen will. Der Lehrer im Ruhestand Wolfgang Ulbrich stammt aus Neunkirchen, unterrichtete zuletzt am St. Wendeler Gymnasium Wendalinum Englisch und Sport. Zur Zeit des Malers Marschall (1829-1917) herrschte eine schlechte Wirtschaftslage. Zudem gab es doppelt so viele Einwohner als zuvor. Hinzu kam ein anderes Erbrecht, welches die Besitztümer verkleinerte. Die neue Gewerbefreiheit sorgte desweiteren für zu viele Handwerker. Marschall, Sohn einer Tabakfabrikantenfamilie, entschloss sich in die Staaten auszuwandern. Ein Verwandter hatte ihm berichtet, dass Plantagenbesitzer und andere Industrieelle Porträtmaler suchten.

Der 19-Jährige hatte zuvor Privatunterricht in Düsseldorf genossen und hier angesichts der Konkurrenz keine Chance für sich gesehen. 40 Jahre lebte Nicola Marschall im Baumwollstaat Alabama und erwarb sich einen guten Ruf. Der Autor kam über den Deutsch-Amerikanischen-Freundeskreis St. Wendel auf die marschallschen Spuren, reiste in die USA und geriet auf eine Veteranenversammlung. So kam es zu einer Ausstellung im September 2012. Ende Juli letzten Jahres kam ihm die Idee zu einem Buch über den St. Wendeler. Über den Kontakt zu den Nachfahren bemerkte er, dass es etliche falsche Angaben über den Maler gibt. Die korrigierte Ulbrich. Zahlreiche Dokumente sind im Werk enthalten. Auch viele 320 Gemälde, die Marschall nachmalte.

Doch der Maler pendelte oft. Untypisch für Auswanderer. Er studierte zwischendurch in München und Florenz und war oft in der Heimat St. Wendel. Letzteres vor allem aus wirtschaftlichen Gründen, da er stiller Teilhaber an der Tabakfabrik der Familie war. Gleichzeitig unterstützte er den Bürgerkrieg in Amerika, hielt sich aber beim heiklen Thema der Sklaverei bedeckt, obwohl er sie miterlebte.

Autor Wolfgang Ulbrich konnte am Montag aber auch mit einer Neuigkeit aufwarten: Die Südstaatenflagge wurde von Nicola Marschall entworfen. Sieben Sterne für sieben Staaten und rot-weiße Streifen in Anlehnung an Österreich, die Mut und Unschuld symbolisieren sollen. Auch die bekannte Uniform der Südstaaten wurde von Marschall entworfen.

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