Homburg Wie der Klimawandel die Feuerwehr trifft

Homburg · Floriansjünger Jens Motsch beschreibt im Buch „Meteorologie für die Feuerwehr“ die Auswirkungen auf Einsätze.

 Mit dem Buch „Meteorologie für die Feuerwehr“ will Jens Motsch dafür sorgen, dass Feuerwehrleute bei einer Wetterbeurteilung nicht im Regen stehen.

Mit dem Buch „Meteorologie für die Feuerwehr“ will Jens Motsch dafür sorgen, dass Feuerwehrleute bei einer Wetterbeurteilung nicht im Regen stehen.

Foto: Thorsten Wolf

Müssen Feuerwehren auf den Klimawandel reagieren? Und wenn ja, wie? Anlässe, die solche Fragen nahe legen, gab es in der jüngeren Vergangenheit genug. Man erinnere sich etwa an das so genannte „Drei-Stunden-Ereignis“ im Saarland im Monatswechsel Mai/Juni 2018. Innerhalb einer kurzen Zeit richtete da ein Unwetter Millionenschäden an. In diesem Jahr gab es im August die Windhose in Luxemburg. Auch Hochwasser und so genannte „Starkregenereignisse“ hielten die Wehren auf Trab.

Alles eine Folge des Klimawandels? Jens Motsch, stellvertretender Leiter des Homburger Baubetriebshofes und erfahrener Feuerwehrmann der Homburger Feuerwehr, beantwortet diese Frage so: „Der Klimawandel macht bestimmte Einsatzszenarien wahrscheinlicher. Ob diese im Bereich Unwetter oder Trockenheit tatsächlich mehr werden oder ob diese Fälle sogar drastisch pro Jahr zunehmen, das kann ich statistisch nicht nachweisen. Hier fehlen uns die Daten, um sagen zu können: Es gibt einen signifikanten Trend. Aber die Wahrscheinlichkeit, dass sich etwas ändert, dass früheres Extremwetter in fünf, zehn oder 15 Jahren zum Normalwetter wird, ist da, darauf müssen wir uns einstellen.“

Um den Feuerwehren hier eine Hilfestellung zu bieten, hat Motsch das Buch „Meteorologie für die Feuerwehr – Die Auswirkungen des Klimawandels auf das Einsatzgeschehen“ geschrieben. Dass da einer ein emotionales Thema sachlich beschreibt, hat seinen Grund: Wetter und Klima sind seit langem mehr als ein Steckenpferd für Motsch, sind eine Leidenschaft, die er mit wissenschaftlicher Akribie betreibt. Und nicht im Stile eines „Lautsprechers“, sondern nüchtern anhand von Zahlen, Daten, Fakten. Seine wichtigste Botschaft an die Wehren: „Niemand muss vom Wetter überrascht sein, man muss nur bereit und in der Lage sein, entsprechende Daten rechtzeitig und ständig abrufen und aktualisieren zu können.“

 Im Kern geht es darum, Feuerwehrleuten die Grundsätze der Meteorologie verständlich zu erklären und ihnen einen Weg durch das Dickicht unterschiedlicher Quellen für die Wettervorhersagen zu geben. In seinem Buch formuliert er es so: „Der Klimawandel und auch das Wetter haben sich im Laufe der letzten Jahre regelrecht zu Geschäftsmodellen entwickelt.“ So gebe es unzählige Wetter-Apps für Smartphones, Internet-Dienstleister, Wettersendungen im Fernsehen und viele mehr. Nicht alle Quellen seien seriös, manche neigten sogar zur Panikmache. „Ich habe mich dann gefragt, wie wir mit dieser Informationsfülle als Feuerwehren in der Praxis umgehen – wenn die einen sagen, dass der Weltuntergang droht und andere bestenfalls ein Gewitter vorhersagen.“ Mit diesem Ansatz hat er in seinem Buch vieles erklärt, was für die Beurteilung von Wetterlagen aus Sicht von Hilfsdiensten nötig ist: „Welche Quellen gibt es? Wie sind diese Quellen zu lesen?“. Acht Kapitel sind so entstanden, von der Einleitung und den meteorologischen Grundlagen über die Systematik von Wettervorhersagen und den wetterbedingten Gefahren und Schadensereignissen bis hin zu den Auswirkungen des Klimawandels auf das Einsatzgeschehen und Tipps für die Einsatzvorbereitung. Und die betreffen vor allem die ständige Beobachtung von seriösen Quellen zur Wetterlage.

Im Gespräch mit unserer Zeitung sorgt Motsch auch, und nicht nur am Rande, für die wichtige Unterscheidung zwischen Wetter und Klima, zwei Begriffe, die in den aufgeheizten Diskussionen schon mal sachfremd durcheinander geworfen werden. „Wenn ich mich ans Fenster setze und fünf Minuten rausschaue, dann kennen ich das Wetter. Beobachte ich es auf diese Weise über einen deutlich längeren Zeitraum, dann kann ich eine Aussage über die Witterung machen. Und wenn ich das Wetter 30 Jahre lang beobachte, mir die entsprechenden Daten aufschreibe, dann habe ich eine Aussage zum Klima.“ Dieses sei eine Reihe von gemittelten Werten wie Niederschlag, Trockenheit und weiteren Faktoren, als Referenzzeitraum gelten 30 Jahre.

Dass es einen Klimawandel gibt, das ist für Jens Motsch Fakt. Und jenseits von unnötiger verbaler Dramatik begründet er das so: „Klima ist statistisches Wetter. Wenn man nun den CO²-Ausstoß mit der geschichtlichen Entwicklung vergleicht, dann sieht man, dass mit den Industrialisierung und dem damit beginnenden menschlichen Einfluss der Ausstoß von CO² messbar angestiegen ist. Und CO² ist ein Treibhausgas. Das ist Fakt. Und auch die Auswirkungen sind messbar.“

Mit seinem Buch hat Motsch augenscheinlich einen Nerv getroffen, zahlreiche Anfragen für Seminare für Feuerwehren liegen vor. Auch bei der Führungskräftetagung des Innenministeriums im November soll Motsch referieren.

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