Tierheim steht vor der Insolvenz

Homburg · Das Tierheim Homburg kämpft um seine Existenz. Um weitermachen zu können, braucht es nach eigenen Angaben mehr Geld. Die Kommunen sollen sich stärker finanziell beteiligen, fordert auch der Tierschutzbeauftragte Willimzik.

 Im Homburger Tierheim werden viele Katzen, aber auch Hunde betreut. Da aber nach derzeitigem Stand 40 000 Euro jährlich fehlen, droht der Einrichtung das Aus. Foto: Rainer Jensen/dpa

Im Homburger Tierheim werden viele Katzen, aber auch Hunde betreut. Da aber nach derzeitigem Stand 40 000 Euro jährlich fehlen, droht der Einrichtung das Aus. Foto: Rainer Jensen/dpa

Foto: Rainer Jensen/dpa

Es wird eng für das Homburger Tierheim. Das geht aus den Zahlen hervor, die Marion Schinkmann-Heppekausen auf den Tisch legt: 300 000 Euro brauche das Tierheim durchschnittlich pro Jahr, Tendenz steigend. Zähle man jedoch zusammen, was durch Einnahmen, Zuschüsse und Patenschaften zusammenkomme, erreiche man gerade einmal 260 000 Euro , sagte die Vorsitzende gestern. Weil diese 40 000 Euro fehlten, drohe die Insolvenz. Eingeleitet werden müsse sie wohl im Herbst, derzeit würden die dafür notwendigen Unterlagen zusammengestellt. Dass die Kosten steigen, hat, erklärt Marion Schinkmann-Heppekausen, mehrere Gründe. Zum Beispiel seien die Tiere, die abgegeben werden, eher älter und auch kränker. Dadurch werde es zum einen schwerer, sie an einen neuen Besitzer zu vermitteln, zum anderen seien die Kosten für Medikamente höher.

Geld bekommt das Tierheim aus verschiedenen Quellen: Da sind zum einen die Spenden, 2015 seien auf diese Weise 61 200 Euro zusammengekommen, erläutert sie. Von den umliegenden Kommunen und dem Saarpfalz-Kreis wird das Tierheim ebenfalls finanziell unterstützt. Grundsätzlich sind die Städte und Gemeinden nämlich gesetzlich dazu verpflichtet, sich um die Unterbringung von Fundtieren zu kümmern. Sie tun dies in der Regel nicht selbst, sondern geben diese Verantwortung an Tierschutzvereine und deren Tierheime ab. Das bestätigt auch der saarländische Tierschutzbeauftragte Hans-Friedrich Willimzik.

Der Saarpfalz-Kreis, die Städte Homburg , Blieskastel und Bexbach sowie die Gemeinde Kirkel finanzieren eine Stelle im Tierheim Homburg , hieß es.

50 Prozent davon, und damit 9370 Euro , übernehme der Kreis. Die anderen 50 Prozent teilten sich die genannten Kommunen, informierte die Kreisverwaltung auf Anfrage. Während der Saarpfalz-Kreis momentan darüber hinaus keine weiteren Beiträge beisteuert, sieht das etwa bei der Stadt Homburg etwas anders aus. Die Stadt bezahle normalerweise jährlich einen Mitgliedsbeitrag von 6000 Euro ans Tierheim plus einen Zuschuss von 10 000 Euro pro Jahr, teilte Pressesprecher Jürgen Kruthoff mit. Zusätzlich werde für Tiere, die als gefunden gemeldet werden und deren Aufenthalt nachgewiesen werden könne, ein bestimmter Tagesbeitrag bezahlt: 3,10 Euro pro Katze, 3,60 Euro pro Hund. Dies allerdings nur maximal 21 Tage lang, so Kruthoff weiter. Hin und wieder beteilige sich die Stadt an Kosten für die Tierarztbehandlung, das seien jährlich mal 1000, mal 1400 Euro . Insgesamt komme Homburg pro Jahr auf eine Summe von etwa 20 000 Euro für das Tierheim.

Das Geld für die Fundtiere reiche bei weitem nicht aus, rechnet Tierheim-Leiterin Schinkmann-Heppekausen vor. Andere Städte zahlten zwar pro Fundtiere etwas mehr und auch länger - bis zu 28 Tage. Allerdings: Die "Aufbewahrungsfrist" für Fundtiere liege bei sechs Monaten. Und allein für verpflichtende Impfungen eines Tieres fielen 110 Euro an.

Um eine Lösung zu finden, habe sich das Tierheim an alle Kommunen gewandt, für die es Fundtiere betreut. Das sind neben Homburg , Bexbach und Kirkel, zum Beispiel auch St. Ingbert, die Stadt Neunkirchen und Blieskastel.

Der Tierschutzbeauftragte Willimzik macht sich nun für eine Lösung mit einem Konsortialvertrag stark - Vorbild ist hier das Tierheim Dillingen (siehe Infobox). Damit würde ein Großteil der Kosten fest von den beteiligten Kommunen übernommen. Nachdem Kirkels Bürgermeister Frank John bereits angekündigt hat, er wolle prüfen, ob die Gemeinde eventuell einen höheren Beitrag für das angeschlagene Tierheim beisteuern könne, signalisierte Homburg gestern, dass man sich eine solche Regelung unter Umständen vorstellen könne. Selbst wenn dies Mehrkosten bedeuten würde. Das habe aber letztlich der Stadtrat zu entscheiden.

Der Saarpfalz-Kreis teilte mit: Man arbeitet an einer kreisweiten Lösung, um die Finanzierungsprobleme des Tierheims zu beheben.

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Hintergrund Ein Lösungskonzept, das langfristig trägt, nennt der Tierschutzbeauftrage Hans-Friedrich Willimzik den Konsortialvertrag, der zwischen dem Tierheim Dillingen und den Städten und Gemeinden in den Landkreisen Saarlouis und Merzig-Wadern geschlossen wurde. Dieses Konzept sollten auch die von Insolvenz bedrohten Tierheime Homburg und Niederlinxweiler übernehmen, schlägt er vor. Ein Tierheim habe einen bestimmten finanziellen Bedarf, der sich aus den Kosten , etwa für das Personal, für Futter bis zu den Müllgebühren errechne. Dieser Jahresverbrauch soll auf die Personenzahl in den beteiligten Kommunen umgerechnet werden - nicht zu 100 Prozent, einen Teil des Geldes bringe das Tierheim selbst auf. So wie in Dillingen sei auch das Homburger Tierheim für weitere Kommunen zuständig - übernehme also auch hier die Unterbringung von Fundtieren. Wenn genau festgeschrieben sei, welche Stadt beziehungsweise Gemeinde, sich an welches Tierheim wende, lasse sich aus Personenzahl und Kosten , ein Betrag pro Jahr errechnen, der aufzubringen sei. Im Tierheim Homburg arbeiten nach eigenen Angaben elf fest angestellte Mitarbeiter, etliche in Teilzeit oder als Aushilfen, dazu viele Ehrenamtliche. Betreut werden hier derzeit etwa 30 Hunde, 40 Kleintiere und 60 bis 80 Katzen. ust

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