Platz für Adel und Demokratie

Homburg/Zweibrücken. Ein Hauch von revolutionärem Geist zog am Sonntag in die Zweibrücker Festhalle. Die Siebenpfeiffer-Stiftung hatte zu ihrem alljährlichem Festbankett geladen. Das Ambiente im Heinrich-Gauf-Saal und der Vortrag von Catherina Gräfin Bernadotte sorgten für feierliche Stimmung

 Gräfin Bernadotte hielt den Festvortrag.

Gräfin Bernadotte hielt den Festvortrag.

 ClemensLindemann

ClemensLindemann

 Austausch zwischen Gräfin Bernadotte und Zweibrückens OB Helmut Reichling. Fotos: SZ/voj

Austausch zwischen Gräfin Bernadotte und Zweibrückens OB Helmut Reichling. Fotos: SZ/voj

 Das Jugendblasorchester der städtischen Musikschule Zweibrücken im Einsatz.

Das Jugendblasorchester der städtischen Musikschule Zweibrücken im Einsatz.

Homburg/Zweibrücken. Ein Hauch von revolutionärem Geist zog am Sonntag in die Zweibrücker Festhalle. Die Siebenpfeiffer-Stiftung hatte zu ihrem alljährlichem Festbankett geladen. Das Ambiente im Heinrich-Gauf-Saal und der Vortrag von Catherina Gräfin Bernadotte sorgten für feierliche Stimmung. Die Erinnerungsfeier findet im jährlichen Wechsel statt - einmal in Homburg, ein Jahr später in Zweibrücken. Diesmal war die benachbarte Rosenstadt an der Reihe (wir berichteten). Für Zweibrückens Oberbürgermeister Helmut Reichling befindet sich in seiner Stadt die Wiege der deutschen Demokratie. Er verwies auf ein Zitat des Dichters Heinrich Heine. Es bestehe in Zweibrücken allerdings ein zwiespältiges Verhältnis zu Adel und Freiheit: "Ich erinnere mich gerne an die Revolution, aber auch an die Zeit der Wittelsbacher, als Bayern noch zu Zweibrücken gehörte."Für Gräfin Bernadotte hat das Jahr 1832 auch eine besondere Bedeutung für den Adel: "Es war der Anfang vom Ende." Das Ganze habe seinen Höhepunkt 1848 in der Auflösung der feudalen Ordnung gefunden. Die Definition des Adels sei heute eine andere. Es gehe um den Mythos und um Träume, die der moderne Jet-Set nicht erfüllen könne. Der Adel stehe für ein gewisses Wertesystem und den Glanz vergangener Zeiten. Sie bezeichnete das als "Sissi-Syndrom". Clemens Lindemann, Vorsitzender der Siebenpfeiffer-Stiftung und saarpfälzischer Landrat, erinnerte daran, dass Freiheit und Demokratie nicht selbstverständlich seien. Sie müssten ständig erkämpft werden. Lindemann begrüßte unter den Gästen den Neunkircher Alex Deutsch, der das Konzentrationslager Auschwitz überlebt hatte. Es gelte, gefährlichen Entwicklungen schon frühzeitig zu begegnen, mahnte Lindemann und nannte als Beispiel die jüngsten Überwachungsaktionen bei Telekom und Bahn: "Hier zeigt sich, dass Freiheit auch eingeschränkt werden kann." Mit Sorge blickt Lindemann auf die Entwicklung der Beteiligung an Wahlen. Teilweise liege diese unter 40 Prozent. "Wir sind etwas lasch. Für Demokratie muss ständig geworben werden, sonst kann es sein, dass wir sie eines Tages nicht mehr haben", appellierte der Landrat. Er sieht in der Pressefreiheit ein angeborenes Recht, wie etwa das Recht sich bewegen zu können. Als eines der nächsten Ziele der Stiftung nannte Lindemann die Beteiligung an der in Baden begonnenen Straße der Demokratie. Diese soll künftig über Landau, Neustadt, Kaiserslautern auch nach Homburg und Zweibrücken führen. Der Vorsitzende berichtete auch, dass kürzlich in Homburg der frühere Weinberg von Siebenpfeiffer gefunden wurde. Er befindet sich an einem Südhang in der Nähe der Lagerstraße.Nach den Vorträgen gab es ein Mittagessen, das die Gäste auch zum angeregten Plausch nutzten. Viel Beifall fanden die Stücke des Jugendblasorchesters der Zweibrücker Musikschule unter Leitung von Björn Weinmann, der zum Schluss das Lied "Die Gedanken sind frei" anstimmte. "Für Demokratie muss ständig geworben werden."Clemens Lindemann, Vorsitzender der Siebenpfeiffer-Stiftung

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