Lindemann: Mehr Bewusstsein für Freiheit

Saarpfalz-Kreis · Der Bürgerrechtler und Pfarrer Friedrich Schorlemmer und Landrat Clemens Lindemann als Vorsitzender der Siebenpfeiffer-Stiftung setzten sich am Sonntag beim Festbankett mit dem Freiheitsbegriff und seinem Stellenwert auseinander. Manchmal sei der Fortschritt eine „langsame Schnecke“.

 Mit einer geschliffenen Festrede wartete der Bürgerrechtler und Pfarrer Friedrich Schorlemmer gestern beim Bankett der Siebenpfeiffer-Stiftung auf. Landrat Clemens Lindemann kündigte Fortschritte bei der Darstellung der Demokratiebewegung an. Fotos: Thorsten Wolf

Mit einer geschliffenen Festrede wartete der Bürgerrechtler und Pfarrer Friedrich Schorlemmer gestern beim Bankett der Siebenpfeiffer-Stiftung auf. Landrat Clemens Lindemann kündigte Fortschritte bei der Darstellung der Demokratiebewegung an. Fotos: Thorsten Wolf

Nicht nur Liebe geht durch den Magen, sondern auch deutsche Geschichte. Und das in Homburg mit schöner Regelmäßigkeit. Denn: Ein Mal im Jahr, abwechselnd mit Zweibrücken, soll das Siebenpfeiffer-Bankett an die Gründung des "Preß- und Vaterlandsvereins" im Jahr 1832 in Bubenhausen erinnern. So auch am Sonntag, als im Homburger Forum 200 Gäste aus Politik, Wirtschaft und Gesellschaft an dieses historische Datum erinnert wurden, gesättigt mit Worten und Speisen. Am Rednerpult fanden sind Landrat Clemens Lindemann als Vorsitzender der Siebenpfeiffer-Stiftung und der Bürgerrechtler Friedrich Schorlemmer als Festredner, auf der Speisekarte Rinderbraten mit Knödeln.

Blieb es Friedrich Schorlemmer, Bürgerrechtler und evangelischer Theologe, als einem der Motoren der Oppositionsbewegung in der früheren DDR vorbehalten, über den Freiheitswunsch, das Agieren im Gegensatz und die Unterschiede zwischen den Systemen zu sprechen, blickte Lindemann in die Geschichte der Freiheitsbewegung und in die Zukunft ihrer Wahrnehmung. "Wir wollen an den Tag der Gründung des Preß- und Vaterlandsvereins erinnern, weil diese Freiheitsbewegung stärker ins Bewusstsein der Öffentlichkeit gehört. Daran arbeiten wir seit vielen, vielen Jahren und wir machen Fortschritte. Aber der Fortschritt ist ja bekanntlich manchmal eine langsame Schnecke. Aber wir werden es hinkriegen."

Bevor Friedrich Schorlemmer mit vielen einprägsamen Sätzen die gehaltvolle "Vorspeise" für das Festbankett lieferte, bilanzierte Lindemann die Aktivitäten der Siebenpfeiffer-Stiftung im vergangenen Jahr: das Bankett in Zweibrücken, den neusten Band der Siebenpfeiffer-Schriftenreihe zur "Zensur im Vormärz im europäischen Kontext" oder auch die historischen Stadtführungen in Homburg und Zweibrücken.

Bei all diesen "Leistungsnachweisen" musste Lindemann aber auch eingestehen, dass die Popularität von Siebenpfeiffer und Wirth in Homburg noch etwas schwächele. "Ich werde immer wieder gefragt: Was habt ihr denn in Homburg zu Hambach, zu Siebenpfeiffer und zu Wirth vorzuzeigen?" Dies sei, so der Stiftungsvorsitzende, bis auf einige Exponate im Forum, noch recht wenig, "wir haben noch keinen richtigen Ausstellungsort". Dies werde sich nun ändern, mit dem Ankauf des Gasthauses "Storchen" am Homburger Marktplatz solle ein Ort für Dauerausstellungen zur deutschen Demokratie-Bewegung geschaffen werden.

Mit dieser Aussicht griff Clemens Lindemann ein Thema auf, das schon seit Jahren immer wieder in Homburg diskutiert wird. Lindemann: "Es tut sich also viel. Und wenn wir Unterstützung erfahren, dann tut sich noch viel mehr."

Von Siebenpfeiffer und Wirth spannte Lindemann dann den Bogen zu Friedrich Schorlemmer. Der revanchierte sich mit einer wortgeschliffenen und launigen Fest-Rede und einer nicht minder kurzweiligen Fragerunde. In der stellte Erich Scherer, der Ortsvertrauensmann von Reiskirchen, die Frage "Wo liegt der Unterschied zwischen dem Bürgerrechtler Friedrich Schorlemmer und dem Bundespräsidenten Joachim Gauck?" Schorlemmers vieldeutige Antwort: "Ich war und bin Pfarrer geblieben, Joachim nicht."

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