Ein Appell für mehr Miteinander

Homburg

 Moderiert durch Prof. Mathias Montenarh von der Paul-Fritsche-Stiftung (Hintergrund) stellte sich Professor Gesine Schwan im Anschluss an ihre Lesung den Fragen der Zuhörer. Foto: Thorsten Wolf

Moderiert durch Prof. Mathias Montenarh von der Paul-Fritsche-Stiftung (Hintergrund) stellte sich Professor Gesine Schwan im Anschluss an ihre Lesung den Fragen der Zuhörer. Foto: Thorsten Wolf

Homburg. Gesine Schwans gestriger Auftritt als Gastdozentin der Paul-Fritsche-Stiftung/Wissenschaftliches Forum am Homburger Universitätsklinikum war wohl für viele Gäste genau das, was schon der Titel der Lesung aus ihrem Buch "Allein ist nicht genug: Für eine neue Kultur der Gemeinsamkeit" zu versprechen schien: Ein eindringlicher Appell für mehr Miteinander und Augenmaß in der Gesellschaft. Abseits der aktuellen Diskussion rund um Schwans Kandidatur zur Bundespräsidentin und Rechenspielen zu ihren Chancen in der Bundesversammlung, präsentierte sich die ehemalige Präsidentin der deutsch-polnischen Europa-Universität Viadrina in Frankfurt/Oder dem bis auf den letzten Platz und darüber hinaus gefüllten Plenum im Hörsaal der Biochemie autark und scheinbar unbeeindruckt vom politischen Hin und Her. Über zwei Stunden nahm sich Gesine Schwan Zeit, um zum einen mit ausgewählten Passagen aus ihrem Werk, aber auch in freien Erläuterungen und einer an die Lesung anschließenden Diskussion, für ihre Sicht gesellschaftlicher Herausforderungen zu werben. So brachte sie mit Blick auf die gegenwärtige Situation in Deutschland eine von ihr festgestellte "Fragmentierung" zur Sprache. "Es gibt eine Tendenz des Auseinanderdriftens in unserer Gesellschaft. Sphären existieren nebeneinander, ohne dass deren Bewohner miteinander in Kontakt kommen. Viele Journalisten, Wissenschaftler, Unternehmer, Politiker leben in angenehmen Verhältnissen, ohne sich mit den Bedingungen in manchen, quasi aufgegebenen Stadtvierteln oder Dörfern auf dem Lande beschäftigen zu müssen." Dies könne, so Schwan, zum Problem werden. "Deswegen ist mir eine Kultur des Einfühlens, der Emphatie, ein so großes Anliegen. Schwan sprach aber nicht nur grundsätzliche Herausforderungen im gesellschaftlichen Umgang miteinander an, ganz aktuell thematisierte sie auch die Finanz- und Wirtschaftskrise, als sie den Banken deren Misstrauen untereinander als eine der Ursachen für die Verwerfungen der vergangenen Monate vorwarf. "Ich denke, da hat eine Art von geistigem Mitläufertum stattgefunden. Man denkt nicht mehr darüber nach, ob das wirklich Sinn macht." Im Anschluss an die eigentliche Lesung stand Schwan ihren Zuhörern Rede und Antwort, so zur Rolle der Frau in einer modernen Gesellschaft. thw> Ein weiterer Bericht findet sich auf Seite A 2.

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