Erinnerungsstätte in Homburg Eine Stele erinnert an Organspender

Homburg · Auf dem Gelände des Universitätsklinikums in Homburg wurde am Wochenende eine „Oase geschenkten Lebens“ eingerichtet.

 Hanna Schmitt (Mitte) vom Verein Niere Saar enthüllte die Stele der neu geschaffenen Oase des geschenkten Lebens.

Hanna Schmitt (Mitte) vom Verein Niere Saar enthüllte die Stele der neu geschaffenen Oase des geschenkten Lebens.

Foto: Sebastian Dingler

„In Umfragen spricht sich zwar ein hoher Prozentsatz für die Organspende aus. Doch nicht jeder dieser Menschen hat einen Spenderausweis“, sagte die saarländische Gesundheitsministerin Monika Bachmann (CDU) am Samstagmorgen auf dem Campus des Uniklinikums in Homburg. Damit fasste sie das Dilemma kurz zusammen: Organtransplantation ist eine lebensverlängernde Maßnahme und aus medizinischer Sicht eine äußert wertvolle Sache – allein, es fehlen genügend Spender. Zum Gedenken an jene Menschen, die sich nach dem Tod dazu bereit erklärt haben, und an deren Angehörige wurde jetzt eine „Oase geschenkten Lebens“ eingeweiht, bestehend aus einer Stele und einem frisch gepflanzten Ginkgobaum.

Vor dem Festakt hatte es in der Klinikkirche einen ökumenischen Gottesdienst gegeben, der von der evangelischen Krankenhausseelsorgerin Esther Massar und ihrem katholischen Pendant Peter Vatter geleitet wurde. Bewegend darin waren die Worte von Günther Hamann aus dem Hunsrück, der seit 13 Jahren mit einem fremden Herzen lebt. „Bis zu meinem letzten Tag werde ich dieses Geschenk in Ehren halten und alles dafür tun, dass es sich in mir wohlfühlt.“ Die Oase des geschenkten Lebens befindet sich vor dem neuen zentralen Hörsaal- und Bibliotheksgebäude. Dort ist auch ein ovales Holzpodest geschaffen worden, das für die Einweihung als musikalische Bühne diente. Sänger Markus „Oku“ Okuesa, selbst Herzpatient, hatte bereits extra für solche Gelegenheiten Songs geschrieben. „Ich hab ein Herz zu verschenken“, sang er da doppeldeutig. Okus Band OQman solo lieferte also einen musikalischen Rahmen für die Veranstaltung, der besser nicht denkbar war.

In Homburg steht die fünfte der Oasen im Saarland, drei sind in Saarbrücken und eine in St. Wendel. Zunächst begrüßte der Vorsitzende des Vereins „Niere Saar“, Klaus Schmitt, die Anwesenden. Er dankte besonders dem Dekan der Medizinischen Fakultät, Professor Michael Menger, weil dieser sowohl den Platz als auch die Kosten für die Gedenkstätte übernommen hatte. „Gerade im Bereich der Entwicklung einer Dankeskultur für Organspender und ihre Familien haben wir ein immenses Potenzial in Deutschland“, meinte Schmitt. Er wünschte sich deshalb in jedem saarländischen Landkreis eine solche Oase. Ministerin Bachmann schilderte wie anfangs erwähnt die aktuelle Situation. „Ich werbe dafür, dass die Leute sagen: ‚Ich habe ein Organ zu verschenken.‘“ Unter den Zuhörern erblickte die Ministerin drei Menschen, die von einer Organtransplantation profitiert haben. „Darüber bin ich sehr glücklich, dass diese Menschen gesund sind und wieder arbeiten und Sport treiben können.“

Dekan Menger wies auf die entscheidende Rolle der Forschung für die Transplantationsmedizin hin. Deshalb habe die Gedenkstätte einen zentralen Ort auf dem Campus bekommen. Als junger Arzt habe er sich sehr mit dem Thema Organspende auseinandergesetzt, zumal er beim Entnehmen der Organe involviert war. „Wenn man dann erfahren hat, dass Patienten erfolgreich transplantiert wurden, war man der glücklichste Mensch der Welt.“ Die Tafel der Gedenkstätte solle die Menschen zur Organspende motivieren, hoffte Menger. Der Präsident der Ärztekammer, Josef Mischo, betonte, es sei wichtig, dass sich jeder Mensch für oder gegen eine Organspende entscheide. Auch ein Nein sei dabei zu akzeptieren. „Ich wünsche mir, dass wir noch viele Oasen geschenkten Lebens in unserem Land etablieren können. Als Ärztekammer werden wir das unterstützen.“

 Sänger Markus „Oku“ Okuesa sorgte für die stimmige musikalische Umrahmung.

Sänger Markus „Oku“ Okuesa sorgte für die stimmige musikalische Umrahmung.

Foto: Sebastian Dingler

Nach weiteren Grußworten, unter anderem von Urban Sester, dem Leiter des Transplantationszentrums am Universitätsklinikum, fasste Oku das Thema musikalisch-lyrisch zusammen: „Du atmest aus, ich atme ein.“ Dann wurde zur Tat geschritten: Zunächst wurde dem gepflanzten Ginkgo Pflanzenerde zugeschaufelt, danach die Stele enthüllt. „Wer die Welt erwärmen will, muss ein großes Feuer in sich tragen“ lauten die Worte darauf, die der belgische Seelsorger Phil Bosmans gesagt hat.

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