Eine Biographie wie ein Roman

Homburg · Nelson Mandela hatte ein bewegtes Leben, das vom Kampf für die Freiheit und für die Menschenrechte bestimmt war. Ein Leben, das VHS-Leiter Willi-Günther Haßdenteufel tief beeindruckt hat. Deshalb wählte er zum Abschluss der Reihe „VIPs lesen vor“ ganz bewusst Mandelas Biografie aus.

 Willi-Günther Haßdenteufel hatte viel Vorarbeit geleistet und die wichtigsten Passagen zusammengefasst. Foto: Sebastian Dingler

Willi-Günther Haßdenteufel hatte viel Vorarbeit geleistet und die wichtigsten Passagen zusammengefasst. Foto: Sebastian Dingler

Foto: Sebastian Dingler

"Schweren Stoff" kündigte der Leiter der Volkshochschule, Willi-Günther Haßdenteufel, in der Homburger Gaststätte 1680 im alten Rathaus an, bevor er mit seiner Lesung aus Nelson Mandelas über 800 Seiten dicker Autobiografie begann. Die Organisatorinnen Patricia Hans von der Akademie für Ältere und Jutta Bohn vom Frauenkulturstammtisch begrüßten etwa 40 Zuhörer zum letzten Teil der Reihe "VIPs lesen vor" im Rahmen der Homburger Lesezeit 2015/16.

"Der lange Weg zur Freiheit" heißt das Werk des einstigen Kämpfers gegen die Apartheid in Südafrika. Haßdenteufel, im Hauptberuf Studiendirektor am Homburger Gymnasium Johanneum, schaffte es durch geschicktes Verkürzen, die Essenz des Buches näher zu bringen. "Das war nicht so ganz einfach und hat schon ein bisschen gedauert, das Wichtigste zusammenzutragen", sagte er dazu. Mandelas Anfänge als Aktivist im African National Congress kamen während der Lesung ebenso vor wie seine lange und schreckliche Leidenszeit in den Gefängnissen des weißen Apartheid-Regimes. Gerade als Haßdenteufel mit ruhiger Stimme diese Passagen vortrug, herrschte atemlose Stille im Publikum.

Als Mandela nach 27 Jahren aufgrund des politischen Wandels endlich freikam, ging es "dann eigentlich sehr schnell", so der Vorleser. Schon vier Jahre später, 1994, wurde Mandela zum ersten schwarzen Präsidenten des Landes gewählt. Das Ende seiner Lesung leitete Haßdenteufel mit den Worten "das Abschließende ist wie ein Appell" ein. Damit meinte er die philosophischen Betrachtungen des großen Südafrikaners, der 2013 im Alter von 95 Jahren verstorben ist. Laut Mandela müsse nämlich der Unterdrücker ebenso befreit werden wie der Unterdrückte, und zwar von seinem Hass. Sein Ziel sei es gewesen, beide zu befreien, wobei auf dem langen Weg zur Freiheit gerade mal der erste Schritt getan worden sei.

Kaum war die Lesung vorüber, wurde von den Anwesenden der Bogen zu aktuellen Themen gespannt: Auch das Ergebnis der Landtagswahlen vom vergangenen Sonntag wurde in Bezug zu Mandelas Appell gesetzt. "Nach den Wahlen am Sonntag sollte man sich an Mandelas Worte erinnern", meinte Haßdenteufel. Allerdings wurde auch die aktuelle Situation in Südafrika angesprochen, die alles andere als rosig erscheint wegen der hohen Arbeitslosigkeit, einer beängstigenden Verbrechensrate und der massiven Korruption. Die Organisatorinnen der erfolgreichen Lesereihe planen eine Fortsetzung, die zum Herbst starten soll.

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