Homburg serviert keine Heringe

Homburg. Als Homburgs Oberbürgermeister im vergangenen Jahr aus Kostengründen kurzerhand das Heringsessen absagte, da bekam er zwar Lob zu hören, aber einige bedauerten die Entscheidung auch. Jahr für Jahr hatten sich dabei um die 650 bis 700 Politiker, Sportler, Vertreter der Wirtschaft und verdiente Bürger getroffen, um sich auszutauschen

 Auf diese Art lecker zubereitete Heringe wird es in diesem Jahr nicht geben - zumindest nicht im Saalbau: Die Stadt hat das Heringsessen auch diesmal abgesagt. Foto: SZ/simmetpress

Auf diese Art lecker zubereitete Heringe wird es in diesem Jahr nicht geben - zumindest nicht im Saalbau: Die Stadt hat das Heringsessen auch diesmal abgesagt. Foto: SZ/simmetpress

Homburg. Als Homburgs Oberbürgermeister im vergangenen Jahr aus Kostengründen kurzerhand das Heringsessen absagte, da bekam er zwar Lob zu hören, aber einige bedauerten die Entscheidung auch. Jahr für Jahr hatten sich dabei um die 650 bis 700 Politiker, Sportler, Vertreter der Wirtschaft und verdiente Bürger getroffen, um sich auszutauschen. Doch das Haushaltsloch war einfach zu groß, und Karlheinz Schöner wollte auch ein Signal setzen. "Die Absage hat natürlich symbolische Wirkung. Es sieht jeder, dass wir sparen müssen", hatte er damals gesagt. Knapp ein Jahr später steht es um Homburgs Haushalt nicht besser, und so zog Schöner erneut die Konsequenz und sagt das Treffen wieder ab. Er habe sich mit den Fraktionsvorsitzenden "ins Benehmen gesetzt und keinen Widerspruch dazu erhalten, dass ich erneut und wiederholt auf die Ausrichtung des Heringsessen verzichte", sagte er auf Anfrage unserer Zeitung (wir berichteten kurz).Um die 10 000 bis 12 000 Euro kostet das Beisammensein am Aschermittwoch die Stadt, hieß es. Die Getränkerechnung übernimmt seit Jahren die Karlsberg-Brauerei. Und deren Chef Richard Weber zeigt genauso wie im vergangenen Jahr Verständnis für die Entscheidung des Oberbürgermeisters.

Obwohl diese Einsparung angesichts des Millionen-Defizits im Homburger Haushalt nur wie ein Tropfen auf den heißen Stein scheint, sieht Schöner sich zum Beispiel gegenüber den Vereinen in der Pflicht: Wie solle er erklären, dass einerseits ausgelassen gefeiert wird, wenn er manchem 250 Euro Zuschuss auf Grund der Haushaltslage ablehnen müsse, hatte er im Vorjahr gefragt. Außerdem: Ursprünglich sei das Treffen einmal eingeführt worden als Hommage an diejenigen, die ehrenamtlich tätig sind. Und es war auch als Ersatz für den Neujahrsempfang gedacht. Inzwischen gebe es angemessene Veranstaltungen, sagte Schöner. So würden unter anderem bei der Ehrung des Stadtverbands für Sport Ehrenamtliche berücksichtigt. Und auch für die Grünpaten gebe es ein adäquates Ereignis.

Inzwischen hat sich laut Schöner zudem das Neujahrskonzert als eine Art Neujahrsempfang etabliert mit immerhin 1500 bis 1600 Besuchern. "Die sind nicht nur handverlesen. Hier können auch diejenigen kommen, die gerne zuhören möchten", unterstrich er. Die Stadt unterstütze dieses Konzert finanziell.

Er selbst plant, an verschiedenen anderen Aschermittwochstreffen teilzunehmen. Diesmal sollen es die in Beeden und Wörschweiler sein. Wie es dann weitergeht mit dem Heringsessen, soll jedes Jahr neu entschieden werden. "Das mache ich aber nicht allein, sondern gemeinsam mit den Fraktionsvorsitzenden", betonte Schöner.

Übrigens: Das Heringsessen stand Ende der 90er Jahre schon einmal auf der Kippe. Der damalige Oberbürgermeister Reiner Ulmcke hatte es zunächst aus Finanzgründen abgesagt. Daraufhin lud der Beeder Ortsvertrauensmann Gerhard Wagner zum eigenen Treffen ein - das es bis heute gibt. Die offizielle Aschermittwochs-Veranstaltung im Saalbau wurde dann doch noch im letzten Moment gerettet durch eine Initiative von Karlsberg-Chef Richard Weber.

Meinung

Erneute Absage ist konsequent

Von SZ-Redakteurin Ulrike Stumm

Die Heringe wird's freuen. Das jedenfalls steht fest, schließlich wird der ein oder andere länger in seinem Schwarm durchs Wasser zischen können. Denn Homburg verzichtet auch in diesem Jahr auf das traditionelle Heringsessen. Das ist konsequent.

Mit der ersten Absage 2009 wollte der Oberbürgermeister ein Signal setzen angesichts der miesen Haushaltslage. Und da sieht es heute keinen Deut besser aus. Es wäre also wenig glaubwürdig, 2010 wieder fröhlich zu speisen und zu feiern. Die Probleme bleiben schließlich, werden sogar eher größer. Selbst wenn das, was hier gespart wird, im riesigen Haushaltsloch zu verschwinden scheint: An der ein oder anderen Stelle lässt sich damit bestimmt etwas anstellen. Egal, ob damit einem Verein geholfen, ein Dach repariert oder ein Spielplatz erneuert wird. Das alles bringt der Stadt letztlich mehr als knapp 700 Menschen, die fröhlich Fisch essen. Außerdem gibt es in Homburg übers Jahr vom Neujahrskonzert bis zum Nostalgiemarkt genügend Gelegenheiten, andere zu treffen, sich auszutauschen und dabei auch Leckeres zu essen: Da kann es, muss es aber auch nicht unbedingt Hering sein.

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