Türöffner in die Berufswelt

Blieskastel · Der Flüchtlingshilfe-Verein (FHV) Blieskastel bietet durch ehrenamtliche Dozenten Kurse zum Erwerb der deutschen Sprache an: Vier Absolventen haben es soweit geschafft, dass sie derzeit in Blieskasteler Betrieben ein Praktikum absolvieren können.

 Der Vorstand der Flüchtlingshilfe Blieskastel (stehend) schaute Joachim Frenzel-Paal (sitzend, Zweiter von links) und den Deutsch-Kurs-Teilnehmern über die Schulter. Foto: Hans Hurth

Der Vorstand der Flüchtlingshilfe Blieskastel (stehend) schaute Joachim Frenzel-Paal (sitzend, Zweiter von links) und den Deutsch-Kurs-Teilnehmern über die Schulter. Foto: Hans Hurth

Foto: Hans Hurth

Wöchentlich treffen sich in den Räumen der Flüchtlingshilfe Blieskastel Flüchtlinge, überwiegend Syrer, zum Erlernen der deutschen Sprache mit den ehrenamtlichen Dozenten Joachim Frenzel-Paal, Christoph Schwarz sowie Maria Dussing-Schuberth. "Unterrichtet wird nach einem Lehrplan, wobei die Zeit unbestimmt ist", erklärte im Gespräch mit unserer Zeitung Andrea Hempel vom FHV-Vorstand. "Es gibt einen speziellen Deutsch-Kurs, der ins Berufsleben einführt, Fach- und Umgangssprache beinhaltet, dazu betriebliche Strukturen, fachliche Themen wie Berichte, Unfallverhütung oder Lebenslauf, Vorbereitung auf Bewerbungsgespräche und Einbürgerung". Zu Bewerbungsgesprächen würden die Neubürger von ihren Paten begleitet, weitere Paten seien gerne willkommen.

"Einer meiner ersten Schüler im ehrenamtlichen Deutschkurs besuchte nach seiner Anerkennung Integrationskurse und hat jetzt eine eigene Wohnung. Weil er auf der Flucht Türkisch lernte und in Blieskastel einen Friseursalon mit türkischem Namen entdeckte, bat er mich, ihm dort zu einer Arbeit zu verhelfen", erzählte uns Maria Dussing-Schuberth. "Obwohl er damals, an Ostern 2015, nur wenige Worte Deutsch konnte, bot ihm die Besitzerin direkt einen Praktikumsplatz an. Heute macht er in diesem Salon eine Lehre, hat seinen eigenen Kundenstamm und besucht die Berufsschule", freut sich Dussing-Schuberth, die außerdem einen weiteren Syrer in ein anderes Friseurgeschäft vermittelte.

Ein anderer Fall: Auf der Flucht sei ein Ehepaar in Bulgarien im Gefängnis gewesen. "Wie sich herausstellte, haben sie dort unwissentlich Asyl erhalten. Die Aufenthaltsgestattung in Blieskastel läuft bis September 2016. Einen Integrationskurs durfte der Mann bisher nicht besuchen, er hat aber im Kurs bei uns und auf eigene Initiative bereits so gut Deutsch gelernt, dass er in einem Landmaschinentrieb in Kirkel ein Praktikum absolviert. Darf er in Deutschland bleiben und arbeiten, gibt es für ihn dort eine Festanstellung. Seine Ehefrau bekommt in zwei Monaten ihr erstes Kind", weiß Andrea Hempel.

Syrer hofft auf Anerkennung

Der vierte Syrer habe zwei Monate lang in einem renommierten Restaurant in Webenheim ein Praktikum absolviert. "Er ist seit Januar im offiziellen Integrationskurs, er hat eine abgeschlossene Ausbildung als Konditor/Patissier und alle Dokumente. Daher waren wir bei der IHK in Saarbrücken, um die Ausbildung anerkennen zu lassen. Die Chancen dazu stehen gut", so Maria Dussing-Schuberth, zweite Vorsitzende der Flüchtlingshilfe . "Der Betrieb, in dem er das Praktikum machte, würde ihn einstellen. Er hat den Antrag auf Familienzusammenführung gestellt, doch das Verfahren dauert."

Andrea Hempel freut sich, dass sich durch die neuen Räume des FHV im Haus der Bürgers weitere Möglichkeiten bieten, so eine Einweisung in die deutschen Verkehrsregeln als Vorbereitung auf die Führerscheinprüfung, ein Singkreis und Info-Veranstaltungen, dazu komme der Kaschtler Treff, der offen sei für alle Bürger und am Montag, Dienstag und Donnerstag von 14 bis 18 Uhr auch für Sprechstunden geöffnet sei. 350 Flüchtlinge leben derzeit in Blieskastel .

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