Abschiebung demotiviert Helfer
Blieskastel · Über die geplante Abschiebung der syrisch-kurdischen Familie Omar aus Blieskastel nach Bulgarien informierten in einer Pressekonferenz der saarländische Flüchtlingsrat und die Flüchtlingshilfe. Sie sehen ihre ehrenamtliche Arbeit durch die Abschiebepolitik demotiviert.
Die Vorsitzende der Flüchtlingshilfe Blieskastel , Maria Dussing-Schuberth, berichtete über das Schicksal der Familie Omar. "Der in Blieskastel gut integrierten Familie droht die Abschiebung nach Bulgarien, weil sie dort unter fragwürdigen Umständen bei ihrer Durchreise Asyl erhielt.
Sherin und seine Frau Shilan Omar kommen aus Dörfern im Nordosten Syriens. 2012 wurde Sherin in die Assad-Armee verpflichtet. Es war eine furchtbare Zeit für ihn: Katastrophale Lebensbedingungen und der Zwang, andere Menschen zu töten, konnte er nicht ertragen", sagte Dussing- Schuberth. "Seine Eltern entschieden sich für die Flucht als einzigen Ausweg. Lange Zeit versteckte er sich im Irak. Dort heirateten Shilan und Sherin weit weg von ihren Familien." Unter schwierigen Umständen habe sich zuerst der Mann mit einer Gruppe auf den Weg nach Westeuropa gemacht, doch schon in Bulgarien sei Endstation gewesen.
"Sherin wurde im Camp inhaftiert, weil er sich nicht registrieren lassen wollte. Shilan durfte nicht zu ihm, sie wurde geschlagen und das ungeborene Kind verlor sie auf der Flucht." Die Situation im Camp sei menschenunwürdig gewesen, Schlafen auf dem Boden, wenig Essen und Trinken, nur Ungeziefer und Dreck um ihn herum. "Da war er nach Monaten des zermürbenden Leidens soweit und ließ sich registrieren. So kam er frei und machte sich mit seiner Frau auf den Weg nach Deutschland in der Hoffnung auf ein sicheres Leben für beide", berichtete Dussing-Schuberth. Im Mai 2015 bekam die Familie eine Wohnung in Blieskastel , wo sie sich gut einlebt hätten. Sherin habe schnell Deutsch gelernt, konnte daher auch als Übersetzer und Mittler bei Problemen helfen. Jedes Wochenende unterstütze er das Transsportteam der Flüchtlingshilfe und helfe, wo Not am Mann sei. Der Besuch eines Integrationskurses sei ihnen als Nicht-Bleibeberechtigte verwehrt geblieben.
Im Juli diesen Jahres kam Sohn Baraan zur Welt. Der Mann absolvierte ein Praktikum bei einer Landmaschinenfirma in Altstadt, bei der er derzeit arbeitet und einen Ausbildungsvertrag erteilt bekam. Doch jetzt drohe die Abschiebung nach Bulgarien, dessen Asylsystem "systemische Mängel" aufweise. Konkret: "Auch anerkannte Flüchtlinge stehen in Bulgarien vor dem Nichts, Obdachlosigkeit und ein Leben auf der Straße drohen. Wer also nach Bulgarien abschiebt, zwingt Flüchtlinge in eine Situation, in denen ein menschenwürdiges Leben nicht gewährleistet ist. Am Fall der Familie Omar wird die ganze Absurdität staatlicher Abschiebepolitik deutlich. Das Bundesamt für Migration und Flüchtlinge (BAMF) entscheidet gnadenlos", meint Peter Nobert vom Flüchtlingsrat.
Das in Deutschland geborene Kind, das ehrenamtliche Engagement, die große Integrationsbereitschaft, die hohe handwerkliche Qualifikation des Sherin Omar, der selbst für den Unterhalt sorgen könne, all dies zähle für die Beamten der BAMF nicht. Die Flüchtlingshilfe Blieskastel sehe mit dieser Entscheidung ihre gesamte Arbeit in Frage gestellt, zumal weitere Fälle mit Abschiebungen nach Norwegen und Italien die Motivation der Helfer bereits sinken ließ. Ein Funken Hoffnung bleibe: Derzeit liege der Fall Omar dem Oberverwaltungsgericht in Saarlouis zur Entscheidung vor.
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Hintergrund Nach den Vorstellungen des saarländischen Innenministeriums und des Bundesamtes für Migration und Flüchtlinge sollen künftig mehr Menschen als bisher abgeschoben werden. Dies betrifft Asylsuchende ebenso wie Flüchtlinge , die in einem anderen EU-Land bereits einen Schutzstatus erhalten haben oder dort registriert wurden. hh
