Förderung des Helmholtz-Zentrums Saarbrücken CDU und SPD bremsen Backes-Vorstöße

Saarbrücken · Der Chef des Helmholtz-Zentrums regt ein neues Schulfach, einen Technologiepark und einen besseren ÖPNV an. Darüber diskutieren nun die Landtagsfraktionen.

 Das Helmholtz-Zentrum für Informationssicherheit Cispa soll das weltweit größte Forschungszentrum für IT-Sicherheit werden. Im Umkreis von einigen Kilometern könnte nach den Plänen von Direktor Michael Backes ein zehn Hektar großes Gebiet für Neuansiedlungen von IT-Firmen entstehen.

Das Helmholtz-Zentrum für Informationssicherheit Cispa soll das weltweit größte Forschungszentrum für IT-Sicherheit werden. Im Umkreis von einigen Kilometern könnte nach den Plänen von Direktor Michael Backes ein zehn Hektar großes Gebiet für Neuansiedlungen von IT-Firmen entstehen.

Foto: dpa/Oliver Dietze

Die Ideen des Chefs des Helmholtz-Zentrums für Informationssicherheit Cispa in Saarbrücken, Professor Michael Backes, sind gestern bei den Landtagsfraktionen auf ein zurückhaltendes Echo gestoßen. „Mit der Art, wie Professor Backes das macht, hat er für die Erfolge gesorgt, die wir bisher hatten. Wir als Regierungsfraktionen tun gut daran, wenn wir die Vorschläge zwar hören, aber auch abwägen gegen andere Bereiche, die wichtig sind, wie Automotive, wo wir auch versuchen, neue Entwicklungen zu befördern“, erklärte gestern der Parlamentarische Geschäftsführer der CDU-Fraktion, Stefan Thielen, vor Journalisten im Landtag.

Backes hatte bei einem Besuch der SZ-Redaktion seine Forderungen an die Landesregierung formuliert (die SZ berichtete), so etwa nach einem eigenen Schulfach „Computing“. „Denn dieses Wissen wird in zehn Jahren entscheidend für den Erfolg im Berufsleben sein“, hatte Backes unterstrichen. Dieses Thema sehe die CDU-Fraktion als „wichtig“ an, sagte Thielen. Es reiche jedoch nicht, den Unterricht mit einzelnen Fächern aufzupeppen, sondern das Thema müsse sich grundsätzlich im Unterricht wiederfinden. „Das Thema Computing allein als Schulfach wird nicht ausreichend sein“, erklärte Thielen.

Sein Koalitionskollege, der SPD-Fraktionschef Stefan Pauluhn, sagte, man müsse erstmal die Lehrer so weit bekommen, dass sie das unterrichten könnten. „Was nutzt ein neues Schulfach, wenn man nicht entsprechendes Lehrpersonal hat?“, fragte Pauluhn. Man erlebe heute schon, dass an den Schulen White-Boards oder Tablets zur Verfügung stünden, die jedoch im Unterricht gar nicht genutzt würden, weil Lehrern die didaktische Weiterbildung fehle. Ob man Computing als eigenes Schulfach anbiete oder den Stoff „interdisziplinär“ in mehreren Schulfächern anbiete, wolle er jedoch offenlassen.

Der Parlamentarische Geschäftsführer der Linksfraktion, Jochen Flackus, sagte, das Thema Computing müsse an den Schulen behandelt werden. Gleichzeitig sei auch das Fach Ethik von großer Wichtigkeit, da es zu dem Feld der IT zwingend dazugehöre. AfD-Fraktionschef Josef Dörr betonte, er habe einst als Rektor einer Förderschule für Lernbehinderte  das Fach Computing als „Medienkunde“ selbst eingeführt. „Damit die Kinder wissen, was sie im Fernsehen sehen, und das nicht einfach wahllos schauen“, erklärte Dörr. Es gehe dabei auch um die „Zukunftslehre“, dass man sich Gedanken mache, wie die Zukunft aussieht. „All das vermisse ich bei uns im Bildungsangebot“, sagte Dörr.

Auch zu Backes’ Vorstellung, einen zehn Hektar großen Technologiepark für Firmenneuansiedlungen in bis zu zwölf Kilometer Entfernung vom Helmholtz-Zentrum zu erschließen, sagte Christdemokrat Thielen nüchtern: „Wir werden das zusammen genau prüfen.“ Es heiße jetzt nicht, dass man jeden Wunsch von Backes genau erfüllen müsse oder „eins zu eins umsetzen“ werde.

Man sei für jede Ansiedlung im Saarland dankbar, betonte SPD-Fraktionschef Pauluhn. „Ob das jetzt neben das Helmholtz-Zentrum kommt oder zehn Kilometer entfernt,  ist für die Weiterentwicklung dieses Bundeslandes relativ unerheblich“, erklärte Pauluhn. Eine favorisierte Lage für das Zehn-Hektar-Areal nannte der SPD-Fraktionschef nicht. Die Frage, ob das neue Firmen-Ansiedlungsgelände in einem Radius von zwölf Kilometern um das Helmholtz-Zentrum gefunden werde, sei angesichts möglicher Probleme mit Naturschutzflächen oder Gebäudeabrissen „relativ unerheblich“. Je näher desto besser könne am Ende nicht die entscheidende Frage sein, so verständlich Backes’ Forderung sei. Der Linke Flackus erklärte: „Wir brauchen Gewerbeflächen.“ Es könne keine alleinige Lösung für Backes geben.

 Professor Michael Backes will sein Zentrum von 180 auf 800 Mitarbeiter ausbauen.

Professor Michael Backes will sein Zentrum von 180 auf 800 Mitarbeiter ausbauen.

Foto: Robby Lorenz

Eine Verlängerung der Saarbahn bis zur Saarbrücker Universität würde er „nicht neu bewerten unter der Kategorie Cispa“, sagte Christdemokrat Thielen. Backes hatte auch eine bessere ÖPNV-Anbindung des Helmholtz-Zentrums, das jetzt 180 Forscher beherbergt und später einmal 800 Wissenschaftlern Arbeit geben soll, gefordert. Thielen erklärte, der Unterhalt der Saarbahn sei „sehr teuer“. Ein verstärkter Busverkehr könne eine bessere und flexiblere Lösung sein. Auch sein Koalitionspartner Pauluhn bezweifelte, ob eine Saarbahn-Anbindung des Helmholtz-Zentrums finanziell leistbar wäre. Backes sprühe vor Ideen. Man müsse jedoch aufpassen, dass man sich nicht verzettele, warnte Pauluhn.

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