Der Stand der Dinge beim Festival Perspectives Das ist der aktuelle Stand beim Festival Perspectives

Saarbrücken · Das Publikum hat sich in der langen Corona-Zeit von Kultur etwas entwöhnt, konstatierte Sylvie Hamard, die Chefin des Festivals Perspectives, vor dem Saarbrücker Kulturausschuss. Damit die Veranstaltungen beim Festival trotzdem gut besucht werden, will man sich einiges einfallen lassen.

 Auch wenn Festivalchefin Sylvie Hamard noch keine Details des Programms bekannt gibt, man darf davon ausgehen, dass auch wieder ein zeitgenössischer Zirkus wie 2019 Le p‘tit Cirq dabei sein wird.

Auch wenn Festivalchefin Sylvie Hamard noch keine Details des Programms bekannt gibt, man darf davon ausgehen, dass auch wieder ein zeitgenössischer Zirkus wie 2019 Le p‘tit Cirq dabei sein wird.

Foto: Oliver Dietze

Das deutsch-französische Bühnenkunstfestival Perspectives wird 2022 ganz „normal“ stattfinden. Nach zwei eingeschränkten Covid-Ausgaben darf sich das Publikum rund um Pfingsten, vom 2. bis 11. Juni, erstmals wieder auf die durchweg leibhaftige Begegnung mit Tanz-, Theater- und Musik Kunst auf zahlreichen Bühnen in Saarbrücken und anderen Städten diesseits und jenseits der Landesgrenze freuen.

Dieses Jahr habe sie keinen „Plan B“, außerdem sei man nun darin geübt, je nach Lage Anpassungen vorzunehmen, sagte Festival-Chefin Sylvie Hamard, als sie jetzt die Saarbrücker Stadtverordneten im Kulturausschuss über den Stand der Dinge in Kenntnis setzte. Die Landeshauptstadt zählt neben dem Land und dem französischen Département Moselle zu den finanziellen Trägern des Festivals.

Zu den Neuerungen, die Hamard aufgrund der Pandemie-Erfahrungen eingeführt hat, gehört etwa, dass die Perspectives zwischen zwei Ausgaben nicht mehr „monatelang verschwinden“, sondern den Kontakt zum Publikum halten wollen, indem sie seit Februar jeden Monat bis zum Festival-Start eine Kulturveranstaltung anbieten.

 Sylvie Hamard gab im Kulturausschuss erste Informationen zum Festival, das im Juni stattfinden wird.

Sylvie Hamard gab im Kulturausschuss erste Informationen zum Festival, das im Juni stattfinden wird.

Foto: Gauthier Brunner

Am 28. April, wenn das Gesamtprogramm bekannt gegeben und auf der Webseite freigeschaltet wird, will das Festival abends eine Zirkus-Performance präsentieren. Am 7. und 8. Mai lädt Hamard die Saarländer auf eine Busfahrt nach Metz ein. Dort steigt ein Großevent im Centre Pompidou. Höhepunkt wird ein Auftritt des renommierten Choreografen und Tänzers Boris Charmatz sein, der im Herbst die Leitung des Wuppertaler Tanztheaters Pina Bausch übernimmt.

Nach langer Pause habe man erstmals wieder eine Partnerschaft mit dem Centre Pompidou und dem Metzer „Transfestival Passages“ eingehen können, verkündete Hamard mit großer Freude.

Das an Pfingsten startende Festival Perspectives wird Hamard zufolge in Saarbrücken wie früher die beiden großen Spielstätten des Staatstheaters und das E-Werk nutzen. Auf den Spielort Le Carreau in Forbach müsse man leider diesmal verzichten, da dort die große Bühne im Umbau begriffen sei, sagte die Festival-Chefin. Für das Festival ist dies offenbar gar nicht einfach zu verkraften. Je zweimal werden die Perspectives in diesem Jahr wieder in Saarlouis und Saargemünd gastieren, weil die Partnerschaften mit den beiden Städten, wie Sylvia Hamard lobte, ganz hervorragend funktionieren.

Was das Programm betrifft, so verriet Hamard vorab nur so viel, als dass die eine Hälfte der Veranstaltungen aus Projekten bestehen wird, die 2020 ausfallen mussten und die andere Hälfte neue Programmpunkte sein werden. Also alles bestens bei den Perpectives?

Hamard, die das Festival seit 2007 leitet, verschwieg auch die Schwierigkeiten nicht, vor die sie und ihr Team nach zwei Jahren Covid gestellt werden. Zum einen hat sich offenbar das Publikum durch die lange Lockdown- und eingeschränkte Zeit von Kultur allgemein etwas entwöhnt und sich andere Freizeitbeschäftigungen im privaten Bereich angewöhnt, so konstatiert Hamard und steht mit dieser Einschätzung nicht allein da.

Da es schwieriger geworden sei, die Säle vollzubekommen, hat das Festival laut Hamard anstatt einer nur projektbezogenen, zeitlich befristeten, nun eine neue permanente Kraft für Öffentlichkeitsarbeit eingestellt. „Wir verstehen Öffentlichkeitsarbeit als aktive Publikums-Akquise, wie man das eher in Frankreich kennt“, erklärt die Presseleiterin des Festivals, Marion Touze, dazu auf Nachfrage. „Das bedeutet, uns ist es nicht nur wichtig, dass die Säle voll sind, sondern auch zu wissen, wer bei uns im Saal sitzt“.

Die neue Kraft sei daher dazu da, regelrechte Publikumsforschung zu betreiben und aktiv auf neue, noch unerschlossene Publikumsgruppen zugehen. So soll soll sie etwa Vereine aufsuchen, ihnen das Festival vorstellen und herausfinden, wo Hemmschwellen liegen. Mit Flyer verteilen sei es auf jeden Fall nicht getan, sagt Touze.

Die andere große Hürde, die das Festival in diesem Jahr noch zu bewältigen hat, sind laut Hamard die gestiegenen Kosten, die das veranschlagte Budget übersteigen. Da viele Techniker wegen Covid den Beruf gewechselt haben, gibt es jetzt weniger. Und die verlangen, wie die Technik-Firma, mit der das Festival seit Jahren zusammenarbeitet, sagt, „Löhne auf dem Niveau von Luxemburg“.

Auch die Reisekosten und die Gagen seien gestiegen, sagt Festival-Chefin Hamard. Da die meisten Künstler seit zwei Jahren nichts verdient hätten, könne sie die Gagen auch nicht guten Gewissens wie früher herunterhandeln. Derzeit sei man in Gesprächen mit den den Firmen, die das Festival sponsern. Über sie kann Hamard nicht klagen.

Dennoch: Wenn sie nicht weiteres Geld auftreiben könne, habe das Festival ein Defizit, kündigt sie an. Einen Teil des Programms für 2022 streichen möchte die Festivalleiterin ungern, denn das gehe nicht, wenn man das Niveau halten wolle. Fest stehe: In den nächsten zwei Wochen müsse sie eine Entscheidung treffen.

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