Reise in die Vergangenheit

Freisen. Das Lied vom "Spielmanntanz" der Gruppe Liudon Incorruptus erklingt vor der Tawerne. Heinrich Graf von Kirkel erscheint mit Gefolge und würdigt den Rheingraf von Stein keines Blickes. Der gläubige Adelsmann Heinrich lädt einige Besucher ein, ihn in seiner Kirche zu besuchen. Zwischen zwei furchteinflößend aussehenden Söldnern steht Kalibo

 Ritter stehen sich auf dem Schlachtfeld gegenüber. Foto: Faber

Ritter stehen sich auf dem Schlachtfeld gegenüber. Foto: Faber

Freisen. Das Lied vom "Spielmanntanz" der Gruppe Liudon Incorruptus erklingt vor der Tawerne. Heinrich Graf von Kirkel erscheint mit Gefolge und würdigt den Rheingraf von Stein keines Blickes. Der gläubige Adelsmann Heinrich lädt einige Besucher ein, ihn in seiner Kirche zu besuchen. Zwischen zwei furchteinflößend aussehenden Söldnern steht Kalibo. Eigentlich ist er Zauberer und Gaukler.Doch seit die 2000 Akteure hier lagern, ist Kalibo der Zeremonienmeister und Herold. "Freisen ist der größte Mittelaltermarkt im südwestdeutschen Raum", erzählt Kalibo. Ab dem Jahre 500 bis zum Jahre 1500 wäre alles vertreten, wenn auch nicht alles authentisch und wissenschaftlich belegt sei. "Das Interesse der Besucher ist ungebrochen, denn für sie habe ein Mittelaltermarkt etwas entschleunigendes", meint Kalibo. Lauthals ruft er nach Heerführer Festus, sodass die freie Feldschlacht zu Freisen beginnen kann. "Das dunkle Mittelalter war eine ganz rauhe Zeit", erzählt Bernhard von der christlichen Pilgergruppe Hortus Ecclesiae aus Lebach. Die Gruppe setzt sich aus einfachen Pilgern und Mitgliedern der wichtigsten christlichen Orden des Hochmittelalters zusammen. Tatsächlich bildeten sich gerade in der Zeit der Kreuzzüge Reisegruppen aus den verschiedensten Lagern, um die größtmögliche Sicherheit der Reisenden auf den unsicheren Wegen zu gewährleisten. Ihre Bliede (Wurfmaschine) haben sie nach rechts gerichtet, denn dort campiert eine wüste Wikingersippe. Ihr Anführer ist Urs, der Bär.

Der Anblick der bildhübschen orientalischen Bauchtänzerinnen von der Gruppe Shabanna Atesh aus Homburg haut selbst den stärksten Wikinger um. "Das ist doch ein schöner Kontrast", scherzt Kalibo sofort, der nebenbei für jeden Besucher da ist. Peter Früh aus Miesenbach sucht ein bestimmtes Verkaufszelt. Der Gaukler nimmt den Mann bei der Hand führt ihn durch die Marktgasse. "Wir haben rund 65 Marktstände, es sind ein paar mehr als im letzten Jahr", sagt Markt-Veranstalter Matthias Broszeit.

Diese bieten so ziemlich alles feil, was der Mittelalter-Liebhaber benötigt: Bronze- und Silberschmuck, Kleider, Schuhe und natürlich Trinkhörner. Ein Schmied demonstriert die Kunst der Waffenherstellung, und der Schuhmacher zeigt, wie einst, mit Leder umgegangen wurde. Auch an Speis und Trank gibt es einiges zu entdecken. Selbstgemachte Brote stehen ebenso auf dem Speiseplan wie Apfelkringel, Brotknödeln, oder Honigbier. "In unserem Lager fehlt es an nichts", ist Kalibo überzeugt. Beim großen Tawernenspiel zum Finale mit dem gesamten fahrenden Volk will er wieder zurück sein. Eines hat der gesprächige Gaukler zuvor noch ausgeplaudert. Im nächsten Jahr werde wieder in Freisen ein Lager aufgeschlagen.

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