Anton-Hansen-Schule in Ottweiler „Der Beruf kostet Nerven“ - Jugendliche sammeln erste Job-Erfahrungen

Ottweiler · Jugendliche von der Gemeinschaftsschule Ottweiler haben wochenlang in lokalen Betrieben mitgearbeitet. Ein Unternehmen hat sogar versucht, eine Schülerin direkt anzuwerben.

 Die Vorzüge eines Bürojobs - Lana Al Kateb berichtet in der Anton-Hansen-Schule von ihrem Praktikum in der Stadtbibliothek Neunkirchen

Die Vorzüge eines Bürojobs - Lana Al Kateb berichtet in der Anton-Hansen-Schule von ihrem Praktikum in der Stadtbibliothek Neunkirchen

Foto: Jakob Hartung

Lana macht eine lange Pause und überlegt noch einmal. Wie haben ihr die drei Wochen in der Neunkircher Stadtbibliothek gefallen? Sie hat dort vor allem Büroarbeiten gemacht, katalogisiert und Sticker geklebt. „Sie bestellen dort sehr viele Bücher“, ist ihr aufgefallen. Doch als es schließlich um ihr Fazit geht, wirkt sie noch nicht ganz überzeugt. „Das ist ein ruhiger Job, mit ein bisschen Abwechslung. Im Büro arbeiten ist aber schon ganz chillig“.

Lana besucht die achte Klasse der Anton-Hansen-Schule in Ottweiler. Ihr ganzer Jahrgang ist für drei Wochen in Betriebe gegangen, um die Berufswelt kennenzulernen. Schulleiterin Katja Strauß ist überzeugt von dem Konzept. Sie unterrichtet Englisch und Deutsch und hat festgestellt, dass die Jugendlichen im Praktikum ganz andere Erfolgserlebnisse feiern würden. „Bei manchen läuft es in Englisch nicht richtig, aber im Betrieb beweisen sie sich dann. Das macht mich stolz“, sagt sie.

Jannik hat in einer Filiale der Bäckerei Schäfer gearbeitet und ist darin aufgegangen. „Ich durfte Geschirr waschen und Latte Macchiato machen“ berichtet er. Die Brotsorten und die Logistik würden ihn sehr interessieren und er könne sich den Job für die Zukunft vorstellen. Er habe soviel Spaß gehabt, dass er sogar in den Pfingstferien dort geblieben sei. Die größte Herausforderung sei für ihn der Kundenkontakt gewesen.

So wie Jannik hatten auch andere Jugendliche Schwierigkeiten, im Job auf Fremde zuzugehen. Touleen hat in einem Ottweiler Bekleidungsgeschäft gearbeitet. Das sei eine schöne Erfahrung gewesen, doch auch sie habe mit dem Verkauf gefremdelt. „Ich interessiere mich zwar für Mode, aber ich habe keinen Ehrgeiz, diesen Beruf zu erlernen“, sagt sie. Nagib war bei einem St. Wendeler Friseur und wusch dort Kunden und Kolleginnen die Haare. Der Smalltalk mit Kunden sei schwer gewesen, doch am Ende der drei Wochen habe er sich etwas öffnen können. Friseur möchte er trotzdem nicht werden.

Doch auch das könne den Jugendlichen helfen, sagt Strauß. „Irrwege sortieren Gedanken. Das verhindert, dass sich die Kinder auf die falsche Richtung festlegen“, sagt sie. Das hat auch Ahman gemerkt. Er war im Seniorenzentrum und hat dort die Bewohner unterhalten und das Personal unterstützt. „Sie waren dort alle lieb und nett zu mir“, sagt er. Er habe jedoch auch gesehen, dass man den Beruf mit Herz machen müsse. „Mir hat Spaß gemacht, im Team zu arbeiten, aber diesen Beruf will ich nicht lernen“, sagt er.

Strauß ist erst seit April Schulleiterin und unterstützt seitdem ein Team aus dem Kollegium, das das Berufspraktikum koordiniert. „Ich war überrascht, wie viel den Kindern zugemutet werden darf. Sie arbeiten teilweise normal mit, haben eine 40-Stunden-Woche und keinen Anspruch auf Entlohnung“, sagt sie.

Die Schülerin Jasmine hat im Praktikum ihren Betrieb überzeugt. Sie hat im Haus Bliesaue in der Pflege gearbeitet und dort ab 6.30 Uhr die Bewohnerinnen versorgt. Der Schwesternverband habe danach zurückgemeldet, dass ihr dort die Welt offenstehe. Doch Jasmine will nicht sofort anfangen, denn der harte Pflegealltag gebe ihr zu denken. „Nach acht Stunden arbeiten war ich so fertig, dass ich keine Zeit mehr für Freunde und Familie hatte. Arbeiten ist schwerer als gedacht. Ich hab mich währenddessen in die Schule zurückgewünscht“, sagt sie.

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