Musical Emil und die Detektive Auf Verbrecherjagd mit Nickelbrille

Neunkirchen · Am Donnerstag startet die finale Probenphase für „Emil und die Detektive“ in der Gebläsehalle. Premiere ist am Samstag, 25. Juni.

 Bei der Geburtstagsfeier zum Jubiläum „100 Jahre Stadt Neunkirchen“ in der Gebläsehalle gab die patente Bande von Emil Tischbein schon mal einen kleinen Vorgeschmack auf das Musical.

Bei der Geburtstagsfeier zum Jubiläum „100 Jahre Stadt Neunkirchen“ in der Gebläsehalle gab die patente Bande von Emil Tischbein schon mal einen kleinen Vorgeschmack auf das Musical.

Foto: Thomas Seeber

Irgendwas stimmt nicht. Wahrscheinlich liegt es an den eng beieinander stehenden kreisrunden Gläsern. Jedenfalls wirken die zwei Nickelbrillen, eine in Hornoptik, die andere in Messing, etwas aus der Zeit gefallen. Josie setzt erst die eine auf, dann die andere. Sich für ein Modell zu entscheiden, fällt ihr sichtlich schwer. „Welche soll ich nehmen“, wendet sich die 14-Jährige an Edda Petri, die neben ihr auf der Couch sitzt. Wer zufällig Zeuge dieser Szene bei Optik Lutz geworden ist, wird sich vielleicht gefragt haben, was das junge Mädchen an diesen „Artefakten“ reizt.

Die Antwort ist simpel: Diese Brille ist gar nicht für Josie bestimmt, sondern für ihr Alter Ego. Die Berliner Rotzgöre namens Krummbiegel nämlich, die zur Bande von Emil Tischbein gehört. Im Berlin zwischen den beiden Weltkriegen jagt diese einen Kleinkriminellen – eine fiktive Geschichte mit ganz viel Lokalkolorit, Erich Kästners erstes Kinderbuch. In Neunkirchen kommt „Emil und die Detektive“ unter Leitung von Edda Petri Ende Juni als Familien-Musical in der Fassung von Marc Schubring auf die Bühne. Realisiert wird das Projekt durch den Kutscherhaus-Verein in Kooperation mit dem städtischen Kreativzentrum Kutscherhaus, als Sponsor sitzen die Globus-Stiftung, das Kultusministerium, die Sparkasse Neunkirchen, Dr. Theiss Naturwaren, die Stiftung für Bürger Landkreis Neunkirchen, das Saarländische Staatstheater mit der Leihgabe von Kostümen sowie Optik Lutz mit im Boot (wir berichteten).

Vorige Woche traf man sich zum letzten Mal in der Turnhalle der Bachschule. Ab Donnerstag wird in der Neuen Gebläsehalle geprobt – auf einer Bühne, die dreimal so viel Platz bietet. „Das wird für alle sehr verwirrend“, vermutet Edda Petri. „Zum Glück haben wir am 1. April schon mal dort gespielt anlässlich des Stadtgeburtstages.“ Sie ist froh, dass es schon längere Zeit keine neuen Corona-Fälle mehr gab. „Der Winter war wild, da haben wir viel Zeit verloren.“ Die man nicht so einfach nachholen konnte. „Die Schauspieler haben ja alle ihre Verbindlichkeiten, ob Schule oder Berufstätigkeit.“ So wich man oft auf die Samstage aus.

Neben den Covid-19-Ausfällen stellte die Diversität der jungen Truppe die größte Herausforderung dar. „Wir haben Kinder dabei, die besuchen das Gymnasium, die bringen eine musikalische Vorbildung mit und zum Teil sogar Musicalerfahrung.“

Dem gegenüber stehen Mädchen und Jungen aus dem arabischen Sprachraum „mit einem ganz anderen Sprach- und Musikverständnis“. Da wurde sich schon mal gewundert: „Wie, wir waren doch letzte Woche schon da, warum sollen wir jetzt noch mal üben.“ Aber „inzwischen sind alle mit Feuer und Flamme dabei“. Die anfängliche Blockbildung – hier Gymnasium, dort Gemeinschaftsschule und Kids aus dem Quartier – hat sich inzwischen erübrigt. „Anfangs saßen die immer getrennt und für sich, heute bilden sie eine einzige verschworene Truppe.“ Wozu die „Traumnacht“ im Neunkircher Zoo beigetragen habe, wo man sich auch mal in anderem Kontext kennen und schätzen lernte. „Die Kinder verlassen sich jetzt aufeinander, die gehören richtig zusammen.“ Und das, obwohl manche der zwischen 7 und 15 Jahre alten Akteure sich am Anfang über Wochen hinweg nicht mal die Namen ihrer Mitspieler merken wollten. „Das hat sich richtig toll entwickelt.“

Nach einer kleinen Umfrage im Optikerladen fiel die Wahl dann übrigens auf die Hornbrille. „Privat trägt Josie eine supermoderne Brille, da haben wir überlegt, dass es doch schön wäre, sie würde stattdessen eine typische 20er-Jahre-Nickelbrille aufsetzen. Frau Lutz war sofort bereit, uns eine zu leihen – mit Gläsern in der passenden Sehstärke“, freut sich Edda Petri.

In der Stadt wird sie oft auf das Emil-Musical angesprochen, „mir begegnet da viel Zuspruch und Vorfreude“. Die sich beim Vorverkauf widerspiegelt: Für die Sondervorstellung der Schulen sind bereits 700 Anmeldungen eingegangen. 500 Premierenkarten sind ebenfalls schon weg, an den beiden Sonntagen, 26. Juni und 10. Juli, ist dagegen noch Luft.

Für die 20 jungen Ensemblemitglieder wird es nach dem letzten Vorhang auf eine Art kalten Entzug hinaus laufen. „Die fragen jetzt schon immer: Wann machen wir das nächste Projekt?“ Das ist einerseits herrlich, anderseits braucht die Regisseurin nach diesen intensiven Wochen und Monaten auch mal Zeit für sich. Um die Batterien wieder aufzuladen. „Aber Lust hätte ich schon.“

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort