Man müsste sie erfinden Eiskalt-süße Erinnerungen

Ein Eisbecher Schwarz-Weiß. Das war unsere Standardbestellung in der „HO-Milchbar“. Weiße Gasse, ein paar Katzensprünge entfernt vom Altmarkt, damals noch in voller Größe Austragungsort des heiligen Striezelmarktes, und der Ruine der Frauenkirche.

Eiscafé-Kolumne Anja Kernig
Foto: dpa/Jens Kalaene

In der Eisdiele herrschte Selbstbedienung. Und Jugendliche wie wir aus Dresden-Mitte stellten einen Großteil der Kundschaft. Gerüchteweise sollen dort vermehrt erste Küsse getauscht worden sein.

Eiscafés sind die Exoten unter den Gastronomiebetrieben. Kein „richtiges“ Restaurant, aber auch kein Kiosk, mehr so eine Mischform. An die sich im Laufe eines Lebens einige bunteste Erinnerungen knüpfen. Vor fast 20 Jahren endete beispielsweise die Entführung der halbwegs jungen Braut in einem Blieskasteler Eiscafé. Man wartete und wartete, aber kein Suchtrupp tauchte auf. Irgendwann resignierten die Kidnapper, zahlten und brachten die Deern zurück.

Erinnerungen neueren Datums tragen brachialere Züge: Wie der Junior einmal auf den Polstern rumhampelte und auf die Marmorplatte fiel, was unschön mit einer Tackerbekanntschaft im damals noch städtischen Krankenhaus endete. Um also mit Loriot zu sprechen: Ein Leben ohne euch Eisfrauen und -männer wäre sehr wohl möglich. Aber sinnlos. Grazie!

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