Aktion des VdK Demonstration ohne Menschen auf dem Ottweiler Schlossplatz macht auf Nöte Tausender Saarländer aufmerksam

Ottweiler · Auf dem Schlossplatz in Ottweiler fand heute eine ungewöhnliche Demonstration statt. Etliche Plakate standen dort, allerdings keine Menschen. Der Sozialverband VdK möchte damit im Saarland auf die Not pflegender Angehöriger aufmerksam machen – und fordert grundlegende Änderungen.

 Demonstration ohne Menschen, denn wer Angehörige pflegt, hat keine Zeit, zu demonstrieren.

Demonstration ohne Menschen, denn wer Angehörige pflegt, hat keine Zeit, zu demonstrieren.

Foto: Marc Prams

Auf dem Schlossplatz in Ottweiler stehen zwar jede Menge Plakate, Menschen sind aber kaum zu sehen. Merkwürdig für eine Demonstration, aber beabsichtigt. Denn pflegende Angehörige haben keine Zeit, zu demonstrieren. Dabei hätten sie allen Grund dazu, auf ihre Sorgen und Nöte aufmerksam zu machen.

Der Sozialverband VdK möchte nun mit der Kampagne „Nächstenpflege“ auf die Sorgen und Nöte pflegender Angehöriger aufmerksam machen und bei „Demonstrationen ohne Menschen“ an zentralen Orten im Saarland pflegenden Menschen eine Stimme geben. Und zwar auf Schildern. Auftakt war am Mittwoch in Ottweiler.

 Eines der in Ottweiler aufgestellten Plakate.

Eines der in Ottweiler aufgestellten Plakate.

Foto: Marc Prams

„Im Saarland gibt es rund 70 000 Menschen, die gepflegt werden müssen, 55 000 davon befinden sich in häuslicher Pflege“, weiß Dieter Mohr, der Vorsitzende des VdK-Kreisverbandes Neunkirchen. Er kennt die schwierige Situation derer, die sich der Pflege dieser Menschen angenommen haben. „Zweidrittel der Pflegenden befinden sich am Rande ihrer Leistungsfähigkeit, ein Drittel kann die Pflege nur noch unter großen Schwierigkeiten vornehmen“, sagt Mohr und verweist auf eine VdKStudie mit dem Titel „Häusliche Pflege am Limit – jeder dritte pflegende Angehörige überfordert“, die auf der Online-Befragung von 56 000 Menschen im vergangenen Jahr basiert.

Demnach sind 72 Prozent der Pflegenden weiblich. Die Hälfte der Befragten versorgt einen Elternteil. Jeder zweite der Pflegenden ist bereits im Rentenalter und körperlich selbst nicht mehr fit. 63 Prozent haben täglich körperliche Beschwerden und 59 Prozent geben an, wegen der Pflege die eigene Gesundheit zu vernachlässigen.

Der VdK fordert daher eine grundlegende Reform der Unterstützungsleistungen. „Die Leute gehen aus ihrem Beruf raus oder reduzieren ihre Stunden, um ihre Angehörigen zu pflegen. Sie erhalten aber keine angemessene Altersversorgung. Das muss sich ändern“, sagt Dieter Mohr. 2700 Euro pro Monat koste ein Pflegeplatz in einer Einrichtung im Schnitt, „Kosten, die kaum jemand allein durch seine Rente aufbringen kann“. Also müssten die Sozialämter einspringen.

 Dieter Mohr, Vorsitzender des VdK-Kreisverbandes Neunkirchen.

Dieter Mohr, Vorsitzender des VdK-Kreisverbandes Neunkirchen.

Foto: Marc Prams

Das könne nicht die Lösung sein, betont Mohr. Außerdem herrsche großer Mangel an Plätzen in der Tagespflege, die zur Entlastung pflegender Angehöriger beitragen könnten. Daher fordert Mohr ein dringend notwendiges Handeln vonseiten der Politik. „Wir haben zudem einen Mangel an Pflegekräften, auch im häuslichen Bereich. Das alles sorgt dafür, dass pflegende Angehörige kaum entlastet werden. Das ist das Hauptproblem“, so der VdK-Kreisvorsitzende.

Die „Demos ohne Menschen“ finden am 1. Juli, in Oberthal, am 2. Juli auf dem Stummplatz in Neunkirchen, am 13. Juli in St. Wendel auf dem Deck der City-Garage gegenüber vom Mia-Münster-Haus und am 21. Juli in Saarbrücken statt, jeweils von 14 bis 19 Uhr.

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