Tödliches Gas lauert im gedrosselten Ofen

Kreis Neunkirchen · Mit Holz heizen ist wieder in Mode. Aber die Feuerstätten bergen bei falscher Bedienung auch Gefahren wie Kohlenmonoxid-Vergiftungen. Der regelmäßige Besuch des Schornsteinfegers kann Leben retten.

Dem älteren Elversberger Ehepaar, das vor anderthalb Wochen in seiner Wohnung eine Kohlenmonoxid-Vergiftung erlitten hatte (die SZ berichtete), geht es nach Auskunft der Polizei wieder besser. Die beiden hatten Glück, denn sie wurden rechtzeitig gefunden und ins Krankenhaus gebracht. Die Ursache des Unfalls hat die Polizeiinspektion geklärt: Der Holzofen, in dem die beiden Holzbriketts verbrannten, hatte das gefährliche Kohlenmonoxid freigesetzt. Es entsteht, wenn Brennstoffe wie etwa Holz oder Holzkohle mit zu wenig Sauerstoff verbrannt werden. Es tritt auch an defekten Gasthermen aus oder bei falsch betriebenen Stromgeneratoren (im Oktober starb ein Mann in Quierschied). Das Gas ist in zweifacher Hinsicht tückisch: Es ist geruchlos und sorgt für schwere bis tödliche Vergiftungen , wenn eine ahnungslose Person zu lange hoher Konzentration ausgesetzt ist. In dem Elversberger Fall hat sich gezeigt, dass die Zuluftschächte des Ofens nicht richtig gereinigt waren und das Ehepaar offenbar aus Gründen der Sparsamkeit die Sauerstoffzufuhr noch gedrosselt hatte. Geringe Abgastemperatur und mangelnde Dichtung der Ofentür hätten das Gas in den Wohnraum ziehen lassen.

Der Holzofen hat bei steigenden Energiepreisen in den vergangenen Jahren wieder mehr Freunde gefunden. Entscheidend, um eine Kohlenmonoxid-Vergiftung auszuschließen, ist die richtige Handhabung und regelmäßige Reinigung durch einen Fachmann. Der Neunkircher Bezirksschornsteinfeger Joachim Delgado benennt ein spezielles Problem: "Die Generation Zentralheizung, zu der ich auch gehöre, kauft jetzt Häuser und sagt sich, bei den hohen Energiekosten könnte man doch auch gut noch mit Holz oder Pellets heizen. Zudem machen Saarländer alles selbst. Aber die Jüngeren haben keine Erfahrung mit Einzelfeuerstätten." Deshalb sei es unerlässlich, dass der Schornsteinfeger eine neue Anlage abnimmt und auch später je nachdem, wie intensiv ein Ofen genutzt werde, ein Mal oder auch zwei bis drei Mal im Jahr reinige.

Während die alten Öfen ihre Zuluft aus dem Raum gezogen haben, drängen heute raumluftunabhängige Öfen auf den Markt. Sie seien konstruiert in Hinblick auf die modernen Niedrigenergiehäuser , sagt Delgado, die sehr dicht und mit Lüftungsanlagen ausgestattet seien. Bei diesen Feuerstätten kommt die Zuluft von außen durch ein Rohr in die Brennkammer. Auch Dunstabzugshauben müsse man im Blick haben im Zusammenhang mit einem Holzofen. Delgado hat jüngst beim Kehren in der Wohnung eines Neunkircher Kunden, der gerade eine neue Küche bekommen hatte, festgestellt, dass dort bei geschlossenen Fenstern und laufender Abzugsanlage Abgase in das Mehrfamilienhaus gezogen wurden. Der Schornsteinfeger hat einige Geschichten auf Lager. Selbst in seiner direkten Nachbarschaft habe es vor ein paar Jahren einen Unfall gegeben. An der nicht vom Fachmann geprüften Anlage war eine Klappe falsch montiert, Gas strömte in die Wohnung.

"Entscheidend ist, dass der Ofen so brennt, wie er soll", sagt der Fachmann. Er erinnert auch daran, dass ein Feuern mit zu wenig Sauerstoff neben der Kohlenmonoxid-Problematik auch einen Kaminbrand begünstige. Unvollständige Verbrennung führe zu Ablagerungen im Ofenrohr und im Kamin, dem sogenannten Glanzruß.

Mithin gilt: Nur trockenes, unbehandeltes Holz brennen, und das bei guter Luftzufuhr. Zudem, erklärt Delgado, könne sich jeder selbst einen Gefallen tun, und einen Kohlenmonoxid-Warner in seiner Wohnung installieren. Auch einen Feuerlöscher sollte man haben.

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