Europa für die Kleinsten Wie Mama mit dem Brexit umgeht

Neunkirchen · Schülerprojekt der Neunkircher Erzieherschule Edith Stein: Wie lassen sich schon die Kleinsten an Europa heranführen?

 Lennart Berwanger hat ein Projekt zu Europa von angehenden Erziehern vorgestellt.

Lennart Berwanger hat ein Projekt zu Europa von angehenden Erziehern vorgestellt.

Foto: Claudia Emmerich

Die Europawahlen sind vorbei. Das Thema Europa bleibt. Wie lassen sich schon unsere Kleinsten an Europa heranführen? Und warum sollten sie auch so früh an Europa herangeführt werden? Darauf hat jetzt Lennart Berwanger (23) bei seinem Redaktionsbesuch Antworten mitgebracht.

Seit Jahren engagiert sich die Neunkircher Edith-Stein-Schule in EU-Projekten mit Partnerschulen aus anderen Ländern (wir berichteten). Und Lennart Berwanger ist Edith-Stein-Schüler. Nun hat sich zuletzt in diesem Projekte-Rahmen eine fünfköpfige Schülergruppe der Erzieherschule auch die Frage gestellt: Wie kann man Europa an Kinder vermitteln? „Es ist ein wichtiger Auftrag für Erzieher, so ein großes Thema runterzubrechen“, hatte es Lennart Berwanger beim Europa-Tag der Edith-Stein-Schule im Februar in seiner Präsentation formuliert. Spannend genug, dachte sich unsere Redaktion, sich dieses Projekt näher vorstellen zu lassen.

Sechs Monate haben sie sich den Kopf zerbrochen, Ideen entwickelt und überprüft, schildert Lennart Berwanger jetzt beim SZ-Besuch die Gruppenarbeit. Der 23-Jährige wird im nächsten Jahr seinen Erzieherabschluss machen, dann ins Anerkennungsjahr starten und möglicherweise eine Zusatzqualifikation im Bereich außerschulische Bildung draufsatteln. Vier Semester hatte er ins Hochschulstudium hineingeschnuppert. Es war ihm nicht genug praxisnah.

In einem ersten Schritt, erklärt Berwanger, ging es um Materialien: Wie bringt man Europa als Kontinent und als politische Institution kindgerecht an das Mädchen, an den Jungen? Auf seinem Handy ruft Lennart Berwanger Ausschnitte der Powerpoint-Präsentation ab, die an der Edith-Stein-Schule zum Projekt Europa gezeigt wurde. Zum Beispiel ein Flaggen-Länder-Memory oder ein Steckpuzzle zu den europäischen Staaten (die EU-Staaten haben auf der Rückseite noch ein Sternchen). Weitere Möglichkeiten auch Spielgeld für die Währungsunion oder Malbücher mit markanten Bauwerken. „Wichtig ist, etwas an die Lebenswelt der Kinder anzupassen“, sagt der angehende Erzieher Berwanger. Beispiel Brexit. Die Engländer wollen raus aus der Europäischen Union. „Da haben wir dieses Bild“, sagt Berwanger und zückt sein Handy. „Es zeigt die EU, dargestellt als Mutter oder Erzieherin. Um sie herum tollen die einzelnen EU-Länder als Kinder. Und eines will nicht mitmachen.“ Wie geht Mama mit dem Brexit um?

 Die Europaflagge weht im Wind. Viele Menschen im Landkreis sind mit dieser Flagge aufgewachsen

Die Europaflagge weht im Wind. Viele Menschen im Landkreis sind mit dieser Flagge aufgewachsen

Foto: dpa/Patrick Pleul

Aber die Gedanken der Projektler gehen weiter. Partizipation, also das Mitentscheiden, das Mitwirken, lasse sich schon im Kindergarten üben. Berwanger: „Im Kindergarten gibt es Regeln. Sie könnten einen Kinderrat bilden. Es könnte eine Gesamtkonferenz geben.“ Das gehe im Kleinen wie auf der großen EU-Bühne. Und müsse eingeübt werden. Daneben biete Europa so viele weitere Chance: Ressourcen von Mehrsprachigkeit, Reichtum von Europa als Schmelztiegel, die europäischen Grundrechte. „Das Projekt hat auch mit uns was gemacht“, sagt Lennart Berwanger über seine Projektgruppe. „Uns ist bewusst, dass wir die erste Generation sind, die mit Europa aufgewachsen ist. Die Währungsreform 1999 war der letzte große Schritt der EU. Da war ich vier Jahre alt. Wir sind geborene Europäer.“ Das ermächtige sie auch, Vorbild für die nächste Generation zu sein.

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