Neunkircher vom Pokémon-Virus befallen

Neunkirchen · Ob allein, mit Freunden oder in der Familie: unzählige Freunde des Smartphone-Spiels Pokémon Go sind gerade auf der Jagd nach den Fabelwesen. Wir haben einige von ihnen in Neunkirchen bei der Suche begleitet.

 Am Stummdenkmal befindet sich ein „Pokéstop“, also ein Depot für Fangbälle und Eier mit Fabeltieren. Fotos: Robert Schmidt

Am Stummdenkmal befindet sich ein „Pokéstop“, also ein Depot für Fangbälle und Eier mit Fabeltieren. Fotos: Robert Schmidt

"Wenn man nix zu tun hat, geht man raus und spielt Pokémon", sagt der 15-jährige Steven lachend. Der Illinger und sein gleichaltriger Freund Lukas aus Landsweiler-Reden haben sich an diesem Montagvormittag mit ihren Smartphones in Neunkirchen auf die Jagd nach virtuellen Fabelwesen begeben (siehe: Auf einen Blick). Seit um 10 Uhr hätten sie schon einige Dutzend gefangen. Steven zeigt, wie das geht: auf seinem Bildschirm wird angezeigt, wo das Spiel ein virtuelles Tier in die reale Umgebung platziert hat. Schnell wird es mit dem Smartphone fixiert und mit ein paar Handbewegungen eingefangen. Wo genau sich die Fabeltiere befinden, erfahre man immer nur beim Vorbeilaufen, verraten die beiden. 72 verschiedene Pokémons hat Steven schon gesammelt, sein Freund Lukas immerhin 53. Neben den überall auftauchenden und bald wieder verschwindenden Tieren gibt es aber auch feste Punkte, sogenannte Pokéstops. Dort, so erklärt Lukas, bekommt man dann Pokéballs, spezielle Bälle, die man braucht, um die Tiere einzufangen. Auch Eier mit ungeborenen Pokémons erhalte man dort. Über eine halbe Stunde lang laufen Steven und Lukas die immer gleiche Strecke im Kreis: "Wir brüten die Eier aus", erklärt Lukas.

Während die beiden während ihrer Runden virtuellen Nachwuchs bekommen, fällt dem Autor dieser Zeilen eine Gruppe von Menschen auf, die einem kleinem Mädchen folgt, dass ebenfalls Pokémons zu suchen scheint. Und tatsächlich: Die elfjährige Yuna Weiland aus Neunkirchen hat bei ihrer Suche ihre Schwester, Mutter und Vater im Schlepptau. "Das geht schonmal drei Stunden am Stück so", sagt die Mutter achselzuckend.

D ie halbe Stadt scheint mit Spielern bevölkert zu sein. "Ich mach das nur in der Mittagspause", rechtfertigt sich der 33-jährige Holger aus Bildstock, der in Neunkirchen arbeitet und gerade Pokémon spielend durch die Pasteurstraße läuft. "Da gibt es ganz andere exzessive Spieler", ist er sicher.

Zu dieser Gruppe gehört wohl auch der 23-jährige Jan aus Wiebelskirchen, der kurz danach daddelnd in seinen Flipflops vorbeigeschlurft kommt. "Bis zu drei Stunden", spiele er am Tag. Von 150 Arten verschiedener Fabeltiere habe er schon 100 eingesammelt. Ein Geschäftsmann aus St. Wendel, der ebenfalls auf seinem Smartphone herumwischt, distanziert sich energisch von dem Spiel: "Um Gottes Willen", so einen "Schwachsinn" lehne er ab. Eine Frage des Alters scheint das aber nicht zu sein. Auch die 46-jährige Astrid Wiesen aus Steinbach offenbart sich nach anfänglichem Zögern als Pokémon-Fan und gesteht, dass sie extra zum Pokémon-Sammeln nach Neunkirchen gekommen sei. Ihre Furcht: "Wenn mein Sohn das liest…"

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 Nicole Schlachter aus Sulzbach hat einen „Taubsi“ erwischt.

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Foto: Robert Schmidt
 Prya (5) und Yuna Weiland (11) aus Neunkirchen suchen gemeinsam. Auch ihre Eltern kennen sich erstaunlich gut mit dem Spiel aus.

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 Heike Wiesmann aus Lautenbach hat ihre Pokémons und Pokébälle nach Anleitungen aus dem Internet gestrickt. Foto: Wiesmann

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Foto: Wiesmann
 Der „Taubsi“ ist gefangen.

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Auf einen Blick "Pokémon Go" ist ein in der Grundausstattung kostenloses Spiel der japanischen Firma Niantic, das man über das Smartphone bedienen muss. Ziel ist es, möglichst viele Fabelwesen, sogenannte Pokémons, einzufangen oder in virtuellen Eiern auszubrüten. Während des in Deutschland Mitte Juli eingeführten Spiels muss man verschiedene Punkte in der echten Welt anlaufen und Strecken zurücklegen. Das Programm analysiert dabei die Bewegungsdaten des Spielers. Die Pokémons müssen anschließend trainiert werden und treten dann in virtuellen Kämpfen gegen die Tiere anderer Spieler an. Außerdem besteht die Möglichkeit, Premiumgegenstände zu kaufen, um schneller ans Ziel zu kommen. Allein im Kreis Neunkirchen gibt es hunderte Anhänger von "Pokémon Go". rob

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