Melodiöser Jazz mit Swing-Wurzeln

Neunkirchen · Der Bassist Martin Wind gastierte gemeinsam mit seinem einstigen Vorbild und heutigen Duopartner Philip Catherine in der Reithalle in Neunkirchen – genau am 72. Geburtstag des belgischen Jazzgitarristen.

 Philip Catherine hat schon mit vielen namhaften Musikern gespielt. Foto: Kulturgesellschaft

Philip Catherine hat schon mit vielen namhaften Musikern gespielt. Foto: Kulturgesellschaft

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Vor 30 Jahren prägte ein Ereignis das Leben von Martin Wind: "Ich habe als 17-Jähriger von meinem ersten Basslehrer eine Kassette in die Hand bekommen." Darauf zu hören war Philip Catherine. Die Musik des Urgesteins beeindruckte den jungen Flensburger Jazzbassisten nachhaltig. 30 Jahre dauerte es, bis er sich seinen Traum erfüllen konnte: zusammen mit einem seiner großen Vorbilder Musik zu machen.

Zur Zeit ist das Duo mit seiner ersten gemeinsamen Platte "New Folks" unterwegs. Die Songs des Albums, eine vielfältige Mischung aus Klassikern des Jazz und Eigenkompositionen, präsentierten Catherine und Wind nun auch dem Neunkircher Publikum. Dabei gab es einen besonderen Grund zum Feiern: Das Konzert in der Stummschen Reithalle fiel auf den 72. Geburtstag Catherines. "Happy Birthday" wünschten die Fans, und Wind stimmte zwischen den Zeilen des darauffolgenden Songs immer wieder mal ein Geburtstagsständchen an.

Das Alter spielte allerdings für den junggebliebenen Jazzveteranen kaum eine Rolle. Mit griffigen Gitarrenriffs, charmantem Wortwitz und leidenschaftlicher Liebe zur Musik brilliert Catherine immer noch auf Weltklasseniveau. Mit der aktuellen Platte würdigte er unter anderem die ganz Großen des Jazz , mit denen er selbst schon zusammengearbeitet hatte: Chet Baker, George Shearing oder Coby Carmichael, um nur einige zu nennen.

Absolut gleichberechtigt neben seinem Idol bot Wind, der nach dem Bundesjazzorchester in New York studierte und in der dortigen Jazzszene Fuß fassen konnte, versiertes Spiel am Kontrabass. Mit wechselseitigen Soli, die ineinander übergingen, ergänzten sich die Zwei hervorragend.

Zwischendurch gab es zwar auch temporeicheren Swing zu hören, doch insgesamt dominierte meist melancholisch angehauchter, bluesiger Sound wie beispielsweise Paul McCartneys "Jenny Wren" in einer Fingerstyle-Version. Auch "Standing by the Window waving Goodbye", welches Wind seiner verstorbenen Großmutter gewidmet hat, passte wundervoll in die ruhige, entspannte Atmosphäre des Konzertes. Mit diesem Konzept trafen die beiden exakt den Geschmack des Publikums.

Dieter Steffen aus Saarbrücken war begeistert: "Philip Catherine hat schon mit allen Größen in allen möglichen Stilen zusammengespielt. Er versteht sein Handwerk wie kaum ein anderer." Auch Wind überzeugte Steffen, welcher bereits seit 45 Jahren dem Jazz die Treue hält: "Der Bassist ist ebenfalls sehr gut. Das merkt man besonders, wenn er Unisono-Bebop spielt."

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