Motorische Entwicklungsstörungen bei Kindern und Jugendlichen Die meisten Kinder haben im Alltag zu wenig Bewegung

Neunkirchen · 20, 30 Kilometer zu Fuß an einem Tag zurücklegen: Was für unsere Vorfahren in der Steinzeit auf der Suche nach Nahrung lebensnotwendig war, ist für die meisten Menschen heute unvorstellbar. Stattdessen macht sich Bewegungsmangel breit, und das bereits bei Kindern. Die Folgen für die Gesundheit sind erheblich. Laut Versichertendaten der KKH Kaufmännische Krankenkasse haben motorische Entwicklungsstörungen bei Kindern und Jugendlichen im Alter von sechs bis 18 Jahren zwischen 2006 und 2016 um 76 Prozent zugenommen, bei den Sechs- bis Zehnjährigen bereits um 63 Prozent.

„Motorisch auffällige Kinder haben schon im Kita- und Grundschulalter Probleme beim Hüpfen, Balancieren, Rückwärtslaufen oder Ballwerfen und erlernen Fahrradfahren oder Schwimmen nur schwer“, erklärt Heiko Raber vom KKH-Serviceteam Neunkirchen in einer Pressemitteilung. „Da sie wegen ihrer mangelnden motorischen Leistungen langsam sind und ungeschickt wirken, werden sie häufig von Gleichaltrigen gehänselt.“ Darunter leidet nicht zuletzt ihr Selbstbewusstsein.

Mit ausreichend Bewegung lässt sich motorischen Störungen vorbeugen. Doch das ist leichter gesagt als getan. Sitzen prägt heute bereits in jungen Jahren den Alltag. Laut einer Studie Heidelberger Sportwissenschaftler sitzen Kinder und Jugendliche an Werktagen rund 10,6 Stunden, an Wochenenden 7,5 Stunden. Das sind durchschnittlich 9,7 Stunden täglich ohne körperliche Aktivität ‒ ob auf dem Schulweg in Bus oder Bahn, im Schulunterricht, daheim beim Essen, bei Hausaufgaben oder vor PC und Fernseher.

Hinzu kommt: Früher haben Kinder auf der Straße Fußball gespielt und sind durch Felder, Wald und Wiesen gestreift. Solche Bewegungsräume sind rar geworden, etwa durch dicht befahrene Straßen. Und Sport zwei Mal wöchentlich im Verein und in der Schule reicht nicht aus, um den Bewegungsmangel auszugleichen.

„Zentral ist die Rolle der Eltern“, sagt Heiko Raber weiter. „Sie sollten Vorbild sein und ihrem Kind frühzeitig Freude an Bewegung und Sport vermitteln.“

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