Kolumne Widerstand mit vier Buchstaben: NEIN!

Es war der Moment, in dem der Einzelhandel für Sekundenbruchteile in seinen Grundfesten erschüttert wurde. Vier Buchstaben reichten aus, um an einem System zu rütteln, das unbescholtene Kunden seit Jahren zermürbt und jeden Zahlungsvorgang mit einem leicht unguten Gefühl verwässert.

Kolumne: Widerstand mit vier Buchstaben: NEIN!
Foto: SZ/Robby Lorenz

„Nein.“ – Mit dieser Antwort hatte sie nicht gerechnet, die Dame hinter der Kasse. So viel kaltschnäuziger, fast schon anarchistischer Ungehorsam war ihr bis zu diesem Zeitpunkt offenbar noch nicht untergekommen. Dabei war es doch nur eine ganz normale Antwort auf die Frage: „Verraten Sie uns bitte noch ihre Postleitzahl?“ „Nein.“ Ein kurzes Zucken mit dem Mundwinkel, ein leichtes Flackern mit der Augenbraue, ein nervöses Kratzen an der Stirn und ihre ungläubige Gegenfrage „Nein?“ waren deutliche Anzeichen dafür, dass ich soeben gegen mindestens neun Marktforschungsgesetze verstoßen hatte. „Nein. Keine Lust“, lautete meine lapidare Begründung. „Dann tippe ich einfach 66111 in die Kasse“, konterte die Dame, die sich nach diesem mittleren Erdbeben schnell wieder gefangen hatte. „Machen Sie nur. Mir egal.“
Ab sofort leiste ich Widerstand. Ich bin es nämlich leid, jedes Mal, wenn ich mir neue Kniestrümpfe, Duschhauben oder Dosenmilch kaufe, Auskunft über meinen Wohnort oder meine Zufriedenheit mit dem jeweiligen Laden zu geben. Ich latsche ja auch nicht in die Tanke und frage, ob ich die Telefonnummer der Verkäuferin bekomme und ob ich als Kunde ganz okay bin. Und wenn doch, muss ich damit rechnen, dass ich ein „Nein“ kassiere.
Na und?! Ist mir doch egal.

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