Kolumne Sacktuchsucht im Schlabberlook

Jetzt ist sie wieder da, die Zeit der Hobby-Hypochonder und Freizeit-Freckisten. Seit die Temperaturen wieder nach unten getingelt sind, darf endlich wieder geschnäuzt, gekottert und gehustet werden, bis das Sacktuch in Ehrfurcht und Auswurf erstarrt.

Kolumne: Sacktuchsucht im Schlabberlook
Foto: SZ/Robby Lorenz

Wer jetzt kein Kratzen im Hals verspürt, von Kopfschmerzen und Triefaugen geplagt ist oder die berühmten Gliederschmerzen in den Ring des Leidens werfen kann, gehört nicht mehr dazu. „Vermutlich ‘ne Grippe, vielleicht sogar schlimmer“, ist das absolute Krankheits-Minimum. Unter einer bronchial-muskulären Stirnhöhlenverkapselung mit Verdacht auf Viral-Thrombose geht nix mehr. Und wer beim ersten Hatschi nicht zum Arzt rennt, verhält sich verdächtig. Schließlich hat die Pharmaindustrie viele tolle Sachen erfunden. Und die wollen geschluckt werden.
Früher hatte man „die Freck“. Man fühlte sich drei Tage schlecht, drei weitere noch schlechter, danach ging‘s wieder bergauf. Gurgeln mit Salzwasser, ein Teechen hier und da, ab und an ‘ne Aspirin reinpfeiffen, warm einpacken, ab ins Bett. Das war‘s. Nach ein paar Tagen Rumlungern im Schlabberlook hatte man die Schnauze voll davon und erklärte der Familie tapfer: „Ich denke, bin wieder gesund.“ Aber die Zeiten sind vorbei. Also auf zu Hustensaft und Hals­pastillen. Wer weiß, wann‘s wieder wärmer wird? In diesem Sinne: G‘sundheit!

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort