„Hoffnungsmusik statt Totenmusik“

Uchtelfangen · Unter das Motto „Totentanz“ hatte das Ensemble 85 sein Konzert gestellt. Präsentiert wurde dabei passend zur Karwoche eher „schwere Kost“, wobei jedoch nicht nur Klänge des Todes und der Trauer, sondern auch der Hoffnung ihren Platz fanden.

"Totentanz" - der Titel klang schon unheimlich. Doch richtig schaurig waren erst Plakate und Programme zu dem Konzert, das der Männerkammerchor Ensemble 85 am Mittwochabend in der katholischen Kirche Uchtelfangen gab: Tote waren darauf zu sehen, Gerippe mit Resten von Haar und Fleisch, die aus Gräbern steigen und tanzen. Wer will so etwas sehen? Schiebt man den Gedanken an den Tod nicht lieber weit, weit weg? Und verbringt der moderne Freund von Chormusik nicht lieber einen heiteren Abend mit Kultstücken und Filmmusik? Meistens vermutlich. Die 16 Männer vom Ensemble 85, Chorsänger aus dem gesamten Saarland, haben sich trotzdem an die schwere Kost von Toten- und Trauermusik gewagt. Und ernteten Anerkennung: Die vordere Hälfte der großen Kirche war gut besetzt. Eigentlich sei es auch gar keine "Totenmusik", sagte Dirigent Daniel Franke. "Eher Hoffnungsmusik!"

Voll und klar, a cappella, erklangen die Männerstimmen unter dem Kirchengewölbe. Mehrstimmig häufig, immer wieder harmonisch zueinander findend. "Pie Jesu", "Ruhe sanft", "Grab und Mond" und mehr sangen sie. Und das Stück, das dem Konzert den Titel gab: den "Totentanz" von Hugo Distler . Der Komponist hatte die Motette mit 14 Versen für den Totensonntag 1934 geschrieben. Zwölf dazwischen gesprochene Verse stammen von dem Dichter Johannes Klöcking. Diese sprach nun Gunter Cremer. "Zum Tanz, zum Tanze reiht euch ein: Kaiser, Bischof, Bürger, Bauer, arm und reich und groß und klein." Die verschiedenen Prototypen der Gesellschaft forderte er in den Versen dann auch nach und nach auf, "zu ihm zu kommen", wobei er Personen aus dem Publikum antippte. Zur Vermeidung von Herzinfarkten waren diese wohlgemerkt vorgewarnt worden. "Die Welt ist deine See, der Schiffmann Gottes Geist, das Schiff dein Leib, die Seel' ist's, die nach Hause reist." Der Gesang klang tröstlich, ebenso Daniela Schmitts Querflötenspiel dazwischen. Überhaupt hatte der Tod irgendwie an Schrecken verloren während dieses Konzertes. Vielleicht gerade weil man über ihn sprach und sang. Vielleicht auch, weil sich hier so viele Menschen zusammen seiner bewusst waren. Die Musik hatte klar gemacht: Es ist der unausweichliche Lauf der Dinge. Keiner ist allein mit diesem Los. Und die Gerippe auf dem Plakat, das sind keine grausigen Monster, das sind einfach nur wir. Und na ja, wir tanzen!

"Der Tod ist nicht zu leugnen", hatte Pfarrer Johannes Schuligen bei seiner feinfühligen Begrüßung zu Anfang gesagt. Und in die Karwoche, die den Christen Hoffnung auf ewiges Leben machen will, hatte das Passionskonzert ausgezeichnet hineingepasst. Bei seinem Totentanz-Programm ist das Ensemble 85 emotional ganz besonders bei der Sache. Sänger Marcus Egermaier sagte: "Von diesem Thema ist ja jeder auf irgendeine Weise tiefgreifend betroffen."

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