Neuer Bierbrauer in Neunkirchen Fässer adé, jetzt gibt’s „Bachs“ aus der Flasche

Neunkirchen · Die Biermanufaktur Bach hat in der Wellesweilerstraße ihre neue Abfüllanlage in Betrieb genommen.

„Das ist unser neues Baby“, strahlt Julian Bach mit der nagelneuen Abfüllanlage um die Wette. Ganze zwei Testdurchläufe habe man bisher mit dem 110 000 Euro teuren Automaten unternommen. Jetzt gilt’s! Unter den aufmerksamen Blicken von Oberbürgermeister, Landrat, Kreditgebern und zig Medienvertretern stellt die andere Hälfte des Bachschen-Produktionsteams, Braumeister Jürgen Deckarm, den ersten Schwung der 65 000 fabrikneuen Bierflaschen auf die Startrampe.

Von dort aus geht es per Förderband ins Innere des Heiligtums. Hier wird jede der braunen 0,33 Liter Mehrwegflaschen gespült, etikettiert, per isobarometrischem Verfahren befüllt und schließlich verkorkt. Hoppla, die ersten Flaschen sind nur dreiviertel voll. „Ich hab die Pumpe vergessen, anzustellen“, entschuldigt sich Bach. Es mundet trotzdem. Als „süffig und vollmundig“, beschreibt Deckarm den Geschmack des 5,2 prozentigen Hellen, gebraut aus Wasser, Gerstenmalz, Hopfen und Hefe. Geradezu edel kommt das Design der Etiketten daher: gezackter Rand, eine Art dreidimensionales Wabenmuster und grazile Schrift, gehalten in glänzendem Bronzeton auf hellem Untergrund. „Es sollte klassisch und außergewöhnlich sein“, erklärt Stefan Hübsch, von dem der Entwurf stammt. Mit dem Saarbrücker Designer will Bach auch in Zukunft zusammen arbeiten.

Sieben Biersorten bietet die Braumanufaktur derzeit an, darunter ein dunkles Pils und Spezial-Craft Beer-Sorten, dessen bekanntestes das Whiskey-Bier sein dürfte. Bisher gab’s den Bachschen Gerstensaft nur aus dem Fass oder als teure, der Haltbarkeit wegen problematische Flaschen-Sonderabfüllung. Die Zeiten sind nun passé und alle Voraussetzungen erfüllt, dass die Braumanufaktur Bach eine „Erfolgsstory“ wird –- wovon Landrat Sören Meng felsenfest überzeugt ist. Schließlich gäbe es „wenige Themen“, die kulinarisch „so im Trend liegen wie individuelle Biere“. Und dann ist da natürlich noch der Heimatbezug.

Das Malz wird in Wallertheim oder dem ebenfalls rheinland-pfälzischen Kreimbach-Kaulbach vermälzt und abgesackt. Die Produktion findet dann vom Schroten bis zur Abfüllung ausschließlich in der Neunkircher Brauerei im „Hafenviertel“ statt. Wo auch piranja-cola ihren Sitz hat. Dazu muss man wissen, dass die Produktionshalle mitnichten an einem Gewässer liegt – lediglich in Nachbarschaft der „Blauen Lagune“ - und es sich auch nicht um einen Stadtteil handelt, sondern um ein einziges Gebäude. So soll der Name vielmehr das moderne und kreative Lebensgefühl widerspiegeln, das beiden Unternehmen zu eigen ist (wir berichteten).

Im 450 Quadratmeter großen „Hafenviertel“ sind Bach und Deckarm bis zu 16 Stunden am Tag mit ihren Bieren beschäftigt. „Bierbrauen ist ähnlich wie Kochen nach Rezept. Manchmal ist es auch nur eine Idee, die dahinter steckt“, sagt Julian Bach, der Kfz-Mechaniker gelernt hat und Maschinenbau studierte. Rein theoretisch können ab sofort 1100 Flaschen pro Tag befüllt werden. Aber dazu bedarf es natürlich einer entsprechenden Nachfrage. „Wir wollen 600 Hektoliter voll bekommen bis Ende des Jahres“, nennt der 34-Jährige die nächste Zielmarke.

Alles in allem wurden bisher 250 000 Euro in die Brauerei investiert. Wollte man statt nagelneuer Gefäße Pfandflaschen befüllen, müsste man dieselbe Summe für eine Flaschenwaschanlage in die Hand nehmen. „Das Spülen überlassen wir deshalb lieber den Großen der Branche“, so Bach. Die freuen sich im Übrigen über jede Bach-Flasche, die in den Pfand-Kreislauf gelangt: „Eine einmal befüllte Flasche gilt für die als neu.“

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