Restaurant in Furpach Aus der Karibik in den Tannenschlag

Furpach · Rafael Gomez Martinez hat das Hotel-Restaurant Hör in Furpach übernommen und neu erfunden. Jetzt heißt es Akropolis und überzeugt auf ganzer Linie.

Yoannis Selimov (von links), Crismedy Espinal, Paula Crismedy Espinal, Chef Rafael Gomez Martinez und Alexandre Teofilo de Santos

Yoannis Selimov (von links), Crismedy Espinal, Paula Crismedy Espinal, Chef Rafael Gomez Martinez und Alexandre Teofilo de Santos

Foto: Anja Kernig

„Kaliméra.“ Mit diesem Gruß zur Mittagszeit wäre vor nicht all zu langer Zeit im Tannenschlag 8 kein Blumentopf zu gewinnen gewesen. Doch seit 14. Dezember erntet man als Gast damit ein mindestens doppelt strahlendes Lächeln. Damals eröffnete das „Akropolis“ nach mehr als  einem Jahr des Renovierens. Die Säulen vor der Tür harren noch darauf, ansehnlich verkleidet zu werden; innen ist alles perfekt. „Buenos días“ würde im Übrigen fast genauso gut hierher passen. Stammt doch der Inhaber des Restaurants, Rafael Gomez Martinez, aus der Dominikanischen Republik. Dort wird zwar teilweise haitianisches Kreolisch und Französisch gesprochen, die Amtssprache aber ist Spanisch. Trotzdem serviert das sechsköpfige Team weder Tapas noch Paella. „Meine Mutter stammt aus Griechenland“, löst der 47-jährige Wahlneunkircher das Rätsel. Diesem Umstand in Kombination mit den Kochkünsten seiner Mutter ist es zu verdanken, dass man in Furpach nun sehr traditionell und trotzdem auch ein bisschen innovativ griechisch essen kann. Oder besser schlemmen – gemessen an Qualität, Menge und der sorgfältigen wie liebevollen Präsentation der Gerichte auf den Tellern.

Die meisten Furpacher werden das Lokal noch als Hotel-Restaurant Hör in guter, vielleicht auch etwas wehmütiger Erinnerung haben. Zuletzt wurde der Familienbetrieb in vierter Generation geführt. Doch das ist Geschichte. Schon allein die Optik hat sich deutlich gewandelt. Vom leicht rustikalen Fachwerkambiente der Fassade ist nichts mehr übrig, die ganze Vorderfront zieren jetzt bodentiefe Glastüren, die viel Licht nach drinnen bringen und im Sommer beiseitegeschoben werden können. Weiß und Gold dominieren die beiden Gasträume, Mäander-Deckenornamente, steinerne Statuen und Amphoren, dazu große Fotos an den Wänden lassen null Zweifel, wo dieser kulinarische Kurzurlaub gerade stattfindet.

200 000 Euro hat Gomez Martinez investiert. Was er schwer leisten könnte, würde er nicht noch parallel eine Baufirma betreiben, die sich auf Abrissarbeiten spezialisiert hat. Die Firma war es auch, die ihn nach Furpach führte. „Ich war im Hör am Treppe bauen“, da verliebte er sich in die Lokalität. „Das ist super“ war sein spontaner Eindruck damals angesichts der ruhigen Lage am Waldrand. „Die Umgebung ist schön“, das Robinsondorf und Die Lakai einerseits und Gutshof Furpach samt Weiher anderseits liegen um die Ecke. Was ihm auch aufgefallen ist: „Die Leute sind schon ein bisschen feiner“. So ergriff er die Chance und erwarb das seit einigen Jahren leer stehende Objekt samt Hotel. Um sich hier kulinarisch zu verwirklichen. „Ich würde niemals auf die Idee kommen, ein Restaurant zu eröffnen ohne selbst Koch zu sein.“

Seine Passion stammt aus der Kindheit, in der Rafael viel von seiner Mutter lernte. Beruflich kocht er seit 20 Jahren. „1992 bin ich nach Deutschland gekommen“, wohnte zuletzt in Ramstein, bevor er nach Neunkirchen zog. Längst ist er selbst Vater, die jüngere Tochter besucht noch die Schule, die ältere lernt Zahnarzthelferin. Am Herd stand Gomez Martinez schon in vielen Restaurants; bevor er sein eigenes Lokal eröffnete, war er als Chefkoch im Akropolis in Kirchheimbolanden beschäftigt.

Im Service arbeiten neben seiner Frau Paula Crismedy Espinal, die wie er aus der Dominikanischen Republik stammt, zwei gebürtige Griechen: Stefca Dimcheva und Yoannis Selimov. Der Chef selbst verlässt selten die Küche. Mit dem Brasilianer Alexandre Teofilo de Santos hat Gomez Martinez einen Gleichgesinnten gefunden, der sein Faible für anspruchsvolle Zubereitung aus frischen Zutaten teilt.

Was beim Publikum bestens ankommt. Selbst mittags sei man in der Regel gut besucht, abends sowieso, „die Gäste kommen immer wieder“. Gyros geht mit am besten, genau wie Bifteki (mit Schafskäse gefüllte Frikadellen). Daneben ist der Überraschungs-Grillteller ein Renner. „Am Tag gehen fünf bis sechs Liter Metaxa-Soße weg“, wundert sich der Koch, „und davon kommt nur wenig auf die Teller“. Zubereitet wird die Spezialsoße aus Sahne, Zwiebeln, Paprika, „alles ganz frisch“, plus einem Schuss Cognac. Das Fleisch liefert die Metzgerei Schwamm aus Saarbrücken. „Ich kaufe die großen Stücke ganz und verarbeite sie selbst.“

Ein bisschen Stolz schwingt mit, als Gomez Martinez erzählt: „Wir waren schon mit 76 und 80 Leuten voll, ohne Werbung“. Zur Verfügung stehen drinnen 100 Plätze und die gleiche Anzahl noch mal draußen im Biergarten. Von dort kann man das Lokal barrierefrei betreten oder mit dem Rollstuhl befahren. Geplant ist für die Zukunft der Ausbau der hinteren Räume, um auch größere Gesellschaften bewirten zu können. In dem Zuge entsteht ein behindertengerechtes WC.

 Wie ein Kurztrip in den Olymp: Im „Akropolis“ kann man in stilvollem Ambiente griechische Spezialitäten genießen.

Wie ein Kurztrip in den Olymp: Im „Akropolis“ kann man in stilvollem Ambiente griechische Spezialitäten genießen.

Foto: Anja Kernig

Ob er irgendwann plant, zurück in die Heimat zu gehen? Der Gastronom schüttelt den Kopf. „Ich finde es toll in Deutschland. Diese Sicherheit hat man bei uns nicht.“ Es genügt ihm, im Urlaub in die Karibik zu fliegen und seine Familie zu besuchen. Seine Zukunft heißt Akropolis und Furpach. Wer sich mit ihm und dem Personal stilecht unterhalten möchte, für den hält die Speisekarte eine ganze Seite griechischer Fachbegriffe und Redewendungen samt deutscher Übersetzung bereit. In diesem Sinne: „Adio. Itan polý oréa“ (Auf Wiedersehen. Es war sehr schön“).

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